Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch. John Farndon

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Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch - John  Farndon

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      Verteidigung des Privateigentums ist in kapitalistischen Ländern wichtig. Dieses Haus in Warschau (Polen) ist stark gesichert: Auf Knopfdruck verwandelt es sich in einen stählernen Würfel.

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       Eigentumsformen

      »Eigentum« umfasst viele Dinge, von materiellen Gütern bis zu geistigem Eigentum (wie Patente oder Texte). Manche Eigentumsformen würden nicht einmal die Anhänger des freien Marktes verteidigen – etwa die Sklaverei, bei der Menschen als Ware betrachtet wurden.

      Historisch gesehen werden materielle Güter auf eine von drei verschiedenen Arten organisiert. Erstens können sie als Gemeineigentum verwaltet werden, das auf der Basis gegenseitigen Vertrauens genutzt wird, wie z. B. heute noch beim Volk der Huaorani im Amazonasgebiet. Zweitens können sie Kollektiveigentum sein – das ist das Wesen des kommunistischen Systems. Die dritte Form ist das Privateigentum. Diese Vorstellung liegt dem Kapitalismus zugrunde.

      Moderne Wirtschaftssysteme rechtfertigen das Privateigentum vor allem aus pragmatischen Gründen, da der Markt nicht ohne eine Aufteilung der Ressourcen funktionieren könne. Frühere Philosophen befürworteten das Privateigentum eher aus moralischen Gründen. So vertrat z. B. Aristoteles die Ansicht, Eigentum solle Privatsache sein, denn bei gemeinschaftlichem Besitz übernehme letztlich niemand die Verantwortung. Außerdem könnten Menschen nur großzügig sein, wenn sie etwas zu verschenken hätten.

       Ein Recht auf Eigentum

      Im Europa des 17. Jahrhunderts befanden sich alles Land und alle Behausungen im Besitz von Königen. Der englische Philosoph John Locke (1632–1704) plädierte jedoch für die Rechte des Individuums: Da Gott uns das Eigentumsrecht über unseren Körper gegeben habe, könnten wir auch frei über die Dinge verfügen, die wir herstellten. Auch Immanuel Kant (1724-1804) hielt Privateigentum für den legitimen Ausdruck der Persönlichkeit.

      Ein anderer deutscher Philosoph lehnte später das Privateigentum aber kategorisch ab. Laut Karl Marx eignen sich Kapitalisten die Arbeit der Proletarier an und grenzen sie aus. Kapitalisten bilden so eine exklusive Gruppe, die Macht und Reichtum kontrolliert und zu der Proletarier keinen Zugang haben. image

      »Es ist also offenbar besser, dass der Besitz privat bleibt, aber durch die Benutzung gemeinsam wird. Dass aber die Bürger sich dementsprechend verhalten, ist die besondere Aufgabe des Gesetzgebers.«

       Aristoteles

       Wie privat?

      In jeder modernen Gesellschaft werden manche Dinge gemeinsam genutzt, beispielsweise Parks und Straßen. Andere Dinge wie Autos sind Privatbesitz. Das Eigentumsrecht an einer bestimmten Ressource räumt dem Eigentümer normalerweise die ausschließlichen Verfügungsrechte darüber ein, aber es gibt auch Ausnahmen. Ein Haus in der Altstadt darf oft beispielsweise selbst vom Eigentümer nicht einfach abgerissen und durch einen Wolkenkratzer oder eine Fabrik ersetzt werden. Die Regierungen aller Länder der Welt behalten sich das Recht vor, im Notfall private Eigentumsansprüche außer Kraft zu setzen. Die Gründe können eine Infrastrukturmaßnahme sein oder auch eine Frage der nationalen Sicherheit. Selbst in den USA, einer streng kapitalistischen Nation, kann die Regierung einen Eigentümer zwingen, seine Rechte abzutreten. Immerhin muss er dafür mit dem Marktpreis entschädigt werden.

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      WAS IST EIN GERECHTER PREIS?

      MÄRKTE UND MORAL

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Gesellschaft und Wirtschaft

      VORDENKER

      Thomas von Aquin (1225–1274)

      FRÜHER

      Um 350 v. Chr. Aristoteles schreibt in Die Politik, dass der Wert der Güter am Bedarf gemessen werden solle.

      529–534 n. Chr. Römische Gerichte sorgen dafür, dass Grundeigentümer für ihr Land den »gerechten Preis« erhalten.

      SPÄTER

      1544 Der Spanier Luis Saravia de la Calle meint, Preise sollten durch »allgemeine Schätzung« von Menge und Qualität festgelegt werden.

      1890 Alfred Marshall schlägt vor, Preise sollten sich durch Angebot und Nachfrage bilden.

      1920 Ludwig von Mises hält den Sozialismus für nicht funktionsfähig, weil der Bedarf nur durch den Preis feststellbar sei.

      Viele Menschen wissen, was es bedeutet, »über den Tisch gezogen« oder »abgezockt« zu werden, beispielsweise in bekannten Touristenorten. Trotzdem gibt es der vorherrschenden Wirtschaftstheorie zufolge keine Abzocke. Alle Preise sind Marktpreise – eben das, was die Menschen zu zahlen bereit sind. Für Marktwirtschaftler haben Preise keine moralische Dimension: Sie betrachten die Preisbildung als das automatische Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Kaufleute, die dem Anschein nach zu viel verlangen, gehen nur bis an die äußerste Grenze. Treiben sie den Preis zu hoch, kaufen die Kunden die Ware nicht mehr und der Preis muss wieder gesenkt werden. Für Marktwirtschaftler ist der freie Markt das einzige Mittel zur Preisgestaltung, weil nichts – nicht einmal Gold – an sich einen Wert hat.

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      Im Mittelalter reagierte man empfindlich auf irreguläre Preisgestaltung: 1321 wurde William le Bole aus London durch die Straßen geschleift, weil er zu leichtes Brot verkauft hatte.

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       Aus freien Stücken

      Eine völlig andere Auffassung vertritt der sizilianische Gelehrte Thomas von Aquin in seiner Summa Theologica, einer der ersten Marktstudien. Für den gelehrten Mönch waren Preise eine zutiefst moralische Angelegenheit. Er betrachtete Habgier als Todsünde. Gleichzeitig war ihm klar, dass ein Händler aufhört Handel zu treiben, wenn er den Profit als Anreiz verliert. Dann erhielte die Gemeinschaft nicht die Güter, die sie braucht.

      Thomas schloss daraus, dass Händler berechtigt seien, einen »gerechten Preis« zu fordern – mit einem anständigen Profit, aber ohne sündhaften Wucher. Dieser gerechte Preis sei der Preis, den der Käufer aufgrund ehrlicher Information freiwillig zu zahlen bereit sei. Auf künftige Ereignisse, die den Preis verringern könnten, müsse der Käufer jedoch nicht aufmerksam gemacht werden.

      Die Frage einer moralischen Preisgestaltung spielt auch heute noch eine große Rolle. Ökonomen und Öffentlichkeit diskutieren »den gerechten Preis«, den Banker für ihre Arbeit verlangen dürfen, oder

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