Big Ideas. Das Feminismus-Buch. Ann Kramer

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Big Ideas. Das Feminismus-Buch - Ann  Kramer

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       Radikale Analyse

      Die Schriftstellerin Mary Astell widersprach der Ansicht, dass die »minderwertigen« Frauen unter männlicher Kontrolle stehen sollten. Die fromme Christin argumentierte gegen die Behauptung der Kirche, die zweitrangige Rolle der Frauen sei gottgewollt, dass Gott auch die Frauen mit »intelligenten Seelen« und der »Fähigkeit zu denken« ausgestattet habe. Allein die Männer hatten sie untergeordnet. Indem sie Frauen eigenständiges Denken versagten, versklavten sie sie und beleidigten Gott.

      Für Astell war bessere Bildung der Schlüssel zu mehr Gleichheit. In A Serious Proposal to the Ladies (1694) fordert sie die Frauen auf, ihren Intellekt und ihre Fähigkeiten zu entwickeln, statt sich den Männern zu fügen. Sie schlägt sogar die Gründung eines weltlichen Klosters oder einer Universität vor. Zwar akzeptiert sie die Notwendigkeit der Ehe, heiratet selbst aber nie. In Some Reflections on Marriage (1700) warnt sie Frauen vor Ehen, die auf Lust oder Geld basieren. Sie glaubte, dass Bildung Frauen kluge Entscheidungen ermöglicht und Unglück vermeiden hilft.

      Wie ihre Zeitgenossinnen war Astell keine Aktivistin, schrieb aber intensiv über die Lage der Frauen ihrer Umgebung aus feministischer Perspektive. Ihre Theorien sind bis heute gültig. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis andere Frauen die Diskussion öffentlich fortführten. image

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      Aphra Behn, hier auf einem Porträt des Niederländers Peter Lely aus dem 17. Jahrhundert, begann zu schreiben, um den Schulden zu entkommen. Sie wurde berühmt und nach ihrem Tod 1689 in Westminster Abbey beigesetzt.

       Mary Astell

      1666 in Newcastle upon Tyne (England) in eine Familie der oberen Mittelschicht geboren, erhielt Mary Astell nur wenig formelle Bildung. Ihr Onkel Ralph Astell unterrichtete sie in klassischer Philosophie. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1688 zog sie in den Londoner Stadtteil Chelsea und lebte mühsam vom Schreiben, wurde von literarischen und intellektuellen Freundinnen und Mäzeninnen aber ermutigt. William Sancroft, Erzbischof von Canterbury, ebenfalls ein Freund, unterstützte sie finanziell. Ihr erstes Buch, A Serious Proposal to the Ladies, etablierte sie als ernsthafte Denkerin. 1709 zog sie sich aus dem öffentlichen Leben zurück und gründete in Chelsea eine Armenschule für Mädchen. 1731 starb sie nach einer Mastektomie aufgrund von Brustkrebs.

       Hauptwerke

      1694 A Serious Proposal to the Ladies

      1700 Some Reflections on Marriage

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      UNSER KÖRPER IST DAS KLEID UNSERER SEELE

      FRÜHER FEMINISMUS IN SKANDINAVIEN

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Sophia Elisabet Brenner, 1719

      SCHLÜSSELFIGUREN

       Sophia Elisabet Brenner, Margareta Momma, Hedvig Nordenflycht, Catharina Ahlgren

      FRÜHER

      1687 König Christian V. von Dänemark und Norwegen erlässt ein Gesetz, das unverheiratete Frauen für unmündig erklärt.

      SPÄTER

      1848 Die schwedische Schriftstellerin und feministische Aktivistin Sophie Sager stellt ihren Vermieter wegen Vergewaltigung in einem wegweisenden Rechtsfall vor Gericht.

      1871 Die Frauenrechtsgesellschaft Dansk Kvindesamfund wird von Matilde und Fredrik Bajer in Dänemark gegründet.

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      Im 18. Jahrhundert gewährte Stockholm, hier auf einem Gemälde von Elias Martin (1739–1818), seinen Bürgern immer mehr Rechte. Einige der frühesten Feministinnen lebten hier.

      Mit Beginn der schwedischen Freiheitszeit (1718–1772) ging die Macht von der Monarchie auf die Regierung über. Politische und philosophische Debatten mehrten sich und mit ihnen die Forderungen nach mehr Freiheit für Frauen. Die Verfassung von 1734 spiegelte das progressive Milieu wider – Frauen erhielten Recht auf Besitz und auf Scheidung bei Ehebruch.

       Frühaufklärung

      Die schwedische Schriftstellerin und gebildete Aristokratin Sophia Elisabet Brenner erklärte als eine der ersten Frauen öffentlich, dass Frauen dieselben Rechte zustünden wie Männern. Ihr 1693 publiziertes Gedicht Die berechtigte Verteidigung des weiblichen Geschlechts bekräftigte, dass Frauen Männern intellektuell ebenbürtig seien. 1719 schrieb sie in einem Gedicht für Königin Ulrika Eleonora von Schweden, Männer und Frauen seien gleich, wenn auch nicht äußerlich.

      In »Conversation between the Shades of Argus and an unknown Female« (1738–1739) nimmt die Journalistin Margareta Momma den Ruf nach Bildung für Frauen auf und äußert sich satirisch über Kritiker, die Frauen der Debatte für unfähig befinden. Im Geist der Aufklärung forderte sie die Freiheit der Rede und der Religion und setzte sich für den Gebrauch der schwedischen Sprache statt des aristokratischen Französisch ein, um mehr Menschen Zugang zu neuen Ideen zu geben.

      »Eine energische Frau, aber sehr talentiert.«

      Jonas Apelblad Schwedischer Reiseschriftsteller über Catharina Ahlgren

       Intellektuelle Anerkennung

      Die Schriftstellerin Hedvig Charlotta Nordenflycht debütierte literarisch mit Die Klage der schwedischen Frau (1742), einem Gedicht zur Bestattung von Königin Ulrika Eleonora, in dem die Dichterin mehr Rechte für ihr Geschlecht fordert. Anders als Momma und viele Zeitgenossinnen veröffentlichte sie unter eigenem Namen. Beruflich erfolgreich, wurde sie 1753 als einzige Frau in den Tankebyggararorden (Orden von Gedankenerrichtern) aufgenommen, eine literarische Gruppe in Stockholm, die die schwedische Literatur erneuern wollte. Nordenflycht unterhielt auch selbst einen Salon, den die besten Autoren der Zeit zum Gedankenaustausch aufsuchten. Mit ihrer Verteidigung des weiblichen Intellekts in Gedichten wie Die Pflicht der Frau, ihren Verstand zu gebrauchen und ihrem Protest gegen Frauenhass in Verteidigung von Frauen (1761) forderte sie das Recht ein, intellektuell aktiv zu sein.

       Sprache der Wissenschaft

      Catharina Ahlgren, eine Freundin von Nordenflycht, publizierte ihr erstes Gedicht 1764 zum Geburtstag von Königin Louisa Ulrika. Schon als Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen und Deutschen bekannt, schrieb sie 1772 unter dem Pseudonym »Adelaide« rhetorische Briefe, die in zwei Zeitschriften erschienen. Die an Männer

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