Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
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Morton machte eine wegwerfende Handbewegung. "Sie haben keine Ahnung, G-man! Wissen Sie, was sich unter dem Todos Santos befindet?"
"Keine Ahnung."
"Ein atomsicherer Bunker aus den Fünfzigern. Ich weiß es genau. Als ich mal nicht so wollte wie die, haben mich Dalbáns Leute dorthin mitgenommen und mit Elektroschocks gefoltert. Dort unten kann man schreien, so laut man will. Es hört einen Niemand. Los Santos könnten wochenlang dort unten überleben, ganz gleich, was über ihnen passiert! Es gibt eine separate Luftzufuhr, Filteranlagen gegen giftige Dämpfe oder strahlenbelasteten Fallout..." Morton bleckte die Zähne wie ein Raubtier. "Soll ich Ihnen was sagen? Die sitzen da unten jetzt seelenruhig und warten einfach ab..."
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Zur gleichen Zeit betrat Milo die Intensivstation des St. James Hospital. Der Bereich, in dem Oleg Shkoliov untergebracht war, wurde von einem halben Dutzend NYPD-Officers bewacht.
Dr. Jessica McNamara, die diensthabende Ärztin, machte Milo kaum Hoffnungen, was Shkoliovs Überlebenschance anging.
"Zeitweise fantasiert der Patient", erläuterte sie ihm. "Der Kopftreffer scheint irreversible Hirnschäden verursacht zu haben. Es ist nahezu ein Wunder, dass Mister Shkoliov immer noch am Leben ist. Aber die neurologischen Ausfallerscheinungen sind nicht zu übersehen."
"Und Sie können wirklich nichts tun?", fragte Milo.
Sie schüttelte den Kopf. "Es ist alles in unserer Macht stehende veranlasst worden. Aber Mister Shkoliov litt unter Vorerkrankungen, was die Sache komplizierter macht."
Milo hob die Augenbrauen. "Was für Vorerkrankungen?"
"Epileptische Anfälle."
Milo und die Ärztin erreichten den Patienten.
Shkoliov hatte die Augen geschlossen.
Die Apparate zeigten die einzelnen Körperfunktionen an. Die Atmung des Ukrainers war flach.
Dr. McNamara sprach ihn an. Oleg öffnete die Augen, starrte Milo an. Er verzog das Gesicht. Seine linke Gesichtshälfte blieb dabei vollkommen regungslos. Diese Gesichtslähmung musste wohl zu jenen Begleitumständen zählen, die Dr. McNamara als "neurologische Ausfälle" bezeichnet hatte.
Oleg versuchte etwas zu sagen.
Aber es kam nicht mehr als ein röchelnder Laut über seine Lippen.
Milo beugte sich etwas zu ihm herab.
Oleg atmete schwer, machte einen neuen Versuch. "Schön...Sie...zu sehen!", brachte er schließlich heraus.
"Es hieß, dass Sie mit mir sprechen wollen, Mister Shkoliov", stellte Milo fest.
"Ja... Mit mir...geht es...zu ...zu..." Er stockte. Offenbar brauchte er eine Pause. Schließlich fuhr er fort: "Ich möchte Ihnen etwas sagen... Tony Scarlatti...der Große Alte...er ist zurück!"
"Ein anonymer Anrufer informierte uns verzerrter Stimme darüber. War das Ihre Freundin Evita Jackson?"
"Ja... Ich will...dass die...Scarlatti-Familie...bezahlt!"
Es war Milo auch ohne die Äußerung klar, dass es nicht die Liebe zur Gerechtigkeit war, die den sterbenden Oleg Shkoliov dazu veranlasste, sein Wissen auszuplaudern. Vielmehr war es blanker Hass. Hass auf die Familie desjenigen, den er für den Urheber des Massakers im "Hot Spot" hielt. Ironischerweise wollte er jetzt den FBI als Werkzeug seiner Vergeltung benutzen.
"Ray Neverio... Ich weiß, wann und wo er sich mit Tony Scarlatti treffen wird! Wenn Sie wollen...ser... serviere ich Ihnen beide auf... einem...Silbertablett!"
25
Es dauerte Stunden, bis die Flammen gelöscht waren und man die verkohlte Ruine des "Todos Santos" betreten konnte. Unser Kollege Fred LaRocca hatte in der Zwischenzeit die Baupläne besorgt, die bei der Stadtverwaltung eingereicht worden waren, um Fördermittel für den Atomschutzbunker zu beantragen.
Wir wussten nun immerhin, wo sich der Eingang und die Belüftungsschächte befanden. Letztere waren zu klein, um sie als Fluchtwege oder Einstiegsmöglichkeit benutzen zu können.
Wir stiegen mit angelegten Gasmasken und kugelsicheren Westen in den Keller. Insgesamt ein Dutzend G-men nahmen an diesem Einsatz teil. Den Griff der SIG umfasste ich mit beiden Händen.
Die Eingangstür zum Bunker mussten wir mit einer Sprengladung öffnen.
MPi-Feuer prasselte in unsere Richtung. Wir gingen rechts und links der Stahltür in Deckung.
"Hier spricht das FBI!", rief Jay Kronburg. "Sie haben keine