Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus

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Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis - Walter G. Pfaus

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      23

      Leslie Morell blieb bei Eliza Jarmaine. Schließlich konnten wir nicht zulassen, dass irgendetwas an Kellys Zimmer verändert wurde. Kollegen der SRD waren auf dem Weg zur Adresse der Jarmaines.

      Das "Todos Santos" war ein Billardlokal, zwei Straßen weiter.

      Als wir eintrafen, stand das Gebäude in hellen Flammen. Ich parkte den Ford in gebührendem Abstand. Wir stiegen aus und Jay hatte schon das Handy am Ohr, um weitere Einsatzkräfte zu rufen. Insbesondere mussten wir jetzt die Hilfe des Fire Service in Anspruch nehmen. Einige Schaulustige hatten sich auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig gesammelt. Scheu sahen sie sich den Brand an.

      Schreie gellten aus dem Inneren des "Todos Santos".

      Die Hitze, die von dem Gebäude ausging, war mörderisch.

      Einer Fackel gleich taumelte ein Mann mit brennender Kleidung hinaus auf die Straße.

      Niemand unter den Zuschauern rührte sich.

      Ich spurtete kurz entschlossen los, zog meine Lederjacke aus. Der Brennende war wie von Sinnen vor Schmerz. Ich brachte ihn mit einem Stoß zu Fall und begann, mit der Jacke die Flammen zu löschen. Langsam ebbte sein Geschrei ab. Er sah mich mit großen Augen an.

      Ein Knall ließ uns beide zusammenzucken.

      Ich hob schützend den Arm vor das Gesicht. Die Hitze war kaum erträglich. Im Inneren des Gebäudes gab es noch mehrere Geräusche leichter Detonationen. Offenbar war es den Attentätern gelungen, ihren Sprengstoff unbemerkt im oder am Gebäude anbringen zu können. Die Täter waren wohl längst über alle Berge.

      Jay hatte mich inzwischen erreicht. Gemeinsam zogen wir den Brandverletzten aus der Hitzezone heraus. Im Hintergrund ertönten bereits die Sirenen von NYPD und Fire Service.

      Der Verbrannte stand unter Schock. Er deutete auf das Gebäude und rief immer wieder: "Holt sie alle raus! Sie sind noch dort..."

      "Wie viele Personen befinden sich noch im Gebäude?", fragte ich.

      Aber der Mann redete nur wirres Zeug. Die Situation überforderte ihn einfach. Er stand unter schwerem Schock.

      Ich bemerkte das Kreuz mit dem gehörnten Skelett an seinem Hals.

      Mit einer knappen Geste wies ich Jay darauf hin.

      "Todos Santos - das klingt doch wie nach einem Treffpunkt dieser selbsternannten Heiligen-Gang", war er überzeugt.

      "Die ganze Gegend wurde von City Police-Beamten gecheckt", gab ich zu bedenken.

      Jay zuckte Achseln. "Wer sagt denn, dass das Todos Santos zu dem Zeitpunkt nicht wie ein ganz normales Lokal erschien?"

      "Unsere Freunde aus Little Italy scheinen da über genauere Informationen zu verfügen!"

      Die Vermutung lag nahe, dass die Scarlatti-Familie hinter diesem Anschlag steckte. Neverio musste einfach etwas unternehmen, um vor der Familie nicht als Schlappschwanz dazustehen.

      Ich durchsuchte den Mann, dessen Kleider gebrannt hatten, nach Waffen und fand einen Revolver Kaliber .22.

      Ich blickte zu der Flammenhölle hinüber. Es war unmöglich, in das Gebäude zu gelangen. Die Überlebenschance aller, die zum Zeitpunkt der Explosion im "Todos Santos" gewesen waren, war denkbar gering.

      Nach und nach trafen die Einsatzkräfte ein. Cops der City Police scheuchten die immer zahlreicher werdenden Schaulustigen zur Seite. Die Angehörigen des Fire Service begannen mit den Löscharbeiten. Die Flammen mussten zumindest soweit eingedämmt werden, dass sie nicht mehr auf benachbarte Gebäude übergreifen konnten. Mehrere Notarztwagen des Emergency Service erreichten den Ort des Geschehens. Sanitäter kümmerten sich um den Mann, der gebrannt hatte. Er musste in eine Klinik eingeliefert werden. Wir stellten vorher noch die Personalien fest. Er trug keine Papiere bei sich, gab seinen Namen aber mit Eric Valdez an. Valdez wurde von einem NYPD-Officer begleitet. Zurzeit stand er noch zu sehr unter Schock, um irgendeine brauchbare Aussage herauszubringen. Aber später war er vielleicht ein Zeuge, der uns wertvolle Beobachtungen mitteilen konnte. Vorausgesetzt, sein Ehrenkodex als Angehöriger von "Los Santos" ließ es überhaupt zu, dass er mit uns redete.

      Ich sprach mit NYPD-Captain Ron Gupta, dem indischstämmigen Einsatzleiter.

      "Lassen Sie das ganze Gebiet weiträumig absperren, Captain Gupta. Es besteht der Verdacht, dass sich hier das Hauptquartier einer Gang namens Los Santos befindet. Insbesondere suchen wir einen Mann namens Kelly Jarmaine, der höchstwahrscheinlich an dem Anschlag auf der Brooklyn Bridge beteiligt war. Er ist 22, breitschultrig, trägt zurzeit weißblond gefärbte Haare." Ich hielt Captain Gupta das aktuelle Foto hin.

      "Wir tun, was wir können", versprach er. "Aber Sie sehen ja, was hier los ist!"

      Die Löscharbeiten zogen sich hin.

      Manche der Schaulustigen verloren das Interesse daran.

      In einer Hausnische entdeckte ich Larry Morton. Der Drugstorebesitzer verfolgte aus sicherer Entfernung die Szene. Unsere Blicke trafen sich. Er schaute zur Seite, wich mir aus.

      Ich ging auf ihn. Er wandte sich zum Gehen, wollte einer Begegnung mit mir offenbar ausweichen.

      Ein kurzer Spurt und ich hatte ihn eingeholt. "Warten Sie, Mister Morton."

      Er blieb stehen, sah mich abweisend an. "Was wollen Sie, G-man?"

      "Ich dachte, vielleicht können Sie mir ein bisschen weiter helfen."

      "Ich habe alles gesagt."

      Ich versuchte einen Schuss ins Blaue. Und traf. "Wussten Sie, dass sich hier vermutlich das Hauptquartier von Kid Dalbán und Los Santos befand? Bis jetzt gibt es nur einen Überlebenden. Möglicherweise werden Sie also in Zukunft keine Probleme mehr haben!"

      Er lachte heiser. Dann trat er auf mich zu, sah mir direkt in die Augen. "Klar weiß ich, dass sich hier Dalbáns Hauptquartier befindet."

      "Jemand

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