Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
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Eine weitere Schleusentür wurde zugeklappt.
Wir stürmten ins Innere des Bunkers
Offenbar war unsere Drohung auf taube Ohren gestoßen. Über Funk gab ich den Befehl, das Reizgas über die Belüftung einzuleiten.
Auch das Schloss der nächsten Tür musste gesprengt werden. Vorsichtig öffneten wir sie. Erneut wurde auf uns geschossen.
Wir gingen in Deckung und warteten ab. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis das Reizgas seine Wirkung tat.
"Geben Sie auf!", rief ich noch einmal. "Sie sitzen in der Falle!"
Einige Minuten später zogen die ersten Reizgasschwaden durch den Bunker. Hustend ergab sich ein Gangmitglied nach dem anderen. Unter ihnen auch der berüchtigte Kid Dalbàn sowie Kelly Jarmaine.
Einen nach dem anderen nahmen wir in Empfang und ließen die Handschellen klicken.
26
Ray Neverio steckte die Patronen sorgfältig in das Magazin der Automatik. Anschließend schob er es in die Waffe hinein, zielte einem seiner Leute zwischen die Augen.
"Mach dir nicht in die Hosen, Robbie!", lachte er, als er den Schrecken im Gesicht seines Gegenübers sah.
Robbie verzog das Gesicht.
"Sie machen mich nervös, Mister Neverio", gestand der breitschultrige Mann mit dem kurzgeschorenen Haar.
Neverio lachte.
"Ich teste nur Ihr Reaktionsvermögen, Robbie! Man muss in jeder Sekunde aufmerksam sein, wenn man überleben will!"
"Ich denke, als die kleine Asiatin Ihnen an die Gurgel wollte, habe ich mein Reaktionsvermögen unter Beweis gestellt", erklärte Robbie etwas beleidigt.
Neverio machte eine theatralische Geste. "Ich werde Ihnen dafür ewig dankbar sein, Robbie!"
Er ging zur Fensterfront seiner Traumetage in den Majestic Apartments. Er hatte von hier aus freie Sicht über den Central Park. Bei gutem Wetter konnte man bis zum Long Island Sound sehen. Der Blick wurde nur durch den einen oder anderen Wolkenkratzer gestört, der das Majestic an Höhe übertraf.
"Wissen Sie, was der Große Alte immer sagte?", fragte Neverio. "Das ist meine Stadt. Hier bin ich der King! Zurzeit könnte ich das sagen. Und ich werde nicht zulassen, dass der Alte wieder das Ruder im Scarlatti-Clan übernimmt."
"Er hätte in Marokko seinen Lebensabend genießen sollen", fand Robbie.
Neverio nickte. Seine Miene wurde düster. Er ballte die Hände zu Fäusten. "Der alte Sack soll nicht glauben, dass er hier in New York die Zügel wieder in die Hand bekommt! Niemals!"
27
Die Pizzeria "Napoli", 456 Washington Lane in Paterson, New Jersey, gehörte George Bucci. Bucci war ein Großneffe des "großen Alten" aus Marokko. Deshalb vertraute Tony Scarlatti ihm. Sich in Little Italy zu zeigen, war Scarlatti zu riskant. Aber in Paterson erinnerte sich bestimmt niemand an sein Gesicht, dass er darüber hinaus mit Hilfe eines Maskenbildners stark verändert hatte. Das graue Haar war schwarz gefärbt. Scarlatti hatte sich einen Bart stehen lassen, der ebenfalls schwarz gefärbt war. Da der "Große Alte" ein relativ fülliges, faltenloses Gesicht hatte, wirkte er zwanzig Jahre jünger als er war.
Zusammen mit seinem Gefolge von insgesamt fünf Leibwächtern betrat er die Pizzeria. Zwei der Männer ließ er im Vorraum warten. "Sorgt dafür, dass wir nicht gestört werden!", befahl er. Scarlatti hatte Bucci darum gebeten, das "Napoli" um diese Zeit für andere Gäste zu schließen. "Geschlossene Gesellschaft", stand daher an der Eingangstür.
Mit den drei restlichen Gorillas betrat Tony Scarlatti den Schankraum.
Ray Neverio hatte bereits an einem vornehm gedeckten Tisch Platz genommen.
Zwei Bodyguards flankierten ihn links und rechts.
Scarlatti blieb kurz stehen, musterte seinen Neffen Ray.
"Ciao, Ray!"
"Ciao, Onkel."
"Du siehst gut aus. Deine italienischen Anzüge sitzen wie angegossen!"
Ray erhob sich, ging auf seinen Onkel zu und umarmte ihn.
"Du kannst gar nicht sagen, wie es mich freut, dich hier gesund und munter anzutreffen. Allerdings war es ein unnötiges Risiko. Wir hätten uns genauso gut in Marokko - oder sonst wo in der Welt treffen können!"
"Das sehe ich leider anders, Ray."
Tony