Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
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"Das ist ein Teil unseres Jobs."
"Ich verstehe..."
"Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet!"
"Es gab gewisse Differenzen zwischen mir und dem Leiter der Entwicklungsabteilung..."
"Dr. Ressing."
Hiram nickte. "Ja, genau."
"Worin bestanden die Differenzen?"
"Sie waren privater Natur. Mehr werde ich dazu nicht sagen, Mr. Trevellian."
"Warum kündigen Sie nicht bei MADISON?"
"Mein Vertrag sieht vor, dass ich innerhalb einer Sperrfrist von einem halben Jahr kein Angebot aus der Industrie annehmen darf." Er grinste. "Schlecht geht es mir allerdings auch nicht, schließlich erhalte ich bis zum Ablauf dieser Frist weiterhin mein Gehalt."
Jetzt erschien Sally mit einem Tablett, auf dem eine Kanne mit Kaffee sowie passendes Geschirr standen.
"Es tut mir sehr leid, Mr. Trevellian. Aber Sie haben den weiten Weg hier heraus nach Southampton wohl völlig umsonst gemacht", meinte Hiram, während Sally den Kaffee servierte.
Ich beachtete diese Bemerkung nicht.
Aus irgendeinem Grund wollte Hiram uns lieber früher als später loswerden.
"Was wissen Sie über die Pakistan-Reisen von Dr. Tremayne?", fragte ich dann in die Stille hinein.
Hiram blickte auf. Er wechselte einen kurzen Blick mit Sally. Sie hatte sich bereits halb zum Gehen gewandt. Jetzt erstarrte sie.
"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."
"Hatten seine Reisen dorthin irgendetwas mit Firmenprojekten zu tun?"
"Warum fragen Sie ihn nicht selbst?"
Ein harter Brocken!, dachte ich. Er wand sich um jede klare Aussage herum. Vielleicht hatte er aus seiner Sicht gute Gründe dafür. Möglich, dass die Geschäftsführung von MADISON ihm eine Art Maulkorb-Order gegeben hatte. Und was immer es auch an Differenzen im Forscherteam der Entwicklungszentrale des Fürbringer-Konzerns gegeben hatte, so war Hiram ganz offensichtlich nicht bereit, dafür seine noch ausstehenden Gehaltszahlungen und eine eventuell fällige Abfindung aufs Spiel zu setzen.
Ich wandte mich an Sally.
"Warum setzen Sie sich nicht zu uns?", fragte ich.
Sie zögerte.
Ein kurzer Blickwechsel mit Hiram, dann setzte sie sich.
"Sally kann zu der ganzen Angelegenheit nun wirklich nichts sagen", meinte Hiram. Er tickte dabei nervös auf der Sessellehne herum.
Ich blickte direkt in Sallys blaue Augen.
Ihr Lächeln war geschäftsmäßig, wirkte etwas unterkühlt.
"Haben Sie für das Schießeisen, mit dem Sie mich gerade bedroht haben eigentlich einen Waffenschein?", erkundige ich mich.
"Natürlich", erklärte sie. "Die Waffe ist ordnungsgemäß registriert."
"Sie schienen mir ziemlich nervös zu sein?"
"Ach, ja?"
"Wovor hatten Sie Angst, Sally?"
"Angst?"
"Wie sollte man die Art und Weise, in der Sie meinen Kollegen und mich begrüßt haben, sonst erklären?"
Sie zuckte die Achseln. "Die Welt ist verseucht vom Verbrechen", sagte sie mit leiser, fast brüchiger Stimme. "Das Böse regiert alles..."
"Ist das nicht etwas übertrieben?"
Sie sah mich erstaunt an. "Das sagen Sie? Ein FBI-Agent? Sie müssten es doch besser wissen, Mr. Trevellian. Sie müssten wissen, wie schlecht die Welt ist, wie weit die Herrschaft des Bösen bereits vorangeschritten ist. Vor zwei Wochen wurde hier in Southampton in eine Villa eingebrochen. Der Besitzer wurde erschossen. Die Beute: 500 Dollar Bargeld, einige Antiquitäten, die im Grunde unverkaufbar sind, weil man sie sofort identifizieren würde..." Sie beugte sich etwas vor.
Der hautenge Badeanzug spannte sich um die beiden Wölbungen ihrer festen Brüste. "Ich denke, Sie verstehen sehr gut, was ich meine..."
Ich kam nicht mehr dazu, ihr zu antworten.
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie ein Ruck durch George Hirams Körper ging. Ein kurzes Zucken. Das Gesicht wurde starr, die Augen blickten ins Nichts.
Auf der Stirn war ein roter Punkt zu sehen.
Blut sickerte heraus.
Und in der nächste Sekunde war die Hölle los.
12
"Vorsicht!", rief ich.
Meine Hand schob blitzschnell die Lederjacke zur Seite, so dass ich die Sig Sauer P226 erreichen konnte. Ich riss die automatische Pistole aus dem Gürtelholster heraus und warf mich seitwärts, während ein weiterer Schuss dicht über mich hinwegzischte.
Während ich zu Boden fiel, riss ich Sally mit mir. Der Korbsessel, in dem sie gerade noch gesessen hatte, stürzte um.
Milo hechtete sich zur anderen Seite, fand hinter einem Mauervorsprung Deckung und feuerte seine Pistole zweimal kurz hintereinander ab. Irgendwo in den nahen, zum Teil bewaldeten Hügeln saßen die Attentäter und lauerten auf uns.
Drei Laserpunkte, wie sie von Zielerfassungsgeräten ausgesandt wurden, wanderten suchend über die Hauswand.
"Gehen Sie ins Haus und verhalten Sie sich ruhig!", wies ich Sally an und