Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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in ungewohnten Situationen zu bewähren, wie Ihr ja schon auf verschiedenen Schlachtfeldern und Kriegszügen in meinen Diensten eindrucksvoll unter Beweis gestellt habt.“

      Arnulf von Ellingen hatte sich vorgenommen, alles daran zu setzen, um sich den Ansprüchen, die an die Erfüllung dieser besonderen Mission gestellt wurden, würdig zu erweisen. Und in der Tat reizte ihn der Gedanke, bis in Länder vorzudringen, die bisher bestenfalls dem Namen nach bekannt waren, aber über die es außer wunderlichen Geschichte kaum etwas gab, was berichtet werden konnte.

      Arnulf warf einen Blick zu Gero und fragte sich, wann wohl der richtige Moment war, um den Jungen in den eigentlichen Sinn dieser Reise einzuweihen, damit er die entsprechende Vorsicht walten lassen konnte und die Mission nicht unwissentlich in Gefahr brachte.

      Spätestens, wenn wir das Reich des östlichen Kaisers hinter uns gelassen haben, muss er wissen, worum es wirklich geht!, ging es dem Ritter durch den Kopf.

      Viertes Kapitel: Steppenwind

      „Heh, mach schneller!“, rief die gedrungene, faltige Frau mit den giftigen Augen.

      Obwohl Li nun schon viele Wochen im Lager von Toruks Leuten lebte, hatte sie bisher den Namen dieser Frau noch nicht herausfinden können, obwohl sie in der Gruppe eine wichtige Rolle spielte.

      Sie war offenbar die Witwe eines früheren Anführers und genoss nach wie vor höchsten Respekt. Allerdings sprach niemand sie mit dem Namen an. Alle nannten sie nur 'Die Strenge', wenn sie über sie sprachen. Einige der jüngeren Frauen hatten regelrecht Angst vor ihr. Erst recht galt das für die Gefangenen. 'Die Strenge' schien es regelrecht zu genießen, sie zu schikanieren. Dass sie die niedrigsten Arbeiten erledigen mussten, hatte Li erwartet. Etwas anderes wäre ihr auch gar nicht in den Sinn gekommen. Sie und die anderen Verschleppten konnten froh ein, dass man sie einigermaßen mit Nahrung versorgte, auch wenn es sich dabei zumeist um Abfälle und übrig Gebliebenes handelte. Vieles war kaum noch genießbar. Davon abgesehen vertrugen Li und die anderen Angehörigen des Han-Volkes unter den Gefangenen die Milch und den Käse schlecht, die bei Toruks Leuten einen Hauptbestandteil der Nahrung ausmachten. Ungefähr die Hälfte der Gefangenen war daher krank und wandt sich mit Bauchkrämpfen, während die andere Hälfte sich gerade von der Käsekrankheit erholte.

      Aber es war kaum möglich, diesem Gift auszuweichen, denn in Toruks Stamm war es anscheinend Sitte, nahezu alle anderen Speisen damit zu vermischen. Der Stamm hielt neben Schafen und Ziegen eben auch etliche Rinder und alles, was an Essbarem durch diese Tiere zu gewinnen war, wurde deshalb auch verwertet.

      Die Gefangenen wurden oft genug dazu eingeteilt, bei der Beaufsichtigung der Tiere mitzuhelfen. Dass sie dabei zu fliehen versuchen konnten, kam den Nomaden wohl gar nicht in den Sinn – und in der Tat hätten die schnellen Reiter die Flüchtlinge auch selbst unter ungünstigsten Umständen innerhalb von wenigen Stunden wieder einfangen können. Und die Strafen, mit denen dann zu rechnen war, waren mit Sicherheit schlimmer als alles, was es ansonsten bei ihnen zu erdulden ab.

      Li befand sich mit einem Bündel zusammengeklaubtem Brennholz am Rand des Lagers, als die Strenge sie so anfuhr.

      „Na los, worauf wartest du, hässliche Pflanze!“

      Hässliche Pflanze – das war der Name, den die Strenge ihr gegeben hatte. Sie hatte für jeden der Gefangenen einen wenig schmeichelhaften Namen erfunden und erwartete dann allerdings auch, dass der Betreffende darauf hörte. „Denkst du, dass ich erst Feuer haben will, wenn der nächste Frühling kommt? Oder muss ich dich erst schlagen?“

      Li hatte es sich längst abgewöhnt, diesen Äußerungen der Strengen allzu viel Bedeutung zuzumessen. Gut war, dass sie zu alt war um ihren Drohungen Taten folgen lassen zu können, denn sie hinkte und hatte augenscheinlich weit weniger Kraft in ihrem Körper als in ihrer Stimme. Und wenn sie die jungen Männer ihres Stammes darum bat, die Gefangenen für sie schlagen, dann war denen das eher peinlich. Ehre konnte man so jedenfalls nicht gewinnen und mit entsprechend geringem Enthusiasmus waren sie dann bei der Sache. Jedenfalls war bei ihnen nichts von dem schier grenzenlosen Hass zu spüren, der die Strenge erfüllte.

      Li hatte sich lange gefragt, woher dieser Hass wohl rührte – ein Hass, der insbesondere den Angehörigen des Han-Volkes zu gelten schien, denn die behandelte sie besonders schlecht.

      Von einer tibetischen Magd, die Toruks Leuten auf irgendeinem Raub in die Hände gefallen war und seitdem der Strengen diente, erfuhr Li dann, dass die Eltern der Strengen durch chinesische Soldaten getötet worden waren. Sie hatte das als kleines Mädchen von kaum fünf Jahren mit ansehen müssen.

      „Die Strenge spricht mit dir über solche Dinge?“, wunderte sich Li, nachdem die Magd ihr dies erzählt hatte. Göng war ihr Name und sie hing der Lehre Buddhas an, die sie in die Lage versetzte, alles zu ertragen, was ihr zugemutet wurde. Zumindest erklärte sie das so.

      „Sie spricht nur mit mir über solche Dinge, denn von mir fühlt sie sich nicht bedroht.“

      „Ich bedrohe sie auch nicht!“

      „Oh doch. Denn in dir und deinesgleichen sieht sie die Soldaten des Kaisers aus dem Reich der Mitte, die ihre Eltern getötet haben.“

      An diese Unterhaltung musste Li denken, als sie nun der zornigen Strengen gegenüberstand, die sie ansah, als wäre sie eine Ausgeburt des Bösen schlechthin.

      Ein Trupp von Reitern lenkte nun die Aufmerksamkeit aller auf sich – auch der Strengen.

      Es waren Toruk und etwa zwanzig Krieger. Sie hatten offenbar die Gegend abgeritten, um zu sehen, ob vielleicht doch eine Kriegsschar in Gang gesetzt worden war, um ihm und seinen Leuten die Beute abzunehmen.

      Im Laufe der letzten Wochen hatten die Uiguren immer wieder das Lager abgebrochen und waren dann einig Meilen weiter westlich gezogen.

      Manchmal hatten Toruk und seine Männer auch einige der Gefangenen mitgenommen, um sich an vorher vereinbarten Stellen zu einem Austausch gegen Lösegeld zu treffen. Von solchen Ritten kehrten die Reiter in jedem Fall ohne ihre Gefangenen zurück, ganz gleich, wie das Treffen vonstatten gegangen war.

      War genug Silber bezahlt worden, dann sah man das bereits an den prall gefüllten Leinensäcken, die an ihren Sätteln hingen. Wenn hingegen die andere Seite nicht genug hatte

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