Our Moment of Choice. Группа авторов

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Zeremonien der Angehörigen nordamerikanischer First Nations teil oder verweilen in einer gemeinsamen Schweigeminute für den Weltfrieden.

      Diese Entwicklung baut auf der interreligiösen Bewegung des späten 20. Jahrhunderts auf, die den Dialog zwischen den Oberhäuptern unterschiedlicher Religionen deutlich gestärkt und die Tür zu einem größeren gegenseitigen Verständnis geöffnet hat. Interreligiöse Gottesdienste – vormals ein seltenes Ereignis – sind inzwischen als gemeinsame Reaktion auf Hassverbrechen oder Naturkatastrophen weit verbreitet.

      In einer Zeit der enormen Selbstermächtigung hungern wir nach Gemeinschaft, die nicht allein durch das Hinzufügen neuer Kontakte auf Facebook gestillt werden kann. Wir sehnen uns nach einer tieferen Verbindung mit der Natur, da viele von uns zu dem Wissen wiedererwachen, welches die indigenen Völker überall auf der Erde seit Langem besitzen: dass wir selbst – als einzigartiger Ausdruck eines Lebensnetzwerkes – ein Teil der natürlichen Welt sind, zu der wir den Kontakt verloren haben, während wir damit beschäftigt waren, uns sicher und bequem einzurichten.

      In der Vergangenheit verspürten gläubige Menschen überwiegend den Wunsch, innerhalb ihrer eigenen Gemeinden gute Werke zu vollbringen. Heute möchten spirituell Suchende der ganzen Menschheit dienen. Dies mag ein wenig einschüchternd klingen, doch es ist der Weg der Zukunft, und er gewinnt an Dynamik, je mehr auf dem Spiel steht. Der Wille, Gutes zu tun – der Kern aller Religionen und spirituellen Traditionen –, durchbricht die Grenzen des reinen Stammesdenkens der Vergangenheit hin zu einem planetaren Impuls des Dienens, der das Gefühl von Bedeutung und Bestimmung im Leben der Menschen verstärkt.

      Diese spirituelle Revolution, in Verbindung mit und verstärkt durch die massiven Zuwanderungswellen aufgrund von Globalisierung und Klimakrise, führt zu einer Auflösung der einst starren Grenzen zwischen Nationalitäten, Sprachen, Kulturen und Traditionen – ja, selbst der Trennung der Rassen, jener großen Herausforderung für das Einssein der Menschheit. Obwohl wir aktuell eine ernst zu nehmende Gegenreaktion angesichts dieser ansteigenden Welle in Form von extremem Nationalismus erleben und kein Ende des derzeitigen Militarismus in Sicht ist, geht der sanfte, doch gleichzeitig kraftvolle Bewusstseinswandel tatsächlich recht schnell vonstatten. Die Frage ist: Wird dieses neue Bewusstsein rechtzeitig einen Kipp-Punkt erreichen, der es der Menschheit ermöglicht, zum Wohle kommender Generationen zu gedeihen?

      Wir haben es in der Hand.

       AUF DEN PUNKT GEBRACHT

      Der Prozess des Praktizierens inneren Friedens bei gleichzeitigem Streben nach spirituellem Wachstum, so zeigt Deborah Moldow, führt uns in Richtung eines neuen Bewusstseins, welches uns ermöglicht, uns selbst – zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit – als Angehörige einer einzigen planetarischen Familie zu sehen, die sich ein gemeinsames Zuhause teilt. Dies wiederum führt uns – nach Jahrzehnten interreligiöser Arbeit – zu dem Verständnis, dass alle Religionen auf universelle Wahrheiten hindeuten. Dadurch können wir ein Gefühl der Gemeinschaft entwickeln, das auf gemeinsamen Werten basiert, und vormalige Barrieren und Trennungen, die der Einheit im Wege standen, dahinschmelzen lässt.

       Aktiv werden: Das können Sie tun …

      Alle Weisheitstraditionen teilen universelle Werte, wenn auch in Form unterschiedlicher Anschauungen. Nehmen Sie sich die Zeit, sich über eine religiöse oder spirituelle Weltsicht zu informieren, die sich von Ihrer momentanen unterscheidet. Machen Sie es zu Ihrer Berufung, das Licht des Göttlichen in jedem Menschen zu sehen.

       3

       Eine evolutionäre Vision der Zukunft mit »harter« Wissenschaft in Einklang bringen

       von David Sloan Wilson und Kurt Johnson

      Im Frühjahr 2019 lud das Mind and Life Institute einen der beiden Autoren dieses Kapitels – David Sloan Wilson – zu einem persönlichen Gespräch mit Seiner Heiligkeit, dem Dalai-Lama, in dessen Residenz nach Dharamsala/Indien ein.1 Davids Forschungsarbeiten haben zu einem maßgeblichen Wandel in der Evolutionsbiologie beigetragen, in der durch eine Verfeinerung des wissenschaftlichen Verständnisses der natürlichen Selektion (namentlich Gruppen- und Multilevel-Selektion) der Ort und die Rolle von Kooperation und Altruismus innerhalb der Evolution inzwischen klar nachvollzogen werden kann.2

      David durfte einen Gastredner mitbringen und lud umgehend den zweiten Autor dieses Beitrags – Kurt Johnson – ein, der David wiederum mit den Evolutionary Leaders bekannt gemacht hat. Wir haben beide im Fachbereich Evolutionsbiologie promoviert und sind ausgebildete Wissenschaftler der sogenannten harten bzw. exakten Wissenschaften. Zudem teilen wir ein großes Interesse für die bewusste Evolution, die von vielen unserer Kolleg*innen aus der Evolutionsbiologie als wissenschaftliches »Randgebiet« betrachtet wird.3

      David erzählte Seiner Heiligkeit, als er in den 1970er-Jahren in das Fachgebiet der Evolutionsbiologie eintrat, sei dieses gänzlich auf die Erforschung der genetischen Evolution beschränkt gewesen; die Erforschung kultureller und persönlicher Evolution habe man anderen Disziplinen überlassen. Alle Gene wurden als »egoistisch« abgestempelt, und die Herausbildung altruistischer Verhaltensweisen wurde als etwas zutiefst Unwahrscheinliches betrachtet. Evolution galt als etwas Zweckfreies, aus sich zufällig ereignenden Mutationen Entstehendes, und die Folgen der natürlichen Selektion waren darauf beschränkt, wie sich Organismen an ihre unmittelbare Umgebung anpassten.

      Unterm Strich habe diese westliche Sichtweise der Evolution kaum etwas gemeinsam mit dem Buddhismus, der Glaubenstradition Seiner Heiligkeit, und dessen Aufgabe des Selbst mit dem Ziel, alles Leiden zu überwinden! Doch, so fuhr David fort, man habe die sogenannte harte Evolutionswissenschaft erweitert, um zusätzlich zu genetischen auch epigenetische, persönliche und kulturelle Veränderungen zu erfassen. Außer den egoistischen könne die Wissenschaft nun auch die Herausbildung altruistischer Verhaltensweisen erklären. Und es sei längst kein Irrglaube mehr, wenn man behauptet, dass Evolution über eine gerichtete Komponente verfügt – insbesondere im Fall der kulturellen Evolution des Menschen. Diese Entwicklungen im evolutionären Denken seien transformierend für unsere Forschungen im Hinblick auf einen gemeinsamen Nenner mit der 2500 Jahre alten Tradition des Buddhismus ebenso wie mit allen anderen religiösen und spirituellen Traditionen der Welt.

      Davids Botschaft an Seine Heiligkeit ist ebenfalls relevant für jene Gruppe von Menschen, die sich die Evolutionary Leaders nennen, deren Vision von der Evolution weit über die genetische hinausgeht und persönliche, kulturelle, ja sogar kosmische Evolution mit einschließt. Für sie besitzt Evolution eine bewusste Dimension und bewegt sich sogar in Richtung eines globalen Bewusstseins, das der französische Paläontologe und Jesuit, Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955), als Omegapunkt bezeichnete.4 Ihre Vorstellung von Ökologie tendiert zu einer holistischen Sichtweise und behandelt die ganze Erde als einen singulären Organismus, der es verdient, verehrt zu werden – in Gestalt der metaphorischen Göttin Gaia.

      In mancherlei Hinsicht zieht die »harte« Evolutionswissenschaft mit den Vorstellungen der Evolutionary Leaders gleich. Und sie kann noch mehr: Die Evolution kann zu einem bewussten Prozess und die gesamte Erde zu etwas wie einem einzigen Organismus werden, aber die besonderen Bedingungen dafür werden sich nicht selbst organisieren. Bestimmte Voraussetzungen sind erforderlich, und diese müssen von der Gesellschaft geschaffen werden. Wenn dies geschieht, wird die kulturelle Evolution zu einem vollständig bewussten Prozess geworden sein. In der Zwischenzeit hier ein paar Ideen, wie die »harte« Evolutionswissenschaft die Vision der Evolutionary

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