Lieblingsplätze Erzgebirge. Jan Hübler

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Lieblingsplätze Erzgebirge - Jan Hübler

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Bibliothek Böhmens

       Teplá: Kloster Teplá

       76 Goethes letzte große Liebe

       Mariánské Lázně (Marienbad)

       Karte

      Schwibbogen in Tannenberg

Pultscholle mit Charakter

      Vorwort: Einleitung

      Vertikal betrachtet kommt dieses Mittelgebirge unauffällig daher, und doch bestimmen »Hübel« und Täler die Landschaft. Die gewaltige tektonische Platte des Erzgebirges ist an die 8.000 Quadratkilometer groß, wovon 6.000 auf die sächsische Seite entfallen, knapp 2.000 auf das nordböhmische Krušné hory. Das Erzgebirge erstreckt sich von den nördlichen Eingangstoren Zwickau, Chemnitz und Dresden nach Süden, steigt aus dem Tiefland ganz allmählich bis auf 900 Meter an. Der runde, sanft hügelige Hauptgebirgskamm zieht sich vom Osterzgebirge bei Bahratal (unmittelbar an die Sächsisch-Böhmische Schweiz angrenzend) in südwestlicher Richtung über 160 Kilometer Luftlinie bis hin zum vogtländischen Elstergebirge bei Schöneck. Auf böhmischer Seite fällt das Erzgebirge in markanten Steilhängen mehrere Hundert Höhenmeter zur Tiefebene der Eger ab. Diesen Steilabfall nehmen deutsche Reiseführer zuweilen zu wörtlich, indem sie den böhmischen Teil völlig ignorieren. Als ob das Erzgebirge auf dem Kamm an der deutschen Grenze schlagartig aufhört zu existieren. Den Gegenbeweis treten einmal mehr die in diesem Buch beschriebenen Touren – Tagesausflüge – auf die böhmische Seite an.

      Das Erzgebirge ist das am dichtesten besiedelte Mittelgebirge Europas, oft beträgt der Abstand zwischen den Dörfern nur ein bis zwei Kilometer, umso erstaunlicher sind die unterschiedlichsten Dialekte. Im Prinzip gibt es von Dorf zu Dorf eine Lautverschiebung, da muss man allerdings sehr genau hinhören. Eine typische Aussage über die Region gefällig? »Wo de Hasen Hosen haaßen und de Hosen Hußen haaßen.« Wie ist der Erzgebirgler vom Wesen her, was macht ihn aus? Typisches Klischee: Ein Mann sitzt in Lederhuß mit Hußenträgern Pfeife rauchend auf der Ofenbank, am Wandhaken der grüne Filzhut. Also ich habe noch kein solches Original leibhaftig gesehen, aber es ist ein schönes Bild.

      Der Erzgebirgler ist »zsammnammsch«, das heißt, er kann sich gut zusammennehmen, ist extrem sparsam, kann aus dem Nichts etwas machen, er kann gut wirtschaften und gibt nicht gerne Geld aus – nicht zu verwechseln mit geizig! Geldverdienen ist bis heute ein Problem im Erzgebirge, es gibt nicht wirklich viele gut bezahlte Arbeitsplätze. Erzgebirgler gelten als aufgeschlossen, kommunikativ, gesellig und gastfreundlich, sie mögen Besuch, die Gemütlichkeit, ihr Zuhause und ihre Heimat. Mag sein, dass Natur und Landschaft als größte Stärke für diese lebenswerte Region sprechen.

      Neben dem Wald- und Holzreichtum war das Erz im Berg der Schatz in dieser ansonsten kargen Landschaft. Das Silber hat im 11. Jahrhundert ein großes »Berggeschrey« ausgelöst, Tausende Siedler angezogen und einige Städte überdurchschnittlich wachsen und prächtig gedeihen lassen. Viele Gebirgsstädte sind Perlen in einer Landschaft, die heute vor allem als Wander-, Radfahr- und Skilanglaufparadies gilt. Wenn das Wetter partout nicht mitspielen sollte, dann bietet es sich an, sich auf die Spuren des jahrhundertelangen Bergbaus zu begeben, in Museen oder Stollenanlagen.

      Das ist überhaupt die Frage: Wie nähert sich der interessierte Reisende am besten dieser ausgedehnten Region an? Es gibt auf sächsischer Seite im Wesentlichen vier Teilgebiete, in deren Mitte sich jeweils ein Basislager zu wählen anbieten würde: Osterzgebirge, Mittleres Erzgebirge, Oberes Erzgebirge und Westerzgebirge. Im Übrigen tangiert das sogenannte Silberne Erzgebirge alle vier Teilgebiete längs der Alten Silberstraße von Zwickau bis Dresden, wo das gewonnene Silber verprasst wurde.

      Heute hat es das Erzgebirge geschafft, als Montan- und Kulturlandschaft ins UNESCO-Welterbe aufgenommen zu werden. Es ist ein jahrelanger Weg gewesen, bis die Kommission im Sommer 2019 mit dem geschärften Profil zufrieden war. Letztendlich enthält die montane Kulturlandschaft mit Welterbestatus 17 Bestandteile auf sächsischer Seite und fünf auf der böhmischen. Jeder Bestandteil ist aufgegliedert in dutzende Einzelobjekte wie sakrale Gebäude oder Zeugen des Bergbaus. Das grenzüberschreitende Projekt soll der gemeinsamen Geschichtswahrung dienen, die Region fördern und Landschaften, wertvolle Städte und Kunstschätze für künftige Generationen erhalten. Neben dem identitätsstiftenden Imagegewinn wie der Slogan »Hurra, wir sind Welterbe!« verspricht die Einstufung als Weltkulturerbe einen Anstieg der Touristenzahlen, was die Montanregion Erzgebirge gut verkraften könnte.

      Blick vom Turm des Geisingberges

Vor den Toren der Stadt

      Osterzgebirge: Naherholung für die Dresdner

      Die vertrauteste Gebirgsregion ist mir seit fernen Kindertagen das Osterzgebirge, deswegen hat es Anspruch auf eine Extra-Einleitung. Es beginnt unmittelbar am Südrand von Dresden, über 40 Kilometer flach ansteigend bis zum 800 Meter hohen Hauptkamm. Auffällig am Horizont sind alte Vulkane, deren Kegel zu allerlei Fantasie beim Gedanken an ihre Entstehung anregen: der Wilisch bei Kreischa, der Geisingberg oder der Luchberg bei Oberfrauendorf. Vulkankegel bildeten im Tertiär vor mehr als zwei Millionen Jahren die letzte formgebende Phase des Erzgebirges.

      Vor allem die Flüsse verbinden Dresden mit dem Erzgebirge, die hier und in der Umgebung in die Elbe münden: der Lockwitzbach bei Laubegast, die Müglitz in Heidenau und der heftigste und ungestümste: die Wilde Weißeritz in Cotta.

      Das Osterzgebirge ist für Dresdner ein hervorragendes Naherholungsgebiet. Auf der Flucht aus dem hektischen Gedärm der Großstadt hält das Gebirge hinsichtlich sauberer Luft und Stille Balsam für Körper und Seele bereit.

      Zentrum und beliebtester Höhenkurort des Osterzgebirges ist zweifelsohne Altenberg, von Dresden bequem mit der Müglitztalbahn zu erreichen. Ich weiß nicht, wie oft wir als Kinder mit unseren Eltern und vier Fahrrädern diese Wochenendausflüge unternahmen. Spannend war immer die letzte Etappe zwischen Geising und der Endstation in Altenberg, da wand sich die Eisenbahntrasse wie ein Linksgewinde um den Geisingberg herum und schraubte sich 200 Höhenmeter hinauf. Die Diesellok V180 röhrte vor Anstrengung wie ein Sechzehnender und schaffte es kaum schneller als im Läufertempo, die wenigen Waggons bergan zu ziehen. In Altenberg angekommen, gab es mit dem Fahrrad verschiedene Varianten, die allesamt eine Gemeinsamkeit hatten: egal in welche Richtung, es ging immer bergab!

      Altenberg, eine Bergstadt mit über 550 Jahre alter Bergbautradition, trumpft heute insbesondere als Wintersport-Hochburg auf. Es gibt ein sehr gut gepflegtes Loipennetz für Skilanglauf, einen Abfahrtslauf- und Rodelhang, im Kohlgrund heißt Sie eine moderne Bobbahn willkommen.

      Ein Netz von Wanderwegen lädt Sie im Sommer zu Touren in dichte Fichtenwälder ein, über naturgeschützte Bergwiesen, entlang alter Entwässerungsgräben und über freie Stoppelfelder im Schatten langer Alleen von Wildapfelbäumen, sogenannter »Holzäppel«.

      Als Abiturienten beschlossen ein Freund und ich 1978, eine Radtour in die Slowakei zu starten. Wir beide

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