Lieblingsplätze Erzgebirge. Jan Hübler

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Lieblingsplätze Erzgebirge - Jan Hübler

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verschlafen die Ingenieure allerdings den Trend zu Armbanduhren. Zerstörungen, Demontage und Wiederaufbau belasten die Entwicklung der Uhrenhersteller um den Zweiten Weltkrieg existenziell. Erst 1964 gelingt den inzwischen verstaatlichten und vereinten VEB Glashütter Uhrenbetrieben mit der Herrenarmbanduhr Specimatic ein Renner, der 3,6 Millionen Mal über den Ladentisch geht.

      Heute ist das Spitzenmodell die Grand Complication für 1,92 Millionen Euro. Sie ist auf sechs Stück limitiert und soll schon ausverkauft sein. Schade …

      Empfehlenswert ist ein Spaziergang durch das Stadtzentrum und zur Abrundung eine kleine Pause am Markt im Café Uhrwerk.

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      Deutsches Uhrenmuseum Glashütte

      Schillerstraße 3a

      01768 Glashütte

      035053 4612102

       www.uhrenmuseum-glashuette.com

      Glashütte: Lockwitzbachtal mit Schloss Reinhardtsgrimma

      In meiner Kindheit quietschte eine Schmalspur-Straßenbahn auf der gepflasterten Talstraße von Dresden bis Kreischa, heute bügelt eine Asphaltpiste aalglatt zur Kurstadt am Fuße des Wilischs. Doch wer sich auch vom Monstrum der neuen Autobahnhochbrücke nicht abschrecken lässt, der findet noch immer lauschige Wanderwege an den Talhängen bis zur Burgstädter Linde oberhalb der Hummelmühle.

      Hinter Kreischa schlängelt sich der Lockwitzbach durch ein enger werdendes Wiesental. Bewaldete Berghänge säumen das Flüsschen, Teufelsmühle und Hirschbachmühle laden Wanderer zur Rast ein. Wo sich das Tal wieder verbreitert, kündigt sich der kleine Ort Reinhardtsgrimma an, der immerhin 1206, im gleichen Jahr wie Dresden, erstmals urkundlich erwähnt wurde, also kürzlich seinen 800. Geburtstag zelebrieren konnte. Das barocke Schloss stammt aus den Jahren 1765 bis 1767 mit einem stilvollen englischen Park. Alte Bäume, Teiche, Blickachsen über Wiesen und ein klassizistisches Badehaus laden zum Lustwandeln ein. Das Schloss selbst ist nur bei sporadischen Ausstellungen und zu Konzerten zugänglich. Vielleicht haben Sie mehr Glück an der Dorfkirche, diesem weithin sichtbaren Monumentalbau mit einem 30 Meter hohen Turm und einer der berühmten original erhaltenen Silbermann-Orgeln.

      Flugs noch einen Kaffee in der Bäckerei am Schloss, dann kann man Reinhardtsgrimma getrost den Rücken kehren. Talaufwärts wird es zunehmend ländlicher. Bei Oberfrauendorf ragt der Luchberg wie ein Dorfwächter gewaltig in den sächsischen Himmel. Es führt kein Weg über den Gipfel, dafür bildet er den Mittelpunkt des Reinhardtsgrimmaer Rundwanderwegs. Die Quelle des Lockwitzbaches sucht der Erkundungsfreudige auf Landkarten vergeblich. Irgendwo in Höhen um 500 Meter sickern nahe dem Breiten Berg die ersten Rinnsale aus der Erde, offensichtlich lohnt sich eine markante Einfassung nicht.

      Pilzmuseum Reinhardtsgrimma: Informationen zu 700 Pilz­arten weisen detailliert darauf hin, welcher Pilz einem guttut und welcher das Leben verkürzt.

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      Schloss Reinhardtsgrimma

      Schlossgasse 2

      01768 Glashütte OT Reinhardtsgrimma

      035053 4070

       www.reinhardtsgrimma.de

      Evangelische Kirche

      Pfarrweg 2

      01768 Glashütte OT Reinhardtsgrimma

       www.kirchspiel-glashuette.de

      Geising: Ferienlager

      In tiefen DDR-Zeiten waren die Betriebsferienlager für die Werktätigen und ihre Kinder eine feine Sache. Für 30 Mark waren die Eltern in manchen Familien froh, ihre Gören für zwei Wochen los zu sein und umgekehrt.

      Das Sachsenwerk in Dresden unterhielt am Nordhang der Scharspitze bis zur politischen Wende 1989 ein Kinderferienlager mit fünf Holzbaracken. Nicht ohne Heimweh lernte ich das Lagerleben in den 70er-Jahren sowohl im Sommer als auch in den Winterferien kennen. Einen fulminanten Verlauf nahm der Langlaufwettbewerb: Ich besaß recht altmodische Skier aus breitem Holz mit Seilzugbindung. Die sportlichen Jungs in meiner Altersklasse hatten zumeist schmalere, leichtere »Bretteln« – und Skiwachs. Am Abend vor dem Wettkampf zog ein strenger Geruch durch die Baracken: Alle wachsten emsig ihre Ski. Keiner wollte mir ein bisschen Tubeninhalt abgeben, was für mich Anlass war, in der Dunkelheit hinauszustapfen und die leuchtende Mondsichel zu befragen, was diese Unkameradschaftlichkeit für einen Sinn hatte.

      Die Antwort kam prompt am nächsten Vormittag. Über Nacht zog der Föhn übers Erzgebirge, der Schnee pappte. Es galt, mehrere Runden rings um die Scharspitze zu absolvieren. Die Konkurrenz schwächelte an den Steigungen und rutschte auf ihren wachsglatten Skiern in der Spur zurück. Ich zog wie ein Strich durch die Landschaft und rief mit wachsender Begeisterung den vor mir Gestarteten zu: »Aus der Spur!« Am Ende hatte ich die Silbermedaille erobert. Selten bin ich so positiv vom Lauf der Dinge überrascht worden!

      Heute bröckeln die Holzbaracken still vor sich hin. Alle Türen stehen offen, man kann in die Zimmer hineingucken. Der morbide Charme einer längst vergangenen Ära ist im Büro der ehemaligen Lagerleitung am deutlichsten sichtbar. Ich sehe vor mir, wie ich als Kind jedes Mal Haltung annehmend artig an der Tür vorbeimarschierte.

      Achtung! Sicherheitshalber sollte ein Blick von außen auf die ruinösen Baracken ausreichen.

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      Altes Ferienlager

      Scharspitze

      01778 Geising

      Geising: Scharspitze

      Die Scharspitze reckt sich zwar immerhin 807 Meter über Meereshöhe empor, bespöttelt allerdings als bewaldete, abgerundete Kuppe ihren Namen. Unspektakulär, nur minimal flach ansteigend führt der Wanderweg von Süden auf den als solchen kaum erkennbaren Berg. Die Aussicht inmitten eines Miniplateaus, umgeben von Laub- und Nadelbäumen, ist gleich null!

      Vor einigen Jahren hat die Scharspitze eine Schutzhütte verpasst bekommen, ein trockener Platz, um bei Regen oder Sturm unterzuschlüpfen und aus der Thermoskanne heißen Tee zu genießen. Es ist sehr still hier. Nur der Wald rauscht. Selten verirren sich andere Wanderer hierher, man ist meist allein.

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