Lieblingsplätze Markgräflerland. Barbara Riess
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Bis Anfang des 20. Jahrhunderts schufteten noch Steinhauer auf dem Gelände. Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Steinbruch bereits 1471. Der gelbgraue Sandstein war wegen seiner vorzüglichen Qualität über Jahrhunderte begehrt. Aus ihm wurden unter anderem die Kanzel des Münsters und die Skulpturen der Vier Jahreszeiten im Wentzingerhaus in Freiburg gefertigt, ebenso die Figuren der Bad Krozinger Nepomuk-Brücke. Dem Pfaffenweiler Sandstein begegnet man außerdem bei Fenstersimsen, Brunnentrögen, Grabsteinen, Grenzsteinen oder Wegkreuzen.
Die gesamte Anlage ist heute Teil des Pfaffenweiler Dorfmuseums und wurde als eine Art Freilichtmuseum gestaltet. Durch das frei zugängliche Steinbruchareal führt ein Rundweg, der in Eigenregie erkundet werden kann. In einer der Holzhütten im Eingangsbereich, die als Steinhauerwerkstätten dienten, ist neben einem mächtigen Amboss allerlei Werkzeug ausgestellt. Mit diesen Geräten wurden die aus dem Fels gehauenen Sandsteinblöcke bearbeitet, nachdem sie auf Loren oder Rundhölzern hertransportiert worden waren. Die Feinarbeit fand dann in den Steinmetzwerkstätten im Dorf statt.
Einmal im Jahr, am letzten Sonntag im Juni, erwacht der Steinbruch zu neuem Leben. Beim Steibickfescht wird das alte Handwerk vorgeführt, das einst so viele Menschen in Pfaffenweiler ernährte.
Terminvereinbarung für Führungen unter 07664 97000. Weitere Infos zur Steinhauerei bietet die Ausstellung im Dorfmuseum.
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Blick in eine Steinhauerwerkstätte
Historische Steinbrüche
Im Steinbruchweg dem Hinweisschild »Schützenhaus« folgen. Parkmöglichkeit am Eingang zum Steinbruch.
9292 Pfaffenweiler
Sölden: Klosterkirche St. Fides und Markus
»Mama, da liegt ein Skelett.« Fasziniert steuert die kleine Besucherin auf den goldverzierten Glassarg zu. Was da auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig und gruslig anmutet, ist der mit zahllosen Perlen, glitzernden Steinen und Stickereien geschmückte Corpus der heiligen Candida. Sorgfältig drapiert ruht er in einem gläsernen Schrein. Die Heilige ist eine Reliquie, die eher durch Zufall nach Sölden gelangte. Sie gehört offiziell zu den Katakombenheiligen, die sich im süddeutschen Raum als Reliquien einst großer Beliebtheit erfreuten. Es soll sich dabei um die sterblichen Überreste christlicher Märtyrer handeln, deren Gräber ab 1578 in den Katakomben Roms in großer Zahl gefunden wurden.
Nach Sölden kam Candida auf ziemlich verschlungenen Pfaden. St. Fides und Markus ist die Kirche eines 1115 eröffneten Benediktinerinnenkonvents, der bis circa 1500 bestand und zur Abtei von Cluny gehörte. Nach der Säkularisierung wurde die Propstei ab 1598 vom Kloster St. Peter im Schwarzwald verwaltet. Eigentlich hatte der Pfarrer aus dem schwäbischen Dormettingen bei Balingen die Reliquie in Rom bestellt. Als sie ankam, war ihm die heilige Fracht aus den Katakomben jedoch zu teuer und er verweigerte die Annahme. Das Kloster St. Peter sprang ein, kaufte die Heilige und schickte sie 1762 nach Sölden.
Der Candidaschrein ist eine von mehreren Kostbarkeiten der Barockkirche St. Fides und Markus. Schon beim Betreten des lichtdurchfluteten Raums wird der Blick unvermittelt nach oben gelenkt zur stattlichen Kuppel. Die ist aufgemalt und eine perfekte optische Täuschung. Die prächtige Ausstattung der Kirche stammt von dem Maler Franz Ludwig Hermann und dem Bildschnitzer Matthias Faller, die in der Region etliche Kunstwerke geschaffen haben.
Die ehemalige Klosteranlage von Sölden ist gut erhalten. Ein Gang durch den kleinen, liebevoll gestalteten Garten lohnt sich.
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Klosterkirche St. Fides und Markus
Bürglestraße 12
79294 Sölden
Mehr Informationen beim Pfarrbüro Sölden
Bürglestraße 4
79294 Sölden
0761 404259
Hartheim: Kulturschmiede Zum Salmen
Der Lachs, auf Alemannisch Salm, war einst entlang des Rheins der Fisch des armen Mannes, quasi der Hering des Markgräflerlands. Kein Wunder also, dass nach ihm so manches Wirtshaus benannt ist. Während die meisten Fischerkähne längst verrottet sind, erinnert das Wirtshausschild Zum Salmen noch heute an den Berufszweig, der hier einst eine so tragende Rolle gespielt hat. Ein besonderer Salmen ist der in Hartheim, denn das ehemalige Gasthaus ist eine Kulturschmiede. Lesungen, Konzerte, Kabarett, Comedy, Theater bilden den Veranstaltungsmix, der Besucher aus der gesamten Region in den ehemaligen Fischerort zieht.
1767 wurde der Salmen als Zunftlokal der Rheinfischer erstmals erwähnt. Anfang des 20. Jahrhunderts verwandelte er sich in einen Gemischtwarenladen und Supermarkt. Raum für Festivitäten aller Art bot ein Theatersaal im ersten Stock. Irgendwann Anfang der 1970er-Jahre muss es Dietrich Schwanitz, der damals in Freiburg studierte, nach Hartheim verschlagen haben. Offenbar war der spätere Anglistikprofessor, Shakespeare-Experte und Skandalautor (Der Campus) vom Salmen so angetan, dass er ihn 2001 kaufte, um hier eine Theaterwerkstatt einzurichten.
Das ambitionierte Vorhaben konnte er zwar vor seinem Tod nicht mehr realisieren, was ihm jedoch gelang, war, nahezu das gesamte Shakespeare-Figurenpersonal in den Salmen zu holen. Im Stil einer Trompe-l’Œil-Malerei ließ er von der Künstlerin Andrea Berthel die Bühnenwand des Theatersaals bemalen. Vorbild war das Gemälde Das Gastmahl im Hause des Levi von Paolo Veronese. An der Tafel nahmen neben Shakespeare die Promis des Meisters Platz, darunter Othello, Desdemona, Romeo, Julia, Lady Macbeth und Hamlet. Und auch Dietrich Schwanitz hat sich unter die Festgesellschaft gemischt.
Der Salmen gehört heute der Gemeinde Hartheim. Für die Veranstaltungen ist ein Förderverein zuständig. Das aktuelle Programm wird regelmäßig auf der Homepage des Gasthauses veröffentlicht.
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Kulturschmiede Zum Salmen, Historisches Gasthaus
und Schwanitz-Haus
Rheinstraße 20
79258 Hartheim
07633 9199960