Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett страница 6
Cunningham sah Licht in Rooster Büro. Er stieg vom Pferd und band seinen Wallach fest. Entschlossen drängte er sich durch das Getümmel und stieg die Vortreppe zur Kommandantur hinauf.
Er klopfte, und der Colonel hieß ihn eintreten. Tief über Landkarten gebeugt saß Rooster an seinem Schreibtisch. Er sah kurz auf, erkannte Cunningham und erhob sich langsam. Aus feindseligen Augen taxierte er seinen Späher. "Sie?"
Cunningham hatte keine herzliche Begrüßung erwartet. So was hatte Reddog einfach nicht drauf. Aber die Feindseligkeit in seinem Blick überraschte ihn doch. Ihm schwante Übles.
"Ja, Sir - ich." Grüßend legte er die Hand an die Hutkrempe. "Es gibt da ein Problem, Sir."
Rooster musterte ihn stumm. Cunningham verstand das als Aufforderung, sein Problem zu nennen. "Sie wissen, dass die Cheyenne mich großgezogen haben, Sir. Die Expedition bringt mich in eine ziemliche Klemme. Ich bitte Sie hiermit..."
"Reden Sie keinen Quatsch, Captain!" Rooster unterbrach ihn barsch. "Genau deswegen brauch' ich Sie. Weil Sie mit den Gewohnheiten der Cheyenne vertraut sind, weil Sie die Flußtäler kennen, in denen sie lagern, und die Stellen, an denen sie jagen." Er stemmte die Fäuste in die Hüften. "Und weil Sie fast alle Algonkin-Dialekte verstehen und einige sprechen." Er lachte böse. "Ich will zwar nicht plaudern mit den Cheyenne, sondern ihnen eine Lektion erteilen - aber ein Mann, der ihre Sprache spricht, ist für mich unverzichtbar."
Mit auf dem Rücken verschränkten Armen kam er hinter seinem Schreibtisch vor. Ganz nah vor Cunningham blieb er stehen. Er sah zu seinem Captain auf. Der Hass in seinen Augen machte Cunningham frösteln. "Und wenn ich Sie nicht brauchen würde, Cunningham, wären Sie in spätestens einer Stunde ein toter Mann." Leise und eindringlich klang Roosters plötzlich. Cunningham verstand sofort. "Aber weil ich Sie brauche, verschieben wir das Duell."
Er wandte sich ab und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Auf die Stuhllehne gestützt und die rechte Hand zwischen zwei geöffneten Knöpfen in der Herzgegend unter die Uniformjacke geschoben, stand er da. Wie Napoleon Bonaparte, wenn er vor seinem Hofmaler posierte.
"Sie waren an meiner Frau dran, Cunningham. Ich weiß es aus sicherer Quelle. Und ich weiß auch, dass Sie sich schon länger mit ihr treffen. Im Zimmer dieser verdammten Niggerin."
Cunningham blieb die Luft weg. Er war einfach zu perplex, um sich verteidigen zu können.
"Sobald wir mit den Cheyenne fertig sind, will ich mich mit Ihnen schießen", schnarrte Rooster. "Und nun verschwinden Sie!"
Auf weichen Knien stelzte Cunningham aus dem Büro. Ein Karussell schien in seinem Kopf zu rotieren, während er sich durch die Menge der hin- und hereilenden Kavalleristen drängte.
"Es geht los, Dave!" Lesley McAuley winkte von weitem. "Famos, oder?" Der fast zwanzig Jahre Ältere kam auf Cunningham zu und klopfte ihm überschwänglich auf die Schulter. "Sag schon - wie fühlst du dich, mein Sohn?"
"Bestens", sagte Cunningham heiser und entwand sich der Umarmung seines Partners. "Wirklich bestens..."
Eine Stunde später löste sich die Morgensonne vom östlichen Horizont. Colonel William Rooster gab dem Befehl zum Abmarsch. Tom Sherman tauchte neben Cunninghams Pferd auf. "Schade, Dave." Er schlug seinem alten Freund auf die Schulter.
Cunningham nickte. "Ja, schade."
Die Flügel des Tores wurden geöffnet. Die beiden Schwadronen ritten aus Fort Laramie. Einhundertzweiundvierzig Kavalleristen. Gefolgt von einem halben Dutzend Planwagen mit Proviant und Material und einer kleinen Rinderherde.
Cunningham ahnte, dass ihm ein schwerer Ritt bevorstand. Aber er ahnte nicht, dass es der härteste Ritt seines Lebens werden würde...
6
Der Sommer legte sich glühend auf die Prärie. Kleiner Bär hatte das Lager abbrechen lassen und war mit seinem Stamm weit in den nördlichen Westen gezogen. Bis an den Oberlauf des Missouri.
Im Tal eines Nebenflusses ließ er das neue Lager errichten. Seit dem Tag, an dem Zorniger Büffel mit den Geistern der Erde und der Sonne gesprochen hatte, waren mehr als zwei Monde vergangen.
Die neue Umgebung war ungewohnt. Berghänge umgaben das Lager, überall waren Buschwerk und Laubbäume. Morgens und nachts wehte ein kühler Wind aus den Bergen. Statt Bisons jagten die Krieger Rehe, Hirsche und Bären. Einige versuchten sogar Fische aus dem Fluss zu fangen.
Blauer Vogel vermisste die Weite der Großen Ebene. Das vertraute Grasland, die nächtlichen Rufe der Eulen und der Kojoten, das Stampfen der Büffel - all das war ihr von Kindesbeinen an vertraut. Die nahen Berge machten ihr das Herz schwer. Wie eingezwängt fühlte sie sich. Hinter jedem Busch, hinter den Bäumen am anderen Flussufer, zwischen den Felsblöcken der Berghänge - überall schienen ihr unwägbare Gefahren zu lauern. Nur langsam gewöhnte sie sich an die neue Umgebung.
Jede Squaw und jeder Krieger des Stammes wusste, warum Kleiner Bär diesen Ort als Lagerplatz gewählt hatte. Er und zorniger Büffel erwarteten einen Rachefeldzug der Blauröcke. Und hier, fern ihrer gewohnten Jagdgründe, zwischen dichtem Laubwald und von Berghängen umgeben, war das Lager gut versteckt vor den weißen Feinden.
Doch Kleiner Bär gehörte nicht zu den Männern, die sich schon sicher fühlten, wenn sie ein gutes Versteck gefunden hatten. Sich verkriechen und abwarten - das war nicht seine Art.
Er wies seine Krieger an, Schießübungen zu machen, ließ genaue Zeichnungen der Umgebung anfertigen und probte ein paar taktische Operationen in der ungewohnten Landschaft.
Doch damit nicht genug: Er schickte Abgesandte über die Rocky Mountains nach Kalifornien hinein, um neue Gewehre und vor allem Munition zu kaufen. Und er schickte Boten zu benachbarten Stämmen, um Bündnisse zu schließen und Informationen zu sammeln.
Vor allem bei den Sioux stieß er auf offene Ohren. Sie hassten die weißen Landräuber leidenschaftlich. Ihre Jäger kamen weit herum, wenn sie auf ihren langen Jagdzügen die Bisonherden verfolgten - bis tief in den Südosten der Prärie stießen sie vor. Wenn jemand Truppenbewegungen der Blauröcke beobachtete, dann sie.
Eines Morgens sah die Häuptlingstochter drei Reiter die Flußböschung hinauftraben. Sie schienen aus der Großen Ebene zu kommen.
Zwei der Reiter kannte sie - Boten, die ihr Vater zu den Sioux gesandt hatte: Singendes Messer und Blizzard. Zwei junge Krieger, denen der Häuptling rückhaltlos vertraute.
Der dritte Reiter schien ein Weißer zu sein. Einer dieser rätselhaften Männer, die in den menschenleeren Gebirgsregionen hausten und von der Jagd lebten.
Jedenfalls war er so gekleidet: Biberfellmütze, die ihm kapuzenartig über die Schultern fiel, Lederhemd, an den Ärmeln und Seitennähten mit langen Fransen besetzt, grün gefärbte Wildlederhosen, ebenfalls fransenbesetzt, und Mokassins, wie sie die Sioux zu tragen pflegen.
Auch die Stickerei seiner bunten Satteldecke und die Verzierung seiner Waffengurte erinnerte die Häuptlingstochter an die Art, in der Sioux-Squaws nähen und sticken.
Hin und wieder hatte Blauer Vogel schon einen dieser Mountainmen zu Gesicht bekommen. In ihrer Kindheit waren sie in den Lagern aufgetaucht, um mit ihrem Stamm Tauschgeschäfte zu machen.