Das seelische Wesen. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Das seelische Wesen - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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ihrer Natur angewandt werden. Die spirituelle Ebene, wenn sie diese Dinge aufnimmt, verleiht ihnen einen umfassenderen Ausdruck, einen größeres Licht, eine stärkere Süße, einen Atem von mächtiger Kühnheit, von Stärke und Raum.

      SRI AUROBINDO (9:364)

      * * *

      Kapitel 7

      Gefühl und Liebe – vital und seelisch

      Ist ein Gefühl immer eine vitale Regung?

      Es hängt von dem Gefühl ab, und es hängt auch davon ab, was du ein Gefühl nennst. Es gibt zum Beispiel einen Zustand, in dem du dir einer sehr präzisen, sehr klaren seelischen Bewegung gewärtig bist – dies geschieht ziemlich oft – das Gefühl ist so mächtig, dass dir Tränen in die Augen kommen. Nicht, dass du traurig oder glücklich wärst, weder das eine noch das andere; es entspricht keinem bestimmten Gefühl, es ist vielmehr eine Gefühlsintensität, die von etwas herrührt, das klar und deutlich seelisch ist. Es mag in dir selbst sein, doch noch öfter ist es in jemand anderem. Wenn du mit einer Tat in Berührung kommst, einer Regung, einer Manifestation, die der Seele angehört, dann füllen sich plötzlich die Augen mit Tränen. Wenn du das ein Gefühl nennst ... offensichtlich ist es ein Gefühl. Doch im Allgemeinen kommt es daher: das physische Wesen hat eine nicht sehr bewusste, doch intensive Sehnsucht nach einem Kontakt mit dem seelischen Wesen. Es fühlt sich armselig, entblößt, abgesondert und verlassen, wenn es nicht in Kontakt mit dem seelischen Wesen ist. Nicht ein physisches Wesen in einer Million ist sich dessen bewusst. Doch dieser Eindruck, verloren zu sein, schutzlos in der Luft zu hängen ohne Hilfe, etwas zu missen und nicht zu wissen, was es ist, etwas, das du nicht verstehst, doch das dir fehlt, eine Leere irgendwo: nun, das kommt häufiger vor als man denkt – doch wissen die Menschen nicht, was es ist. Dann aber, wenn aus dem einen oder anderen Grund dieses Bewusstsein plötzlich in Kontakt mit einem deutlich seelischen Phänomen kommt, mit seelischen Kräften, seelischen Schwingungen, ist das Gefühl so stark, dass es der Körper meist nicht halten kann. Es ist wie eine Freude, die zu groß ist, die nach allen Seiten überfließt, für die du keinen Raum in dir hast, die du nicht in dir bewahren kannst. So ist es. Und plötzlich hast du eine Art Offenbarung, nicht sehr bewusst, nicht deutlich ausgedrückt, die Offenbarung von ... dies ist es, dies ist es, was ich haben muss. Und es ist so machtvoll, so mächtig, dass es dir ein Gefühl verleiht, das sich aus so vielen Dingen zusammensetzt, dass du kaum sagen kannst, was es ist. Solche Gefühle sind nicht vital.

      Vitale Gefühle sind von ganz anderer Natur, sie sind sehr klar, sehr präzis, du kannst sie sehr deutlich ausdrücken; sie sind heftig, sie erfüllen dich meist mit Intensität und Rastlosigkeit und manches Mal mit einer großen Befriedigung. Und dann kommt das Gegenteil mit der gleichen Kraft. Daher denken die Leute, viele Leute denken – wir haben das bereits mehrere Male erwähnt –, dass sie nur dann die Erfahrung der Liebe haben, wenn sie so ist, wenn sie im Vital ist, wenn sie mit all den Regungen des Vitals kommt, all dieser Intensität, diesem Ungestüm, dieser Präzision, diesem Zauber. Und wenn das fehlt, sagen sie: „Oh, das ist nicht Liebe“.

      Und dennoch ist es genau das, was die Liebe entstellt: es ist schon nicht mehr Liebe, es ist der Beginn der Leidenschaft. Und das ist ein beinahe universaler Trugschluss der Menschen.

      Manche Menschen sind voll einer sehr reinen, sehr hohen, sehr selbstlosen seelischen Liebe, und wissen dennoch nichts darüber und glauben, sie seien kalt, trocken und ohne Liebe, da dieses Gemisch der vitalen Vibration fehlt. Für sie beginnt und endet Liebe mit dieser Vibration.

      Und da das, was aus Bewegungen und Reaktionen und Heftigkeiten aller Art besteht, sowohl in Niedergeschlagenheit als in Befriedigung, etwas sehr Unstetes ist, ist für diese Leute auch die Liebe etwas sehr Flüchtiges: in ihrem Leben dauert die Liebe Minuten. Sie mag einige Stunden dauern und wird dann wieder dumpf und flach, und sie meinen, sie seien von der Liebe verlassen worden.

      Wie ich sagte, einige Menschen sind durchaus darüber hinausgelangt, sie sind in der Lage gewesen, es [das Gefühl] derart zu kontrollieren, dass es mit nichts anderem vermischt wurde; sie haben in sich diese seelische Liebe, die voller Selbstvergessen ist, voller Selbstgeben und Mitleid und Großzügigkeit, voll der Würde des Lebens, und die eine große Macht der Selbsterkenntnis ist. Daher glauben viele dieser Menschen, sie seien kalt und gleichgültig – es sind sehr nette Menschen, weißt du, aber sie lieben nicht, – und manchmal wissen sie es selbst nicht. Ich kannte Menschen, die dachten, sie seien ohne Liebe, da sie diese Vibration nicht empfanden. Meistens, wenn die Menschen von Gefühlen sprechen, sprechen sie von vitalen Gefühlen. Es gibt aber eine andere Art von Gefühlen, die von ungleich höherer Ordnung ist und sich nicht auf die gleiche Weise ausdrückt, die genauso viel Intensität besitzt, aber eine kontrollierte Intensität, verhalten, verdichtet, konzentriert, und die eine außergewöhnliche dynamische Macht ist.

      Wahre Liebe kann außergewöhnliche Dinge erreichen, sie ist aber selten. Alle Arten von Wunder können aus Liebe für die Person getan werden, die man liebt – nicht für jeden, aber für die Menschen oder die Person, die man liebt. Es muss aber eine Liebe sein, die frei ist von allem vitalen Gemisch, eine absolut reine und selbstlose Liebe, die nichts zurückfordert und nichts zurückerwartet.

      DIE MUTTER (15:343)

      *

      Es ist auch ein Fehler zu glauben, dass allein das Vital Wärme besitzen würde und die Seele etwas Kaltes sei und ohne Feuer. Ein klares, reines Wohlwollen ist wünschenswert. Das aber ist nicht mit seelischer Liebe gemeint. Liebe ist Liebe, und nicht nur Wohlwollen. Die seelische Liebe kann eine Wärme und ein Feuer haben, die ebenso intensiv wie die des Vitals ist, ja intensiver, nur, dass es ein reines Feuer ist und nicht abhängig von der Befriedigung des Egoverlangens oder davon, das Öl, von dem es genährt wird, aufzuzehren. Es ist eine weiße Flamme und keine rote, doch ist die weiße Hitze in ihrer Glut der roten nicht unterlegen. Es stimmt, meist kommt die seelische Liebe in der menschlichen Beziehung und Natur nicht voll zum Zug. Sie findet die Fülle ihres Feuers und ihrer Ekstase leichter, wenn sie sich zum Göttlichen erhebt. In der menschlichen Beziehung wird die seelische Liebe mit anderen Elementen vermischt, die sie sofort zu benützen oder zu überschatten suchen. Nur in seltenen Augenblicken erhält sie ein Ventil für ihre volle Intensität. Meist tritt sie nur als Element in Erscheinung, doch selbst dann steuert sie zu einer im Grunde vitalen Liebe alle höheren Dinge bei – die reine Süße, die Zärtlichkeit und Treue, das Selbstgeben, die Selbstaufgabe, das Ergriffenwerden zweier Seelen, die idealisierenden Vergeistigungen, welche die menschlichen Liebe über sich selbst hinausheben – all dies hat seinen Ursprung in der Seele. Wenn sie fähig wäre, die übrigen Elemente menschlicher Liebe – die mentalen, vitalen und physischen – zu beherrschen, zu lenken und umzuformen, könnte die Liebe auf Erden eine Widerspiegelung oder eine Vorbereitung der wahren Sache sein, eine umfassende Einung der Seele mit ihren Instrumenten in einem Leben zu zweit. Doch selbst in unvollständiger Form kommt das nur selten vor.

      SRI AUROBINDO (23:817)

      * * *

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