#Glücksmomente in der Toskana. Nana Claudia Nenzel
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GLÜCKSVERSTÄRKER
Der Domplatz mit seinen drei großartigen Bauten – Dom, Baptisterium und Campanile (Glockenturm) – kann zusammen mit dem überarbeiteten und großartig eingerichteten Dombaumuseum mit einem gemeinsamen Ticket besichtigt werden.
Grande Museo del Duomo, https://duomo.firenze.it, https://autography.operaduomo.firenze.it
Wo sich Dante
UND BEATRICE TRAFEN
Aus der Liebe wurde nichts –
außer Unsterblichkeit
Eigentlich heißt dieses uralte Kirchlein, das von der Via Calzaiuoli aus nicht zu verfehlen ist, Santa Margherita dei Cerchi, aber in Florenz kennt man es nur als die Kirche von Dante und Beatrice. Für viele gibt es keinen Aufenthalt in Florenz ohne den Besuch dieser romantischen Stätte. Bei leiser barocker Musik wird jeder ganz still, der den bescheidenen Raum betritt. Das Grab der Beatrice Portinari, laut Legende und so steht es dort geschrieben, befindet sich unter dem Altar der Hauskapelle der Familie Portinari. Wie alt die Kapelle genau ist, weiß niemand, die Sippe der Cerchi jedenfalls hat das Patronat über sie 1353 übernommen.
Ob sich alles tatsächlich so zugetragen hat, lässt sich nicht sicher belegen, nur dass die Begegnung der beiden an dieser Stelle möglich war: Dante wohnte 20 Meter entfernt um die Ecke, und Beatrice besuchte hier die Gräber ihrer Verwandten. Der Treffpunkt zweier junger Menschen, deren Liebe gewollt und erwünscht war, aber nicht realisiert wurde.
Wen stört’s heute? Schon gar nicht die Liebespärchen, deren Wunschund Bittzettelchen ganz schön zahlreich an Beatrices Grab hängen, in der Hoffnung auf die unendliche, lebenslange Liebe oder auf das Wiederaufleben einer verlorenen Zweisamkeit.
GLÜCKSVERSTÄRKER
Mittagssnack in Florenz bedeutet Anstehen an einem Kiosk der Trippaioli, der Kuttelverkäufer an ihren angestammten Plätzen, etwa gleich links von Dantes Kirche und auf der kleinen Piazza davor. Die gekochten Innereien werden in ein Brötchen gedrückt und nach Wunsch mit salsa verde, »grüner Soße«, gewürzt.
Chiesa di Dante e Beatrice: tgl. frei zugänglich 8–12.30 und 17–19 Uhr
Die Verführung
VON ADAM UND EVA
Florenz steckt voller Szenen aus dem
Alten und Neuen Testament
Schon beim Pflichtgang zur goldenen Paradiespforte am Baptisterium wartet oben links Lorenzo Ghibertis »Erschaffung des Menschen«: Auf der einen Seite hilft Gott Adam aufzustehen, in der Bildmitte entschwebt die formschöne Eva aus Adams Rücken, rechts werden die beiden beim Sündenfall erwischt und aus dem Paradies gejagt.
Das weckt die Neugier: Wo sonst noch lassen sich unsere Urahnen von der hinterlistigen Schlange verführen? An der Westseite des Campanile beginnen die Reliefs am Sockel mit der Erschaffung der beiden, im dritten Bild schwitzen sie bereits bei der Landarbeit. Auch im Dom werden Spürnasen fündig in Domenico di Michelinos »Dante und die Göttliche Komödie«. Links torkeln die Verdammten in die Hölle, in der Mitte führt der spiralförmige Weg des Läuterungsbergs die Gläubigen ins Paradies, auf der Spitze leuchten Adam und Eva, als wäre nichts geschehen.
Nächste Station: der Palazzo Vecchio. Geblendet von Michelangelos »David« und »Herkules« eilt man durch das Tor, um den zierlichen Putto mit dem spuckenden Delfin zu finden. Stopp! Schnell ein paar Schritte zurück, denn den Haupteingang flankieren zwei kleine Statuen, etwas mickrig zwar, aber immerhin aus dem Garten Eden. Nebenan versprechen die Uffizien reiche Funde: In Saal 20 hängen »Adam und Eva« von Hans Baldung (1484–1545), einem Schüler von Albrecht Dürer. Adam scheint den Apfel zu verschmähen, schaut etwas hochnäsig in den Himmel. Im selben Raum stellt es sich Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) anders vor. Seine zierliche Eva hält den Apfel besonders verführerisch in der ausgestreckten Hand. Adam muss sich das Angebot wohl noch überlegen, kratzt sich erst mal am Hinterkopf.
Im wunderschönen gotischen Chiostro Verde, dem Kloster von Santa Maria Novella, hat Paolo Uccello (1397–1475) den Sündenfall gemalt: Die Vertreibung aus dem Garten Eden endet für Adam mit der Harke in der Hand auf dem Acker.
Jenseits des Arno hat in der Brancacci-Kapelle der Maler Masaccio (1401–1428) die Vertreibung schonungslos realistisch dargestellt: gequälte Gesichter, verschämte Gestik, dramatisch die Schritte in ein ungewisses Leben außerhalb von Eden. Im prüden 16. Jahrhundert wurde die Scham von Adam und Eva mit den Blättchen eines Zweiges bedeckt, bei der Restaurierung hat man die Dekoration entfernt. Den Unterschied zwischen Renaissance und der vorausgehenden Gotik sehen die Besucher im selben Raum mit dem Sündenfall von Masaccios Meister Masolino da Panicale (1383–1447): Die beiden Eden-Bewohner in graziöser Haltung wirken zurückhaltend und zart.
Der Palazzo Pitti zeigt in der Galeria Palatina eine außergewöhnliche Darstellung des biblischen Paares von Jacopo Bassano (1515–1592). Ein Ochse lässt vermuten, dass beide in einem Stall liegen, bequem auf einer Decke, in schönster Nacktheit einander zugewandt, ein Liebespärchen ohne Arg. Ein bevorstehender, neuer Sündenfall oder schon ein Hinweis auf den Messias?
Josef bekommt
BESUCH
Zum Glück liegt Santa Trinita abseits,
gut für stille Betrachtungen
Keine Frage: In der Sassetti-Kapelle der Kirche Santa Trinita hat Domenico Ghirlandaio (1449–1494) seine Kunst zur Vollendung gebracht. Das Einfühlungsvermögen in die Situation seiner Figuren wird besonders im Altarbild »Anbetung der Hirten« deutlich. Ein Lamm als Geschenk im Arm, betrachten die herbeigeeilten Schafhirten das Jesuskind, das der Künstler nicht auf Heu und Stroh gebettet hat, sondern auf einem seidenen Tuch, beäugt von einem bunten Distelfink. Ochs und Esel blicken mit fast menschlicher Anteilnahme auf das Kind. Das schwarze Auge des Ochsen leuchtet, der Esel blickt auf den hinter