Herzstücke in Oberbayern. Christine Metzger
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19 München: Oberbayern ist eine Schäferin
20 Neuried: eintreten oder austreten?
21 Neuhausen: kein Killer, kein Opfer
22 Wie der Masskrug seinen Deckel verlor
23 Kirchseeon: das Fürchten lernen
25 Schöngeising: Licht in allen Straßen
26 Unterbrunn: Wo die Meisterdiebe wohnen
28 Schachen: oben, »weit, in der Türkei«
29 Die Storchenwürde ist unantastbar
30 Lenggries: Steine gab’s und wenig Brot
33 Bad Aibling: Historismus und Jugendstil
34 Schloss Amerang: offen für alle
35 Wasserburg: Sommerfrische fürs Bier
36 Freilassing: Karussell für Lokomotiven
37 Mühldorf: Skurriles für Jäger und Gejagte
38 Wolnzach: Bier und Schokolade
39 Hochfelln: in memoriam Loriot
40 Hinterkaifeck: blutige Provinz
42 Möckenlohe: der Bauer als Historiker
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MÜNCHEN: OBERBAYERN IST EINE SCHÄFERIN
Herzeigen, was man hat. Heute ist ein ganzer Berufsstand damit beschäftigt, Oberbayern ins rechte Licht zu setzen. Kuh auf Alm, Bierkrug neben Brotzeit, Mensch in Tracht, Kirchturm unter Zwiebelkuppel – die PR-Manager müssen nur in die Motivkiste greifen: Wir haben was, wir zeigen’s her.
Was Bayern früher zu bieten hatte, zeigt ein »Metallin Weibsbild«, das viele für die Göttin der Jagd halten. Zum einen, weil es sich durch das Geweih und die »hirschhaut mit ainem gossenen hirsch kopf« durchaus als solche ausweisen könnte. Und zum anderen, weil es auf dem Dianatempel im Hofgarten thront. Aber die Dame ist die Tellus Bavarica (Bayerische Erde). Hubert Gerhard schuf die Bronzefigur 1594, um zu demonstrieren, über welche Reichtümer das Land verfügte: Salz, Wein, Wild, Getreide. Kurz: Er präsentierte Bayern als Wirtschaftsstandort. 1623 gab es dann einen politischen Durchbruch, Maximilian I. stieg vom Herzog zum Kurfürsten auf, die bayerischen Herrscher durften nun an der Kaiserwahl teilnehmen. Und das musste Tellus auch zeigen: Hans Krumper brach der sanft lächelnden Dame die Hand und drückte ihr einen Apfel in dieselbe – den Kurapfel.
Den nächsten Schritt auf der Karriereleiter nahmen die Wittelsbacher 1806: Bayern wurde Königreich. Damals hielt man sich nicht mehr damit auf, unschuldige Frauen zu verletzen, um ihnen noch ein Insignium aufzudrängen. Ludwig, der schon als Kronprinz die Bautätigkeiten in München leitete, wollte klotzen, nicht kleckern. Nicht eine Frau stand nun für das durch Gebietsgewinne beträchtlich vergrößerte Bayern, sondern acht Figuren, die Ludwig von Schwanthaler 1835 bis 1837 schuf, allegorische Darstellungen der Kreise, in die Ludwig I. das Land teilte. Sie stehen auf der Hofgartenseite der Residenz, hoch oben auf dem Portikus. Ganz links eine Schäferin: Oberbayern. Schäferin. Nicht unbedingt ein Motiv, mit dem PR-Manager heute Touristen locken könnten. Aber: Im Lauf dieses Kapitels werden Sie auch eine Schäferin entdecken.
München · Hofgarten · Dianatempel und Nordseite der Residenz
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NEURIED: EINTRETEN ODER AUSTRETEN?
Die Fachwelt lobt die Kirche Sankt Nikolaus und deren Schöpfer Andreas Meck. Der Bund Deutscher Architekten: »Im Spiel aus Licht- und Schattenzonen … entsteht ein Spannungsfeld, das Mystik und Transzendenz, Himmlisches und Irdisches verbindet.« Der Architekturkritiker Gerhard Matzig: »Diese Kirche … ist für mich ein Ort, wenn ich noch nicht katholisch wäre, würde ich es sofort jetzt werden wollen.« Konservative Katholiken mögen