Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941 - Группа авторов

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in der lettischen Bevölkerung verankern, um so evtl. deutsche Maßnahmen gegen die beauftragten Amtsträger zu erschweren und einer Resonanz in der lettischen Bevölkerung sicher zu sein. Der Oberstleutnant Ankewitsch hat die Absicht geäussert, in einigen Tagen wieder nach Riga zu fahren, offenbar um Bericht zu erstatten. Gegenüber diesem zielbewußten Arbeitseinsatz der Letten sind die deutschen Stellen verhältnismäßig unsicher, weil für sie bisher keinerlei Weisung über die Gestaltung der Verwaltung vorliegt. Sie sind daher oft geneigt, lettischen Forderungen nachzugeben, zumal sie annehmen, daß diese Forderungen in Einvernehmen mit den deutschen Stellen in Riga gestellt werden.

      Die Wirtschaftslage in Rositten kommt langsam in normale Bahnen. Die Bauern kommen bereits in die Stadt, um die für die Ernte nötigen Einkäufe zu tätigen. Die Preise für die benötigten Gegenstände, wie Sensen usw. entsprechen den zur Sowjetzeit üblichen. Mit dem Verkauf ihres Viehes halten die Bauern zurück, da sie kein Zutrauen zum Rubel haben. Die Fleischversorgung der Stadt ist noch mangelhaft, die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung können nicht voll befriedigt werden. Die Versorgung geht durch das früher staatliche Unternehmen Bekona-Exports. Die Milch-und Butterversorgung ist noch vollkommen ungenügend; in Rositten ist eine Molkerei vorhanden mit einer Verarbeitungsmöglichkeit von 4–5000 Liter täglich. Z. Zt. werden aber wegen Mangels an Kraftfahrzeugen zur Anlieferung täglich nur 4–500 Liter erfaßt. Brot ist in genügender Menge vorhanden. Der Verkauf von Lebensmitteln an Juden ist verboten, sie bekommen lediglich über einen besonderen Bäckerladen Brot. Die Preise für Lebensmittel haben bisher keine Steigerung erfahren.

      Die Sicherheit im Landkreis Rositten kann im großen als gegeben angesehen werden. In den Wäldern halten sich allerdings immer noch einzelne Gruppen russischer Soldaten, Kommunisten und Juden auf, die örtlich die Landbevölkerung erpressen; auch kommen vereinzelt noch Brandstiftungen vor. So brannte z.B. am 15.7. nachts direkt an der Rollbahn zwischen Rositten und Ludsen ein Hof durch Brandstiftung nieder. In den Grenzbezirken gegen Rußland sind verschiedentlich aus den weiter südlich bezw. westlich gelegenen Gebieten geflüchtete Juden angetroffen worden, die die Russen nicht über die Grenze gelassen haben. Bei Beurteilung der Haltung der übrigen Bevölkerung ist nach den bisher vorliegenden Berichten offenbar scharf zu unterscheiden zwischen der Stadtund Landbevölkerung. In der Stadtbevölkerung von Porchow dürfte nur ein verhältnismäßig kleiner Kreis von Personen vorhanden sein, der durch entsprechende Propaganda zu aktiven Maßnahmen gegen das Sowjetregime bewegt werden könnte. In Ostrow liegen insofern besondere Verhältnisse vor, als die Bevölkerung während des Sowjetregimes drei-bis viermal fast völlig durch Zwangsumsiedlung, Verschickung in Konzentrationslager usw. gewechselt hat. Eine endgültige Beurteilung der Haltung der Bevölkerung ist insofern nicht möglich, als nur ein kleiner Teil vorhanden ist und die Russen die Gefängnisse, die zahlreiche örtliche und aus Lettland verschleppte politische Gefangene enthielten, öffneten. In Ostrow soll eine große Unzufriedenheit über das Sowjetregime bestanden haben. Dagegen soll die Bevölkerung von Porchow im großen und ganzen mit dem Sowjetregime nicht unzufrieden gewesen sein. Als Grund wird angegeben, daß die Verpflegung in dieser Gegend sichergestellt war. Entgegen der bisher nicht klaren und örtlich offenbar sehr unterschiedlichen Haltung der Stadtbevölkerung wird bei der Landbevölkerung, zumal der älteren, insofern eine positive Einstellung zum Einmarsch der deutschen Wehrmacht festgestellt, als für sie wieder die Möglichkeit gegeben ist, offen ihren religiösen Empfindungen Ausdruck zu geben und die religiösen Bräuche zu pflegen. Bei der Landbevölkerung dürfte auch in Zukunft für ihre Haltung das religiöse Moment ausschlaggebend sein. Eine geschickte Propaganda könnte hier den Ansatzpunkt zum offenen Abfall vom Sowjetregime finden. Die Wirtschaftslage in dem erwähnten Gebiet ist dadurch gekennzeichnet, daß die Russen bei ihrem Abzug sämtliche vorhandenen Lebensmittelvorräte vernichtet haben. Die Russen haben alle männlichen Personen vom 18. bis 35. Lebensjahr einberufen.

      Der Befehlshaber der Sipo u. d. SD aus dem Generalgouvernement meldet: Lagebericht aus dem ehemalig. Russisch-Polen:

      Ukrainer: Stimmung im allgemeinen gut. Vereinzelt Ernüchterung und Gerüchtebildung infolge Unklarheit über künftige Gestaltung der Westukraine. Man erwartet Aufklärung von deutscher Seite. In politischen Lagern, Bandera-und Melnikgruppe gewisse Verwirrung. Auf beiden Seiten Kräfte an der Arbeit, die Einigung erstreben, andererseits wird Verständigung radikal abgelehnt.

      Polen: Zufriedenheit über die Befreiung von den Sowjets. Teilweise in Kreisen der Intelligenz Angst vor selbständiger Ukraine. Hoffnung auf Festigung der Position und Besserstellung bei Anschluß der ehemaligen polnischen Gebiete an das Generalgouvernement. Wille zur Mitarbeit vereinzelt vorhanden. Andererseits von Widerstandsbewegung ausgehende Hetze und Gerüchtebildung gegen das Reich. Angeblich bevorstehender Zusammenbruch der Ostfront. Nach unüberprüften Meldungen ist die Tätigkeit der Widerstandsbewegung besonders auf dem Lande sehr rührig.

      Juden: Auftreten weiterhin herausfordernd. Heftige Mundpropaganda, daß der Krieg für Deutschland verlorengeht, da Erschöpfung der militärischen Kräfte in Rußland. Kriegseintritt der USA angeblich in Kürze zu erwarten.

      Verwaltung: Im ukrainischen Gebiet selbständige Bildung von Verwaltungsorganen bis Gemeindevorsteher, vereinzelt bis Kreishauptmann ohne Einverständnis der deutschen Behörden vorgenommen. Vielfach Einsetzung ungeeigneter Bürgermeister. Herausgabe undurchführbarer Erlasse. Auflösung des von der OUN gebildeten sogenannten Ordnungsdienstes (Miliz) erfolgt laufend unter gleichzeitiger Neubildung der Miliz unter Führung Ek’s. Das Fehlen einer zentralen deutschen Verwaltungsstelle macht sich überall bemerkbar, da einheitliche Richtlinien fehlen. Deutsche Verwaltungsbeamte [als Teil des Zivilverwaltungsapparats unter Rosenberg] am 20.7. eingetroffen. Tätigkeit offiziell noch nicht aufgenommen.

      Wirtschaft: In Lemberg Bildung eines ukrainischen Wirtschaftsausschusses beabsichtigt. Aufgabe: Verbindung zwischen deutscher Wirtschaftsführung und den unteren Wirtschaftsorganen. Ernährungswirtschaft: Versorgungslage in Städten sehr angespannt, da Zufuhr vom Lande ungenügend und sehr schleppend. Bauern liefern nach wie vor fast ausschließlich im Tauschhandel (Textilien, Zucker, Tabak). Zur Besserstellung der Ernährungslage in den Städten Eröffnung von neuen Verkaufsstellen in Angriff genommen. Bisher fehlende zentrale Wirtschaftsführung zur Herausgabe verbindlicher Richtlinien im Hinblick auf bevorstehende Ernte dringend erforderlich. Industriewirtschaft: Erdölgebiet westlich von Drohobycz in Galizien keine Zerstörungen der Förderanlagen. Lediglich bei Borislaw 15 bis 40 % oberirdisch zerstört. Anlagen inzwischen in Betrieb genommen.

      Mehrzahl der Raffinerien zerstört. Teilweise von Mineralölkommandos der Wehrmacht wieder hergestellt. Erdgasanlagen in Stryj, Doschawa und Opari nicht zerstört. Beschädigte Gasleitungen über Stryjfluß wieder in Ordnung. Gesundheitslage: Im allgemeinen gut. Bisher keine Zunahmen der Infektionskrankheiten gegenüber dem Zustand zu sowjetischer Zeit festgestellt. Sämtliche Ärzte erhielten Auflage, bekanntwerdende Infektionsfälle (Flecktyphus und venerische Krankheiten) sofort deutschen Stellen zu melden. Sofortige Bekämpfung von Wehrmacht vorbereitet. Desinfektionsanstalten in Vorbereitung. Venerische Krankheiten zu sowjetischer Zeit zugenommen. Spezialanstalt am 10.7.41 in Lemberg eröffnet. Nach Besetzung der Stadt Lemberg haben sich mehrere Fürsorgevereine gebildet, u.a. auch ein Fürsorgekomitee der Bandera-Gruppe und der Melnik-Gruppe. Um den Einfluß der Bandera-Gruppe auf dem Gebiet der sozialen Fürsorge auszuschalten, ist ein ukrainisches Hilfskomitee entstanden, das unter Führung eines Melnik-Angehörigen steht. Die früheren Vereine haben sich selbst aufgelöst und dem Hilfskomitee angeschlossen. Das ukrainische Hilfskomitee hat einstweilen rein soziale Aufgaben. Erweiterung des Aufgabengebietes abhängig von der weiteren Entwicklung.

      Einsatzgruppe B, Standort Orscha, meldet:

      1) Ein Teil des Vorauskommandos (6 Mann) befindet sich in Smolensk, NKWD-Gebäude. Smolensk ist nach Meldung des Staf. Dr. Six ebenso zerstört wie Minsk und liegt unter starkem feindlichen Artilleriefeuer und Fliegerwirkung. Zeitweilig ist die Stadt durch Angriffe des Feindes von der Rollhahn abgeschnitten. Es war daher nicht möglich, das gesamte Vorkommando nach Smolensk nachzuziehen. Ein schnelles Vorrücken unmöglich, da die Autobahn in der Hand des Feindes ist. Der Trupp des Vorauskommandos war

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