Ur-Praxis. Frank Viola

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dass jemand Gemeinden „pflanzt“, ist für viele eher ungewohnt. Ein Gemeindegründer ist jemand, der – ob in seiner Heimat oder im Ausland – den Samen des Evangeliums so ‚aussät‘, dass eine neutestamentliche Gemeinde entsteht und wächst.1

      In diesem Abschnitt nennt Paulus drei Grundvoraussetzungen für die Gründung gesunder Gemeinden:

      1. Die Kompetenz dessen, der Gemeinden pflanzt oder baut:

      Weil Gott mich in seiner Gnade dazu befähigt hat, habe ich als ein kluger und umsichtiger Bauleiter das Fundament gelegt (1 Kor 3,10a).

      2. Die Baustoffe:

      Wie nun aber jemand darauf weiterbaut – ob mit Gold, Silber, Edelsteinen, Holz, Schilfrohr oder Stroh –, das wird nicht verborgen bleiben; der Tag des Gerichts wird bei jedem ans Licht bringen, welches Material er verwendet hat. Denn im Feuer des Gerichts wird das Werk jedes Einzelnen auf seine Qualität geprüft werden (1 Kor 3,12-13).

      3. Die Bauweise:

      Aber jeder soll sich sorgfältig überlegen, wie er die Arbeit fortführt (1 Kor 3,10b).

      Mechanisch oder organisch?

      Leider haben heute viele Christen die naive Vorstellung, die Gründung einer Gemeinde gleiche dem Zusammensetzen von Legosteinen. Man stecke seine Nase in die Bibel, untersuche die Praktiken der Urgemeinde, ahme diese möglichst getreu nach, und – siehe da! – schon hat man eine funktionierende „neutestamentliche Gemeinde“ geschaffen. Diese mechanische Methode der Gemeindebildung nenne ich „biblisches Blaupausentum“.

      Biblisches Blaupausentum ist auf eine ziemlich dürftige Ekklesiologie und ein Missverständnis vom organischen Wesen des Gemeindelebens zurückzuführen. Deshalb ist es höchst mangelhaft.

      Eine authentische Gemeinde kann nicht allein von Menschenhand entstehen – genauso wenig wie menschliche Nachahmungskunst und Einfallsreichtum eine Frau erschaffen können. Eine Frau muss geboren und danach so lange ernährt werden, bis sie sich von selbst weiterentwickelt.

      Verzeihen Sie mir einen krassen Vergleich: Das Verschnüren von ein paar Armen und Beinen und einem Kopf mit einem weiblichen Rumpf ergibt noch kein Mädchen. Dem bloßen Auge mag es zwar so vorkommen und einem menschlichen Wesen zum Verwechseln ähnlich ausschauen. Nur fehlt diesem „Wesen“ das zum Menschsein Wesentliche: Leben. Leben entsteht durch Geburt. Dieses Prinzip gilt auch für die Gründung von Gemeinden.

      Biblisches Blaupausentum rührt von der Vorstellung, das Neue Testament sei ein Regelwerk vergleichbar einem neuen 3. Buch Mose. Verfechter dieser Methode gehen an die Bibel heran wie Ingenieure an ein Lehrbuch: Analysiere und kapiere die Strukturprinzipien und wende sie dann an.

      Gemeindegründung ist aber keine Technik für Ingenieure. Und das Neue Testament ist weder ein Regelwerk noch ein Handbuch, sondern ein Bericht über DNA der Gemeinde in Aktion. T. Austin-Sparks sagt dazu:

      Der menschlichen Spezies ist Familie in die Erbanlagen gelegt worden. Es wird immer Väter, Mütter und Kinder geben. Das gehört selbstredend zur unverbrüchlichen Schöpfungsordnung.

      In gleicher Weise gehört organisches Gemeindeleben – die Erfahrung des Leibes Christi – zum Erbgut der christlichen Spezies. Es steckt dem Universum sozusagen im Blut. Sobald bestimmte Grundvoraussetzungen gegeben sind, bricht das organische Leben des Leibes Christi inmitten einer Gruppe von Christen spontan hervor.

      Heute stehen wir vor der Herausforderung, allen Ballast abzuwerfen, damit dieses Leben des Leibes auf natürliche Weise wachsen und gedeihen kann. Dies bringt uns auf Konfrontationskurs mit vielen traditionellen Gemeindegründungsprinzipien.

      Was ist organische Gemeinde?

      Wie schon an anderer Stelle ausgeführt, verwende ich diesen Begriff schon seit über fünfzehn Jahren. Inzwischen ist er zu einer Knetmasse verkommen. Jeder meint, er könne ihn nach Belieben formen und gestalten, und er wird ganz unterschiedlich gedeutet.

      Unter organischer Gemeinde verstehe ich eine Gemeinschaft, die aus geistlichem Leben gezeugt wurde und weder das Produkt menschlicher Institutionen ist, noch durch religiöse Programme zusammengehalten wird. Organisches Gemeindeleben ist für jeden Christen erfahrbar und zeichnet sich durch persönliche, beziehungsorientierte Gemeinschaft, aktive Mitarbeit aller Mitglieder, offene Beteiligung aller an den Zusammenkünften (im Gegensatz zu pastoralen „von vorne“ geleiteten Gottesdiensten) sowie eine nicht-hierarchische Leiterschaft aus. Dabei nimmt Christus die zentrale und unangefochtene Stellung ein und bestimmt als Leiter und Haupt das Geschehen in der Versammlung.

      Im Gegensatz dazu gilt: Immer wenn wir von Sünde gezeichnete Sterbliche versuchen, eine Gemeinde wie ein Geschäft aufzuziehen, verleugnen wir die organische Natur des Gemeindelebens. Organische Gemeinde entsteht ganz natürlich dort, wo eine Gruppe von Menschen Jesus Christus wirklich begegnet ist (äußerliche, kirchliche Requisiten sind dazu nicht nötig) und die DNA der Gemeinde ungehindert wirken kann. Der Kontrast ist vergleichbar dem Unterschied zwischen einem Luftzug, der durch einen Ventilator erzeugt wird und einem Wind auf freiem Feld.

      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass organische Gemeinde kein Theaterstück ist, das nach einem vorgegebenen Drehbuch abläuft. Vielmehr ist sie ein Lebensstil – eine authentische Reise mit dem Herrn Jesus und seinen Jüngern.

      Den Unterschied zwischen einer organischen und einer nicht-organischen Gemeinde kann man vergleichen mit dem Unterschied zwischen einem Industriekonzern und Gottes Schöpfung. Das eine wurde von Menschen gegründet, das andere von Gott geschaffen; das eine ist künstlich, das andere lebendig und organisch.

      Deshalb sind Gemeindegründer wie Landwirte und Hebammen.

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