Knallharte Schale – zuckersüßer Kerl. Poppy J. Anderson
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„Dupree ist auch noch nicht trocken hinter den Ohren ...“
„Jungs ...“, nuschelte Teddy mit vollem Mund.
Mit einem flammenden Blick sah Dupree über den Wohnzimmertisch zu Blake, der sich lässig nach hinten lehnte und ihn anstarrte. Im Gegensatz zu ihm selbst war Blake hinter jedem Rock her und ging dabei wenig subtil vor. Oft konnte man beobachten, wie er sich in Bars eine Ohrfeige nach der anderen abholte, doch häufig kam es vor, dass er mit seinen Macho-Sprüchen und dummen Auftritten Erfolg hatte. Dupree mochte Blake zwar, schließlich war er sein Kumpel, aber dessen unbedarftes Verhältnis zum anderen Geschlecht rang ihm sowohl Skepsis als auch Bewunderung ab. Skepsis, weil ihm sein Leben lang gepredigt worden war, Frauen mit Respekt zu behandeln, und Bewunderung, weil Blake anders als er selbst keine Probleme damit hatte, Frauen anzusprechen. Dupree wünschte, dass es ihm so einfach fallen könnte wie seinem Kumpel, mit jemandem zu flirten.
„Sag’ mal, Dupree“, Teddy hatte ihren Kopf schief gelegt und musterte ihn nun fragend. „Die PR-Abteilung nervt mich seit Tagen wegen eines Termins für deinen Werbeauftritt. Wann triffst du dich das nächste Mal mit Sarah Matthews?“
Bei diesem Namen legte sich seine Stirn in Falten und eine Faust schien seinen Magen zu umklammern. Sarah Matthews war ein Grund, weshalb Dupree sehr schlecht auf Blake zu sprechen war. Ein sehr großer Grund.
Der Schwachkopf Blake fing natürlich zu lachen an, sobald er diesen Namen hörte, und verschluckte sich dabei an einem Glückskeks.
Röchelnd klammerte sich Blake an die Couchlehne und griff sich an den Hals, der zugegebenermaßen wie der Hals eines Stieres wirkte, während er wenig charmante Töne von sich gab und kraftvoll hustete.
„Trink was!“, bellte Brian und reichte ihm eine Dose Bier hinüber.
Sein Teamkollege verweigerte das Bier und deutete wie verrückt auf seinen Hals, während ihm die Augen aus den Höhlen quollen.
„Blake, erstick jetzt bloß nicht!“ Teddy war abrupt aufgesprungen und hämmerte mit ihren Fäustchen auf seinem Rücken herum. „Nicht jetzt, da du einen neuen vier-Jahres-Vertrag unterschrieben hast!“
Blake schien nicht auf sie hören zu wollen, da er immer noch abartige Geräusche von sich gab und seinen Hals umklammerte.
„Lass’ mich mal“, Brian schob seine Frau beiseite und klopfte seinem Kumpel kraftvoll auf den Rücken. Dieser zuckte unter den Schlägen zusammen, röchelte jedoch immer noch, als würde ein übergewichtiger Mops nach einem Marathonlauf eine Sauerstoffmaske benötigen.
Auch Dupree sprang nun auf und starrte alarmiert auf den rot angelaufenen Blake, dem das Lachen vergangen war. Es wäre Ironie des Schicksals, wenn er an einem Keks, der eigentlich Glück bringen sollte, erstickte.
„Kennst du den Heimlich-Griff?“
„Sehe ich so aus?“, bellte Brian zurück.
Eddie dagegen war die Ruhe in Person, hatte seine Frühlingsrollen fest im Griff und verfolgte beglückt das Spiel, da die Knicks nun in Führung lagen. Dupree wusste, dass Eddie ein paar Scheinchen auf die Heim-Mannschaft gesetzt hatte.
„Verdammt, Blake“, schimpfte Brian und schlug seinem Mitspieler heftig auf den Rücken. „Wehe, wenn du hier krepierst!“
Dupree konnte beinahe die Rippen des Erstickenden brechen hören, als Brian ihn mit Schlägen malträtierte. „Schlag etwas tiefer“, schlug er vor und warf einen erschrockenen Blick auf den Runningback.
„Tu doch was, Brian!“
„Was denn?“, fragte Brian seine Frau halb panisch, und halb verärgert.
Von der Couch kam ein desinteressiertes Seufzen Eddies. „Luftröhrenschnitt?“
Blake quiekte erschrocken auf und grunzte dabei. Gerade in diesem Moment verpasste ihm Brian einen harschen Schlag aufs Schulterblatt und konnte genauso wie Dupree und Teddy mitansehen, wie ein Stück Glückskeks aus seinem Rachen sprang, durch die Luft segelte und am Bildschirm des Breitbildfernsehers landete, auf dem er kleben blieb. Wie in Zeitlupe löste sich das angesabberte Keksstück und rutschte den Bildschirm hinunter, wobei es eine unschöne Spur hinterließ, bei deren Anblick Dupree am liebsten gewürgt hätte, da es ihn an die Spur einer Schnecke erinnerte. Wenn man mit fünf Jahren von den Nachbarskindern gezwungen wurde, eine lebendige Schnecke zu essen, bekam man zwangsläufig einen Würgereflex, sobald man an Schnecken dachte. Bis heute konnte Dupree nicht einmal in einer Bäckerei Mohnschnecken bestellen, ohne sich übergeben zu wollen.
„Na, toll“, beschwerte sich Eddie, der verpasst hatte, wie einem Knicksspieler ein phänomenaler Wurf gelungen war. „Vielen Dank, O’Neill.“
„Hey“, krächzte Blake und keuchte dabei auf.
„Blake, das hat mich gerade fünf Jahre meines Lebens gekostet“, beklagte sich Teddy und ließ sich aufgebracht auf die Couch sinken. „Weißt du eigentlich, wie viel dein neuer Vertrag gekostet ...?“
„Wer ist denn jetzt unsensibel?“, ächzte Blake und schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft, während er seinen Hals abtastete und sich nach vorne gebeugt hatte.
„Beruhigt euch“, Brian hielt ihm eine Flasche Wasser entgegen. „Vielleicht war dir das eine Lehre, nicht immer wie ein Schwein zu essen.“
Bevor das Thema zurück auf Sarah Matthews kommen konnte, verabschiedete sich Dupree von der Truppe und wurde von Teddy zur Tür gebracht. Sie küsste ihn auf die Wange und verschwand wieder im Loft, doch er hatte gesehen, dass sie eine Grimasse geschnitten hatte. Er konnte es ihr nicht versehen, schließlich hatte sie einen langen Arbeitstag hinter sich und musste nun den Chaoten Blake sowie Eddie beherbergen, anstatt sich ins Bett zu legen. Er dagegen machte sich auf den Heimweg und verließ Brooklyn, um nach East Harlem zu fahren.
In seiner Wohnung zog er sich bequeme Kleidung an und schlüpfte in eine Jogginghose sowie in ein weiches Sweatshirt, das ihm seine Schwester zu Weihnachten geschenkt hatte, bevor er sich eine warme Milch machte. Da er in den nächsten Tagen kaum zu Hause sein würde, öffnete er nicht einen neuen Milchkarton, sondern gab etwas Wasser hinzu, um die bereits angebrochene Milch zu verdünnen. Auch wenn er mittlerweile genug Geld verdiente, um eine eigene Molkerei zu kaufen, ließen sich zweiundzwanzig Jahre hartes Sparen nicht so einfach abstellen. Als Kind hatte er davon geträumt, ein eigenes Bett zu haben und endlich ein Glas Vollmilch zu trinken, die vorher nicht verdünnt wurde, damit jeder seiner Geschwister etwas davon hatte.
Er leistete sich kaum eine Verschwendung, fuhr keinen teuren Sportwagen, sondern hatte sich einen verlässlichen Kombi gekauft, er gab kein Geld für Luxusgüter oder Designerkleidung aus, sondern lebte im Vergleich zu anderen reichen Sportlern relativ bescheiden. Den einzigen Luxus, den er sich geleistet hatte, waren Zahnverblendungen aus Brillanten, die er sich nach seiner Vertragsunterzeichnung bei den Titans gegönnt hatte. Bereits vor Jahren hatte er Rapper im Fernsehen betrachtet – jedenfalls dann, wenn seine Mama nicht aufpasste, da sie grundsätzlich keine Musiksender erlaubte – und hatte sich geschworen, es den bewundernswerten Musikern nachzumachen, die es geschafft hatten, berühmt zu werden, obwohl sie Afroamerikaner waren und aus ärmlichen Verhältnissen stammten. Für Dupree waren die verblendeten Zahnreihen ein Zeichen gewesen, dass er es geschafft hatte. Zwar verdünnte er seine Milch