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„Hey!“ Prustend vor Lachen protestierte Liv. „Sag bloß nichts Gemeines über ihn!“
„Das würde ich nie wagen“, ergänzte Claire mit einem tiefen Seufzer. „Wenn er nicht so verdammt jung wäre, würde ich ihn mir sofort schnappen. Gut, ich würde ihm diese Frisur, die verblendeten Zahnreihen und seinen furchtbaren Kleidungsstil ausreden, aber ansonsten ist er wirklich süß.“
Liv warf einen Blick in den Garten und bemerkte, dass Brianna mittlerweile auf Duprees Schoß saß und mit den drei schweren Ketten spielte, die um den Hals des Footballspielers hingen. „Süß ist vermutlich nicht das Wort, das ein Mann im Zusammenhang mit sich gerne hört, Claire. Ich habe bemerkt, dass Dupree in letzter Zeit ziemlich allergisch darauf reagiert, wenn ihn einer der Jungs wie einen kleinen Jungen behandelt.“
„Vielleicht wird er bald richtig erwachsen. Wie lief es eigentlich mit dem Plan der Jungs, Dupree eine Frau zu besorgen?“
Mit einem abfälligen Grunzlaut erhob sich Liv und ging zum Kühlschrank, den sie öffnete und zwei Flaschen Apfelsaft herausholte. „Das war nicht der Plan der Jungs, sondern allein Blakes Vorschlag. Er hat vor ein paar Monaten Stripperinnen für Duprees Vertragsverlängerungsparty engagiert. Brian hat mir erzählt, dass die anderen überhaupt nichts davon wussten, bis Blake diese Stripperinnen in Toms Wohnung hineinließ. Die ganze Aktion ist natürlich in die Hose gegangen, was jede Person mit einer Spur von gesundem Menschenverstand sofort begriffen hätte.“
„Leider gehört Blake nicht dazu.“
„Richtig“, seufzte Liv. „Dupree war das Ganze schrecklich peinlich, Blake war furchtbar betrunken und wollte ihn immer animieren, die Weiber endlich zu betatschen. Das Ganze eskalierte, die Mädels hauten ab und Dupree verschwand wutschnaubend.“
„Oh je“, Claire lachte in den Hörer hinein. „Das hätte ich zu gerne miterlebt.“
Als Liv beobachtete, wie ihre Tochter vor Vergnügen in Duprees Ohr kreischte, seufzte sie schwer und verabschiedete sich von Claire, bevor sie die Apfelsaftflaschen nahm und nach draußen in den Garten trat.
„Hey, ihr beiden.“ Lächelnd winkte sie und überreichte Dupree eine Flasche. „Wie es scheint, habt ihr viel Spaß.“
Dupree setzte eine lachende Brianna zurück in den Sandkasten, erhob sich und nahm die ihm angebotene Flasche entgegen. „Danke.“
„Gerne“, Liv trank selbst einen Schluck und bemerkte mit relativer Belustigung, dass Dupree auf seine Uhr schielte. „Willst du zum Mittagessen bleiben?“
„Oh ... ich denke nicht.“
„Mhh, kann es etwas damit zu tun haben, dass Julian gleich wieder da ist?“
Tatsächlich errötete Dupree unter seiner dunklen Haut und wich ihrem Blick aus, bevor er murmelte. „Unsinn.“
„Dupree, du bist ein Schatz, aber du musst nicht den halben Mittag mit Brianna im Sandkasten spielen, weil Julian dich damit beauftragt hat.“
Der ansonsten schweigsame Dupree sah sie mit seinen dunklen Augen an und erklärte sehr ruhig. „Julian hat mich zu nichts beauftragt, Liv. Ich habe ihn angerufen und gefragt, ob es okay wäre, wenn ich vorbeikäme.“
„Oh“, leicht überrumpelt legte Liv den Kopf schief und musterte ihn. „Das ... das ist nett, aber ...“
„Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte schauen, wie es dir geht“, antwortete er auf ihre stumme Frage und verschränkte seine Arme unschlüssig vor der breiten Brust.
Als Brianna einen halben Tobsuchtsanfall bekam, weil sie allein im Sandkasten saß und ihr keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt wurde, lachte Dupree auf und nahm die Kleine schwungvoll auf den Arm. Liv folgte ihm noch immer nachdenklich ins Haus, wo Dupree wie selbstverständlich Brianna in den Hochsitz packte und eine Banane für sie kleinschnitt. Nur kurze Zeit später kam Julian von seinem Termin wieder, küsste seine Tochter auf das mit Bananenmus verschmierte Haar, tätschelte Livs Hintern und klopfte Dupree auf die Schulter, bevor er mit ihm ein Gespräch über das erste Testspiel gegen ein Collegeteam begann.
Liv kochte derweil ihre Pastasauce und fixierte zwischenzeitlich die beiden breiten Schultern der Männer, die mit den Rücken zu ihr standen, mit einem finsteren Gesicht.
Sie liebte ihren Mann, aber manchmal nahm seine Fürsorge überdimensionale Ausmaße an. Anstatt einen ruhigen Vormittag zu erleben und die Zeit mit ihrer Tochter zu genießen, hatte ständig ihr Telefon geklingelt, ihr Handy gepiept, weil sie eine neue Nachricht erhalten hatte, oder es hatte an der Tür geläutet, weil Dupree auf einen spontanen Besuch vorbeigekommen war. Es war sehr lieb von Julians Teamkollegen, dass sie sich Sorgen um sie machten, aber Liv ging es gut. Die Nachricht, dass das Baby ein Junge war, hatte sie nicht unglücklich gemacht. Ganz im Gegenteil! Sie freute sich auf das Baby. Nur machte sie der Gedanke, dass eines ihrer Kinder nicht mehr bei ihr war und seine Geschwister kennenlernen konnte, unsagbar traurig. Momente wie der gestrige fielen ihr natürlich nicht leicht.
Als hätte sie es richtig geahnt, kochte sie ein Kilogramm Spaghetti, da Dupree zum Mittagessen blieb und die Portion eines ausgewachsenen Gorillas in sich hineinschob. Zu seiner Ehrenrettung musste Liv zugeben, dass ihr Mann ihm in nichts nachstand. Beide aßen zu Briannas Freude riesige Mengen Spaghetti mit Fleischklößchen, während Liv ihre liebe Not hatte, ihre Tochter zu drei kleinen Bissen zu überreden. Die Kleine fand es sehr viel spannender, ihrem Vater und ihrem liebsten Spielkameraden abwechselnd dabei zuzusehen, wie sie sich vollstopften. Footballspieler vertilgten generell mehr Nahrung als Bergbauarbeiter mit einem Bandwurm und waren kaum satt zu bekommen.
Mit einem zynischen Augenverdrehen nahm Liv Duprees Kompliment zu ihrer Sauce entgegen und verabschiedete ihn, als er kurz darauf das Weite suchte. Lächelnd beobachtete sie ihn, wie er die Straße entlang marschierte, bevor sie die Haustür hinter sich schloss und die Küche anstrebte. Dort entdeckte sie ihren Mann, der den Abwasch erledigte und sich mit Brianna unterhielt, die fröhlich Bananenreste aus ihrem Haar pulte und dabei vor sich hin plapperte.
Einen Moment blieb Liv im Türrahmen stehen und betrachtete ihren Mann, der seiner unbeeindruckten Tochter erklärte, dass Daddy als Superbowlsieger einen neuen Werbevertrag an Land gezogen hatte. Grinsend ließ sie ihren Blick über seinen blonden Schopf, seinen breiten Rücken und die langen Beine, die in einem Paar Jeans steckten, wandern, bevor sie seinen Hintern fixierte, der durch das anschmiegsame Material besonders gut zur Geltung kam. Peinlich, aber wahr ... wäre Brianna nicht dabei gewesen, hätte sie sich sofort auf ihn gestürzt. So blieb ihr jedoch nichts übrig, als auf das eigentliche Thema zu sprechen zu kommen.
„Julian? Darf ich mich kurz aufs Ohr hauen oder muss ich damit rechnen, dass Brian bald vor der Tür steht?“
Fragend sah er sie über die Schulter an und erschien dermaßen unschuldig mit dem ahnungslosen Blick aus seinen braunen Augen, dass sie ihm das Getue beinahe abgekauft hätte. Beinahe.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Ich meine, dass mir von den vielen Telefonaten schon das Ohr weh tut!“
„Was für Telefonate?“
Seufzend lehnte sie sich mit der Hüfte gegen Briannas Hochsitz und streichelte ihr unbewusst durch das Haar, wobei sie ebenfalls Bananenreste entdeckte und diese vorsichtig entfernte. „Du musst nicht all unsere Freunde in Panik versetzen und dazu bringen, mich mit lieb gemeinten Anrufen in den Wahnsinn zu treiben.“