Salzburgsünde. Manfred Baumann
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»Bitte, mein Herr, wenn auch Ihnen unsere schützenswerte Umwelt ein Anliegen ist, dann können Sie gleich hier unterschreiben!« Sie wies zu einem hölzernen Stand am Rand des Platzes. Eine junge Frau mit auffallend roten Haaren winkte herüber. Auch sie verteilte Blätter. Mehrere Leute waren dort zu sehen. Zwei ältere Frauen beugten sich über einen Tisch. Sie waren dabei, ihre Unterschrift zu hinterlassen. »Stoppt Serena!« prangte auf einer großen Tafel über dem improvisierten kleinen Kiosk. Gemeint war dabei gewiss nicht die amerikanische Tennisspielerin Serena Williams, die ihre unnachahmliche Karriere noch nicht beendet hatte. Merana schmunzelte bei dem Gedanken. Es galt, ganz anderes zu stoppen. »Schluss mit Umweltsünden!« war einem weiteren Schild zu entnehmen. Merana vermutete zu wissen, worum es dabei ging. Wenn er sich recht erinnerte, plante eine Salzburger Firma, die Serena AG, eine Betriebserweiterung irgendwo im Norden der Stadt. Dagegen regte sich Widerstand.
»Danke, ich schaue es mir an.« Er steckte das Flugblatt ein.
»Sie können unsere Petition auch im Internet unterschreiben«, rief ihm die junge Frau nach, während er rasch seinen Weg fortsetzte.
Später erzählte er davon der Großmutter beim Telefonat am Abend. Er richtete ihr zudem schöne Grüße von Sandro aus. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch schilderte er ein paar seiner Eindrücke von der Parsifal-Aufführung. Gegen 21.30 Uhr setzte er sich an den Schreibtisch und klinkte sich in den Bürocomputer ein. Er wollte noch ein wenig arbeiten, zumindest einen Teil der eingegangenen Nachrichten und dienstlichen Infos überfliegen. Er ging früh zu Bett, jedenfalls für seine Verhältnisse. Die Uhr zeigte erst kurz vor Mitternacht.
Am nächsten Morgen griff er sich Joggingschuhe und Sportdress. Er lief fast eine Stunde. Danach duschte er, gönnte sich zwei große Tassen Espresso und war um 8.50 Uhr in seinem Büro. Er überflog den Mailposteingang und kramte in den Unterlagen, die man ihm seit seiner Abwesenheit auf den Schreibtisch gelegt hatte. Gegen 9.30 Uhr griff er zum Telefon. Er wählte die Nummer der Salzburger Festspiele und ließ sich verbinden.
»Guten Morgen, Herr Kommissar. Wie geht es Ihnen? Wie hat Ihnen denn gestern die Parsifal-Aufführung gefallen? Die Frau Präsidentin hat mir von der Begegnung erzählt.«
»Guten Morgen, Frau Hertel. Alles in allem war ich sehr beeindruckt. Vor allem musikalisch. Szenisch hätte ich ein paar Anmerkungen zu machen.«
»So erging es mir auch. Ich habe die Premiere gesehen. Die Frau Präsidentin hat mich darüber informiert, dass Sie anrufen werden. Es geht um einen Termin, wie sie andeutete. Wie lange werden Sie mit der Frau Präsidentin brauchen, Herr Kommissar? Reicht für das Gespräch etwa eine halbe Stunde?«
»Aber natürlich, Frau Hertel. Das wäre fein.«
»Dann kann ich Ihnen für übermorgen etwas anbieten. Ich habe das Interview mit der Journalistin von der Süddeutschen etwas nach hinten geschoben und die geplante Besprechung mit dem Kaufmännischen Direktor verkürzt, dann geht sich das gut aus. Sagen wir, um 11.20 Uhr bei uns im Büro?«
»Sehr gerne. Das passt bestens. Vielen Dank, Frau Hertel.«
»Nichts zu danken, Herr Kommissar. Für Sie immer. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«
»Gleichfalls, Frau Hertel.«
Er legte auf, widmete sich den Unterlagen und den Infos im PC.
Gegen Mittag klopfte es.
»Ja, bitte.«
In der geöffneten Tür erschien der Abteilungsinspektor.
»Hallo, Otmar.« Er deutete mit der Hand auf einen der freien Stühle.
Sein Freund und Kollege nahm Platz, legte eine dünne grüne Mappe auf Meranas ohnehin angefüllten Schreibtisch.
»Wie war es im Pinzgau bei der Großmutter?«
»Ich bin froh, dass sie immer noch in guter Verfassung ist. Das Miteinander hat uns beiden wohlgetan.«
»Warst du schon beim Chef, Martin?« Dem Kommissar entfuhr ein Schnauben. Nein, das stand ihm noch bevor. Aber das hatte Zeit.
»Ich schaue am Nachmittag zu ihm rüber. Aber den lieben Günther interessiert derzeit ohnehin nur eines: ob mir etwas Passendes eingefallen ist, damit er sich bei den Kollegen, die über Pfingsten zum Meeting kommen, glanzvoll präsentieren kann.«
Der Abteilungsinspektor grinste.
»Und ist dir etwas eingefallen, Herr Kommissar?«
Merana vollführte eine abschätzige Handbewegung. »Möglicherweise. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass du mit mir darüber reden willst. Also, was kann ich für dich tun, Herr Abteilungsinspektor?«
Otmar Braunberger beugte sich vor. Er öffnete die grüne Mappe.
»Ich habe dir dazu eine kurze Mailnachricht geschickt.«
Der Kommissar blickte auf den Schnellhefter.
»Ja, ich erinnere mich. Die Nachricht habe ich gestern Abend von zu Hause aus schnell überflogen. Es geht um diese Knochen, die man am Karfreitag auf dem Kapuzinerberg gefunden hat.«
Er zog die geöffnete Mappe näher heran, blickte auf die Bilder.
»Es gab am Abend einen Fernsehbericht. Den habe ich gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, ging es dabei nur um das tote Gamstier. Von menschlichen Knochen wurde nichts erwähnt.«
Der Abteilungsinspektor nickte. »Die zum Kapuzinerberg gerufenen Kollegen haben das mit den Journalisten gleich abgeklärt. Tote Gämse ja, menschliche Skelettteile nein.«
Der Kommissar nickte, studierte die Bilder, blätterte um.
»Ich erkenne keinen direkten Zusammenhang, ob das überhaupt etwas für uns ist. Wenn es sich um einen polizeilichen Fall handelt, dann liegt das Ganze sehr weit zurück. Vielleicht sogar an die 100 Jahre, wie ich deinen Notizen entnehme. Es wäre mir lieb, Otmar, wenn du dich darum kümmern kannst. Ich bin mit anderer Arbeit eingedeckt. Halt mich auf dem Laufenden, falls sich etwas Interessantes ergibt.« Er schloss die schmale Mappe, schob sie zurück.
Er stockte. Das Gesicht seines langjährigen Mitarbeiters und Freundes blickte ihn ernst an. Sehr ernst.
»Ist noch etwas, Otmar?«
»Ja, Martin.« Der Abteilungsinspektor räusperte sich. »Es hat sich etwas ergeben. Deshalb bin ich hier.«
Merana schaute auf die Uhr. Das geschah eher unwillkürlich. Die beiden kannten einander sehr lange. Er konnte seinem Freund und Mitarbeiter direkt sagen, dass er mit vielen Aufgaben eingedeckt war und wenig Zeit hatte. Da brauchte es keinen verstohlenen Hinweis durch einen Blick zur Uhr.
»Ich nehme an, es ist wichtig, Otmar. Sehr wichtig?«
Der andere nickte, griff in die Tasche seines Sakkos. Als er die Hand hervorzog, hielt er einen kleinen Gegenstand in den Fingern. Er legte ihn auf den Schreibtisch.
»Dieser Ring wurde zusammen mit den Skelettteilen gefunden.«
Der Kommissar schaute den Kollegen leicht verwundert an.
»Davon