Salzburgsünde. Manfred Baumann

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Salzburgsünde - Manfred Baumann

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Vorfall wisse, werde man die Öffentlichkeit informieren.«

      »Sehr gut.« Der Abteilungsinspektor nickte. Das hatten die Kollegen bestens hingekriegt.

      »Wie ich den Bildern entnehme, scheint das Skelett nicht komplett zu sein, Eleonore.«

      »Richtig, es fehlen ein paar Knochen. Eine genaue Aufstellung dazu kommt noch.«

      »Kannst du etwas zum Alter dieser Person sagen?«

      »Ich kann es versuchen. Sie dürfte zum Zeitpunkt des Todes vermutlich Mitte 20 bis Ende 30 gewesen sein. Aber das ist nur eine sehr grobe Schätzung. Eindeutiger sind die deutlich sichtbaren Spuren von Gewalteinwirkung an ihrem Kopf.«

      Das hatte er schon ihren Aufzeichnungen entnommen.

      »Könnte die Frau deiner Meinung nach auch gestürzt sein und sich dadurch die Verletzungen zugezogen haben?«

      Sie wartete ein paar Sekunden.

      »Davon gehe ich eher nicht aus. Ich bin mir einigermaßen sicher, der Frau wurde ein harter Gegenstand gegen den Kopf gedroschen. Die Art der Bruchstellen lassen kaum Spielraum für eine andere Deutung.«

      Er schwieg, dachte nach. Das würde bedeuten, die gefundenen Knochenteile verwiesen mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Opfer eines Gewaltverbrechens. Wann könnte die Tat geschehen sein? Dazu hatte er keinerlei Angaben in ihrem Bericht gefunden.

      »Ich weiß, dass deine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, Eleonore. Aber kannst du aufgrund deiner Erfahrung ungefähr einschätzen, wann die Tat begangen wurde? Wann könnte der Frau das zugestoßen sein?«

      Er hörte sie schnauben.

      »Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nur grob möglich. Da gebe ich lieber eine Vermutung über ihr Alter ab. Sagen wir es so. Würde die Gute heute noch leben, dann wäre sie wohl mindestens 90 Jahre alt, wahrscheinlich älter. Vielleicht sogar 100 oder gar 120.«

      »Danke, Eleonore. Dann werde ich wohl einmal unseren hohen Chef anrufen.«

      »Musst du nicht mehr, Otmar. Ich habe den Herrn Polizeidirektor schon heute Früh informiert.«

      Schon heute früh? Vielleicht hatte sich die Mailnachricht des Chefs auch darauf bezogen. Er war ja noch nicht dazu gekommen, sie wenigstens zu überfliegen.

      »Danke, Eleonore, dass du Günther schon gewarnt hast. Damit er Bescheid weiß, falls durch die Presse etwas früher durchsickert als geplant.«

      »Gerne. Und jetzt liegt der Fall bei euch. Ich nehme an, du hast auch das Bild mit dem Ring und der Kette gesehen?«

      Ja, hatte er. Die Aufnahme hatte allerdings nicht dieselbe Qualität wie jene der Knochen.

      »Ob die Frau die Kette mit dem Ring tatsächlich am Körper trug oder nur irgendwo eingesteckt hatte, lässt sich aufgrund des Zustandes des Skeletts wohl nicht mehr feststellen?«

      »Nein, das lässt sich nicht. Die Kette lag in der Mulde bei den Knochen. Sie könnte zufällig dort gelandet oder von einem Tier dorthin transportiert worden sein. Doch das nehme ich eher nicht an. Ich lasse dir die Kette und den Ring ins Präsidium schicken. Wenn mich nicht alles täuscht, ist am Ring etwas eingraviert. Aber das werden eure Techniker herausfinden. Hast du noch Fragen, Herr Abteilungsinspektor?«

      »Danke, Eleonore. Noch einen schönen Ostersonntag.« Er legte auf. Dann fuhr er sich mit der Hand über das schlecht rasierte Kinn. Was war auf dem Kapuzinerberg geschehen? Er rechnete kurz nach. 90 bis 120 Jahre, sagte die Gerichtsmedizinerin. Dann war die Frau ungefähr zwischen 1900 und 1930 geboren.

      Sie war zu Tode gekommen, noch als junge Frau. Vielleicht 25 Jahre alt. Vielleicht auch schon Ende 30. Wo? Das ließ sich derzeit nicht sagen. Ihre Skelettteile waren jetzt gefunden worden. Vor wenigen Tagen. Nicht auf einem Friedhof, sondern auf dem Kapuzinerberg. Eines war gewiss. Irgendjemand musste sie dort verscharrt haben. Warum begrub man jemanden in abgelegenem Gelände? Um die Spuren eines Gewaltverbrechens zu vertuschen? Warum waren die spärlichen Skelettteile erst jetzt ans Tageslicht gekommen? Fragen über Fragen. Und derzeit nicht der Funken einer Antwort.

      Er lehnte sich zurück, griff in die unterste Schublade, genehmigte sich noch eine Schokoladenkugel. Sollten sie in diesem Fall überhaupt ermitteln? Für Mord gab es keine Verjährung. Das war ihm klar. Aber war hier tatsächlich ein Mord passiert? Und selbst wenn, was brachte es, jetzt, nach Jahrzehnten, darin herumzustochern? Lebten überhaupt noch Personen aus dieser Zeit? Das konnte man wohl erst halbwegs seriös beantworten, wenn man einzuschätzen vermochte, was »diese Zeit« bedeutet. In jedem Fall etwas weit Vergangenes. Er blickte auf den Bildschirm. Sie hatten reichlich ungeklärte Fälle aus der Gegenwart. Da gab es genügend Arbeit. Er angelte sich eine zweite Mozartkugel. Dann tastete er nach der Maus. Er schloss die Datei mit der Mailnachricht. Zumindest würde er einen eigenen Ordner anlegen. Bezeichnung: »Kapuzinerberg-Leiche«. Das konnte nicht schaden. Dann hatte er immerhin eine ordnungsgemäße Ablage dafür.

      4

      »Herr Merana?«

      Er vernahm die Stimme hinter seinem Rücken. Sie kam ihm bekannt vor. Er wandte sich um.

      »Frau Präsidentin!«

      Nach dem ersten Akt hatte es nur eine kurze Unterbrechung gegeben. Viele Besucher, auch er, waren im Saal sitzen geblieben. Aber nun, nach dem zweiten Aufzug, sollte die Pause eine knappe halbe Stunde dauern. Zeit genug, um sich die Beine zu vertreten, ein Glas Sekt zu ordern, sich am Buffet mit einem kleinen Happen zu versorgen, einen Kaffee zu genießen. Er deutete eine Verbeugung an. Die Festspielpräsidentin reichte ihm die Hand.

      »Ich habe Sie schon lange nicht mehr in unserem Haus angetroffen. Schön, dass Sie es einrichten konnten. Für den Parsifal muss man sich erheblich Zeit gönnen. Wie gefällt Ihnen die Aufführung bisher?«

      Er zögerte kurz, überlegte, wie er es am besten ausdrücken konnte. »Von Gurnemanz und Kundry bin ich sehr angetan. Beeindruckende Bühnenpräsenz, tolle Stimmen, bei beiden. Für Parsifal gäbe es da meiner sehr laienhaften Einschätzung nach noch Reserven. Nicht so sehr stimmlich, da war durchaus schon Großartiges zu hören, aber in der Darstellung. Das kann ja im dritten Akt noch geschehen. Immerhin hat er gleich einen bedeutsamen Auftritt.«

      In ihren klugen Augen blitzte es schelmisch auf. »Sehr diplomatisch ausgedrückt, Herr Kommissar. Ein dieser Aufführung wohlmeinender Feuilletonkritiker hätte es nicht besser beschreiben können.« Sie standen im Freien, mitten auf der Hofstallgasse, direkt an den weit geöffneten Eingangstüren des Großen Festspielhauses. Gegenüber lag das ehrwürdige Gebäude der Universitätsbibliothek, schräg dahinter der Furtwänglerpark. Wenn er den Kopf nach links drehte, konnte er den Karajan-Platz sehen und einen Teil der barocken Pferdeschwemme. Es war angenehm warm. Die Vorstellung hatte um 12 Uhr begonnen. Die Sonne war inzwischen ein gutes Stück nach Südwesten gerückt, aber auf dem Platz, an dem sie sich befanden, war sie noch gut spürbar. Die weiterhin freundlich lächelnden Augen der Präsidentin wurden plötzlich ernst. Offenbar hatte sie hinter seinem Rücken etwas entdeckt. »Ich würde mich gerne mit Ihnen länger über unseren Parsifal unterhalten, Herr Merana. Aber ich entdecke eben einen Vertreter eines unserer Sponsoren, zusammen mit seiner Gattin. Da muss Frau Präsidentin schnell ihre Aufwartung machen.«

      Er nickte, zögerte. Wenn er schon

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