Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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Lebens nur Dubletten seien und nur einer dieser Bäume im ursprünglichen Text gestanden habe, da die Angaben zu diesen Bäume verwirrend sind. Aus literarkritischer Sicht wäre der Lebensbaum als späterer Zusatz zu streichen. Für Gen 2,8–9 und die gesamte Paradieserzählung ergäbe sich dann ein glatter Zusammenhang.

      Für Ägypten sei an die beiden Sykomoren aus Türkis erinnert, die nach ägyptischen Himmelsvorstellungen rechts und links des Horizonttores im Osten stehen, in dem alltäglich die Sonne erscheint bzw. zwischen denen der Sonnengott Re hervorgeht. Dieses Ereignis ist zyklisch, es wiederholt sich jeden Morgen und garantiert den Fortlauf und das Bestehen der Welt. Es ist eine Vorstellung, die sich bereits im Alten Reich findet (Pyramidenspruch 568 s. SETHE 1935–62; Sargtexte = CT Sprüche 159 und 161 s. FAULKNER 1973–1978; Totenbuch Spruch 109 s. HORNUNG 1979). Allerdings ist manchmal auch nur von einer Sykomore die Rede (Pyramidenspruch 916b), was der Ansicht, dass ursprünglich nur ein Baum im Paradies stand, entgegenkäme. Auch die Dattelpalme gilt als Erscheinungsort des Sonnengottes (CT IV 153f–154a). Einschränkend muss gesagt werden, dass zwar ein oder zwei Bäume in Ägypten im Zusammenhang mit „paradiesischen“ Zuständen gut belegt sind, ihre Bedeutung deckt sich jedoch nicht mit der der biblischen Bäume. Die ägyptischen Bäume beziehen sich eindeutig auf das ewige Leben, die tägliche Verjüngung des Sonnengottes und in dessen Gefolge auch des jeweils Verstorbenen. Die biblischen Bäume sind eher in einem diesseitigen Paradies anzusiedeln, aus dem die Menschen vertrieben werden, um ein diesseitiges Leben zu führen.

      4 Die Säulen am Tempel Salomos

      Die beiden metallenen Säulen Jachin und Boas vor dem Tempel Salomos (1 Kön 7,15–22) können in Beziehung zu dem Motiv der sakralen Bäume des Alten Orients gesetzt werden, die ikonographisch häufig dargestellt werden. Besonders wird auf die Darstellung der Investitur des Herrschers im Palast des Zimrilim in Mari verwiesen. Die beiden Säulen sollen entsprechend den sakralen Bäumen der altorientalischen Bildsymbolik das Leben und die Fruchtbarkeit verkörpern, die den Bewohnern Israels gewährt werden. Als Beleg dafür werden ihre Kapitelle angeführt, die mit 200 (wohl je 100) kupfernen Granatäpfeln verziert waren. Generell ist der Tempelvorhof des Salomonischen Tempels mit Symbolen ausgestattet, die analog in orientalischen Tempeln den Glauben an die Gegenwart des lebendigen Gottes dokumentieren. In diesen Kontext gehören auch die beiden Säulen. Beim Aufstieg Adapas zum Himmelsgott Anu flankieren zwei Götterwesen das Himmelstor, von denen eines mit einem Zeichen für das Bedeutungsfeld „Baum“ versehen ist. Mit ihnen wurden die beiden Säulen des salomonischen Tempels in Verbindung gebracht. Heranzuziehen sind hier auch die zwei Perseabäume, die den Eingang zum Totentempel der Hatschepsut von Deir el Bahari flankiert hatten, wie sie später entsprechend auch beim Tempel von Dendera anzutreffen waren.

      5 Heilige Bäume

      Unter grünen Bäumen dienten die Nationen, die Israel in Besitz nahm, in lokalen Heiligtümern ihren Göttern, was für „deuteronomistische“ Theologen verabscheuungswürdiger Götzendienst war. (Dtn 12,2). Ein Rückfall in diese offenbar sehr geläufigen Praktiken wird bestraft (1 Kön 14,23; 2 Kön 16,4). Mehrfach wird die Abschaffung des Götzendienstes thematisiert (Jer 2,20; Ez 6,13; Hos 4,12). Heilige Bäume und Haine, in denen Götter Wohnung nahmen, sind im Alten Orient und in Ägypten bekannt und waren im Denken der Bevölkerung fest verankert. So mussten sie als Symbol anderer Religionen rigoros bekämpft werden. Andererseits konnte man sich nicht ganz von der Bedeutung heiliger Bäume lösen. Die Begegnung zwischen Gott und Mensch, Gott und Abraham, findet unter der Orakel-Terebinthe statt. Aufgrund dieser Begegnung baut Abraham Gott einen Altar (Gen 12,6–7; 13,18).

      6 Baum in der Liebesbeziehung

      Die Liebe unter Bäumen – „Zedern sind die Balken unseres Hauses, Wacholder unsere Dachsparren“ (Hld 1,17) – ist auch in sumerischen und ägyptischen Texten gut belegt. Die Bäume dürften hier für die Vergöttlichung der Liebenden stehen, denn der über 300 Meter hohe Zedernberg (Libanonberg) galt als Wohnort der Götter. Auf die (götterähnliche) Entrücktheit der Geliebten auf dem Libanon, die jedoch herabkommen wird, spielt „Mit mir vom Libanon, Braut, mit mir vom Libanon wirst du kommen“ an (Hld 4,8). Bereits im Alten Ägypten können mit den Bäumen, die in der Liebesdichtung genannt werden, auch solche im Tempelbezirk gemeint sein. Unter einem ganz anderen Aspekt sieht dies Hosea, der sich gegen solche Praktiken ereifert und den Fall des Volkes Israel damit verbindet (Hos 4,13). Aber auch andere Propheten wenden sich gegen die „Unzucht“ und „ Hurerei“, die als Folge des Baalkultes, der Götzendienerei, angesehen werden (z.B. Dtn 12,2; Jer 2,20; Jer 3,6.13; Jes 57,5; → Hurerei). Mit der Schönheit und Wohltat speziell des Apfelbaumes wird der oder die Geliebte verglichen (Hld 2,3; vgl. 7,9; 8,5). Er gewährt auch Schatten, was im Hebräischen zugleich Schutz bedeutet, und hält Früchte bereit, die dem Gaumen süß sind. Der Apfel(baum) gilt nicht nur als Symbol des Liebesgenusses, sondern auch als Aphrodisiakum, wie in einer assyrischen Beschwörung. Die Geliebte hingegen ist wie ein verschlossener → Garten aus dem ein Hain von Granatapfelbäumen mit köstlichen Früchten hervorgeht (Hld 4,13f.). Gärten bestanden damals vornehmlich aus Bäumen! Fruchttragende Bäume – und da bevorzugt der Granatapfelbaum, der oft im Garten steht – sind ein beliebtes Motiv in der Liebesdichtung. Einmal jedoch ist speziell der Nussbaumgarten erwähnt (Hld 6,11). Der Garten gilt einerseits als Abbild des Paradieses, aber er steht auch für die Geliebte (vgl. Hld 6,2), die umso anziehender scheint, je verschlossener der Garten – d.h. sie und ihre Reize – ist. So ist das Motiv des Pflückens der Früchte der Bäume des Gartens recht eindeutig (vgl. Hld 7,13; 8,2). Diese Bilder und Vorstellungen des Hohen Liedes sind wahrscheinlich von der weitaus älteren ägyptischen Liebespoesie inspiriert. Noch der persische Dichter Saadi kennt in seinem Werk „Hundertundeine Geschichte aus dem Rosengarten“ (Golestan) dieses Motiv des Pflückens der Frucht – genauer gesagt, der Dattel. Nur einmal kommt ein Vergleich der Geliebten mit der Palme vor. Nicht die schlanke Gestalt ist dabei ausschlaggebend, die bis heute nicht das Ideal des Orients ist, sondern die reichen Früchte. Dies ist auch in Hld 7,9 eindeutig. Zu beachten ist auch die religiöse Komponente. Bereits in Ägypten kann die Baumgöttin, die dem Toten Speise und Trank darbietet, in einer Dattelpalme erscheinen (Totenbuch Spruch 59), und auch an die im 8.–6. Jh. v. Chr. in Judäa weit verbreiteten Pfeilergöttinnen ist zu denken. Die Bedeutung der Fruchtbarkeit durchzieht unterschwellig diese Vorstellungen.

      7 Zeder: Metapher für den Herrscher

      Im vierten Orakel gegen Ägypten (Ez 31; vgl. 17, 22–24) ist das Thema der Fall des Hochmütigen, als dessen Symbol hier die mächtige, hoch aufragende, unvergleichlich prachtvolle Zeder gilt, in deren Zweigen die Vögel des Himmels nisten, unter deren Ästen die Tiere des Feldes werfen und in deren Schatten all die großen Nationen wohnten. Zu allen Bäumen auf dem Feld sendet sie ihre Kanäle. Dieses Bild ist bereits aus Ez 17,24 bekannt und steht für die geringeren und weniger bedeutenden Könige bzw. Königreiche. Sie ist der schönste Baum im Gottesgarten, keiner reicht an sie heran. Ähnliche Bilder wie Ezechiel zeigt bereits ein hethitisches Ritual für die Einweihung eines neuen Palastes, wenn dort von Tieren die Rede ist, die im Schatten der Zeder ruhen oder weiden (PRITCHARD 1969, 357). Die mächtigen, hoch aufragenden Zedern waren weithin geschätzt. Bereits im Alten Ägypten wurden sie geschlagen, wie ein Relief von Sethos I. im Tempel von Luxor zeigt und wie es die Geschichte des Wenamun thematisiert (MOERS 1995, 912–921). Auch Nebukadnezzar II. rühmt in der Wadi-Brisa-Inschrift ihren Wuchs (BORGER 1982–1985, 405). Die berühmte Decke des Thronsaals von Persepolis war, wie die von Palästen des Zweistromlandes, aus ausgesucht schönen, hoch ragenden Zedern errichtet. So darf man sagen, dass dieser imposante Baum seit Jahrhunderten eng mit einer Gottheit oder dem Herrscher verbunden war. Der Tempelbau Salomos steht sicher noch in dieser Tradition (1 Kön 5ff. passim). In Mesopotamien war der Zedernberg Wohnsitz der Götter (Gilgamesch-Epos V). Zedern zu fällen wird jedoch auch als Zeichen königlicher Überheblichkeit verunglimpft (Jes 37,24; vgl. Jes 14,8). In Ägypten hingegen verwendete man die Zeder gewöhnlich für profane Zwecke, u.a. für Särge, Kasten oder im Schiffsbau,

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