Kein Lord wie alle anderen. Inka Loreen Minden

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kein Lord wie alle anderen - Inka Loreen Minden страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Kein Lord wie alle anderen - Inka Loreen Minden

Скачать книгу

bestimmt nicht mehr ausüben und womöglich hatte er sich deshalb eine neue Einkommensquelle … gesucht.

      Du liest zu viele Abenteuergeschichten, schalt sie sich und drängte sich schnell wieder hinter dem Vorhang an die Wand, als Lord Wakefield aufstand. Izzy hörte, wie er langsam und schwerfällig an ihr vorbeihumpelte, und erst als sie seine Schritte nicht mehr vernahm, verließ sie ihr Versteck und ging zurück zum Fest.

      Verdammter Donnergrummel, jetzt hatte sie wegen dieses Mannes ganz vergessen darüber nachzudenken, wie sie ihrer Stiefmutter ausreden konnte, sich auf dieser Feier für einen potenziellen Heiratskandidaten zu entscheiden! Dabei wollte Izzy nichts anderes, als Trenton House bald wieder für sich zu haben und in ihre Hosen zu schlüpfen. Denn weder ihren Vater noch die Angestellten kümmerte es, wenn sie sich nicht wie eine Lady verhielt. Außerdem brauchte sie keinen Mann! Izzy fand alles perfekt, so wie es war.

      Kapitel 3 – Der neue Nachbar

      »Danke, dass du mir beistehst, Penny«, flüsterte Izzy ihrer besten Freundin zu, kaum dass sie in den Salon zurückgekehrt war und sich auf einen Stuhl am Fenster neben sie setzte. Izzy würde nicht wissen, was sie heute ohne ihre Seelenverwandte tun würde.

      Penny hatte das hohe Fenster schon vor der Tanzpause einen winzigen Spalt geöffnet, damit sie beide frische Luft abbekamen. Im Grunde machten Izzy Gerüche nichts aus, schließlich befand sie sich auch hin und wieder in einem Kuh- oder Schweinestall, da durfte man wahrlich nicht zimperlich sein. Aber diese ganzen Duftwässerchen und parfümierten Puder waren ihr dann doch zu viel.

      Zahlreiche Kerzen und Öllampen erhellten den riesigen Salon und verbreiteten nicht nur Licht, sondern auch Wärme. Außerdem ließ Izzy die Erinnerung an Henry Griffiths’ Hals nicht los und erhitzte sie zusätzlich von innen, was sie sich einfach nicht erklären konnte.

      Penny strich sich eine schwarze Locke aus der Stirn und lächelte Izzy aufmunternd an. »Natürlich stehe ich dir bei. Dazu sind beste Freundinnen doch da.«

      »Wirst du auch noch für mich Zeit haben, wenn du verheiratet bist?« Sie kannten sich fast schon ihr ganzes Leben, und da ihre Familien Nachbarn waren, sahen sie sich so oft es geht. Doch bald würde ihre gemeinsame Zeit ein Ende finden, denn Penny hatte sich vor ein paar Wochen verlobt. Sie war neunzehn, also drei Jahre jünger als Izzy, und diese Veranstaltung war wohl eine von vorerst ganz wenigen Gelegenheiten, ihre Freundin noch einmal bei sich zu haben. Es war schon schrecklich genug gewesen, dass Penny die letzten beiden Saisons in London verbracht hatte, aber wenn sie erst einmal verheiratet war, würde sie für immer dort wohnen oder noch weiter weg auf dem Landgut ihres Gatten. Dabei waren sie seit Kindertagen ein Team. Penny und Izzy, von vielen einfach nur »Pizzy« genannt.

      Penny drückte kurz ihre Hand. »Ashton möchte mir nach der Parisreise sein riesiges Herrenhaus in Nottinghamshire zeigen. Aber zum Beginn der neuen Saison werden wir in London sein.« Asthon – der Earl of Lexington. Zukünftig würde Penny »Lady Lexington« sein. Was für ein Zungenbrecher! »Ich bin also nächstes Jahr gar nicht so unendlich weit weg und werde dir jede Woche schreiben … natürlich auch während unserer Hochzeitsreise.«

      Izzys Herz zog sich zusammen, wenn sie an die langen, einsamen und dunklen Winterabende dachte. London war jedoch tatsächlich nicht so weit weg wie Lord Lexingtons Landgut, vielleicht könnte sie Penny dann besuchen. Seit vielen Jahren war Izzy nicht mehr in London gewesen. Papa hatte nach Mutters Tod und dem schrecklichen Vorfall mit seinem Freund das Stadthaus verkauft, und seitdem wohnten sie auf dem Land. Izzy liebte es hier, liebte Trenton House, den verrückten Garten mit den wunderschönen Follies und all die Menschen in Rochester und den umliegenden Dörfern. Sie wollte gar nicht mehr zurück in das schmutzige, stinkende London. Doch für Penny würde sie eine Ausnahme machen.

      »Ich werde sicher nicht eingehen vor Langeweile«, bemerkte Izzy ein wenig verschnupft. »Dennoch wünschte ich, du hättest noch gewartet.«

      Ihre Freundin blickte sie mit einer Mischung aus Schuldbewusstsein und Empörung an. »Izzy, nächstes Jahr werde ich schon zwanzig! Außerdem lasse ich mir doch keinen Earl entgehen.« Sie lächelte ihren Verlobten an, der sich in der Nähe gerade mit Pennys Vater unterhielt, und fächerte sich galant Luft zu. Die beiden Herren sahen sich irgendwie ähnlich. Natürlich war Pennys Vater – Lord Clearwater – bereits sehr viel älter und ergraut, aber Ashton hatte auch so eine große Nase. Ansonsten machte er einen ganz passablen Eindruck.

      Lord Wakefield gefiel Izzy trotz der Narben auf einer Gesichtshälfte irgendwie besser. Er erinnerte sie damit an einen Piraten, und sie hatte ein Faible für Piraten- und Abenteuergeschichten. Während die vierzig geladenen Gäste nach und nach in den Salon zurückkehrten, stand er stramm wie ein Soldat neben Papa, der auf einem Stuhl saß, und redete mit ihm. Papa schien sich über etwas zu amüsieren, denn er lächelte den Marquess an.

      Der lächelte nicht wirklich zurück, aber sein Mundwinkel – der ohne Narbe – zog sich ein bisschen nach oben, sodass der Lord gleich weniger düster wirkte.

      Izzy bemerkte, dass sie ebenfalls lächeln musste. Papa schien heute einen guten Tag und weniger Schmerzen zu haben als sonst. Je kälter es draußen wurde, desto mehr taten ihm die Knochen weh. Außerdem sah er heute irgendwie goldig aus. Die Wangen in seinem runden Gesicht waren gerötet und sogar sein kahles Haupt schien zu leuchten wie eine Tomate. Am liebsten wollte Izzy hingehen und ihn umarmen – aber das gehörte sich natürlich nicht. Sie hätte es aber getan, wenn niemand sonst hier gewesen wäre.

      Würden sich Lord Wakefields Mundwinkel etwas mehr heben, wenn sie es einfach täte?

      Henry – wie sie den Marquess von nun an gedanklich nennen würde, weil sie bei »Lord Wakefield« immer an den früheren Lord Philip Cranton denken musste, der völlig anders ausgesehen hatte – würde bald zu ihr kommen, um mit ihr zu tanzen. Noch stimmten die Musiker, die auf einem niedrigen Podest am Ende des Salons saßen, allerdings ihre Instrumente.

      Ob Henry ein guter Tänzer war? Sie hatte überhaupt nicht darauf geachtet und außer seinem Humpeln nichts bemerkt, weil sie bisher so wenig Eindrücke wie möglich an sich herangelassen hatte. Natürlich rein aus Trotz, um ihrer aufdringlichen Stiefmutter keinen Gefallen zu tun. Rowena war oft sehr unhöflich zu ihr, vor allem wenn Papa nicht in der Nähe war. Dabei war Izzy doch keine Konkurrenz für sie! Aber vielleicht glaubte ihre Stiefmutter das, schließlich war diese kaum zehn Jahre älter als Izzy, und sie selbst hatte ein sehr liebevolles und enges Verhältnis zu ihrem Vater – was in ihren Kreisen eher unüblich war. Oder Rowena nahm es ihr übel, dass das Personal auch immer noch auf Izzy hörte, schließlich war sie nach Mamas Tod die Dame des Hauses gewesen.

      Möglichst unauffällig ließ sie den Blick über die zahlreichen Gäste schweifen, die in kleinen Grüppchen beieinanderstanden, und wunderte sich kein bisschen, dass ihre Stiefmutter mehr ledige Herren geladen hatte als Paare. Die einzige noch unverheiratete Frau, abgesehen von Izzy, war Penny – und das auch nur noch für zwei Wochen. Am liebsten wollte Izzy nach ihrer Hand greifen! Mit der besten Freundin als Verbündete ließ sich diese schreckliche Situation einfach leichter aushalten.

      Izzy stieß einen frustrierten Seufzer aus, ohne dabei ihre perfekte Haltung und das aufgesetzte Lächeln auch nur einen Deut zu verändern. Sie hatte ihrer Stiefmutter Rowena versichern müssen, mit jedem alleinstehenden Herrn, der geladen war, zu tanzen. Und Rowena hatte eine Menge gut betuchter Adeliger eingeladen. Nicht nur die Lords aus den umliegenden Ländereien waren angereist, sondern einige sogar von weiter weg gekommen. Nicht jeder Mann bot dabei solch einen ansehnlichen Anblick wie Lord Rochford, mit dem sie zuvor getanzt hatte und der von Alter und Statur Ähnlichkeiten mit Henry besaß. Es gab auch Herren, die beinahe so alt waren wie ihr Vater! Und mit solch einem Greis wollte Rowena sie verkuppeln? Sie war doch kein Zuchtpferd, nur weil sie eine

Скачать книгу