Kein Lord wie alle anderen. Inka Loreen Minden
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»Vielleicht können wir Freunde werden«, beschloss sie. »Jetzt, da mich Penny verlässt, um mit ihrem Earl glücklich zu werden, bräuchte ich Ersatz.«
Henry riss gespielt empört die Augen auf. »Das, meine liebe Izzy, ist völlig gegen die Regeln des ton, ansonsten würde ich bei Ihrer verrückten Idee herzlich gerne mitmachen.«
Ja, sie mochte den Marquess. Er war völlig anders als alle sonstigen Männer in diesem Raum, was sie herrlich erfrischend fand.
Die Limonade in ihrem Magen prickelte plötzlich. Was hatte ihre Köchin heute bloß für Zutaten verwendet? Izzy fühlte sich ein wenig berauscht, dabei war sicher kein Alkohol in dem Getränk. Sie kam sich sogar ein wenig beschwipst vor, als sie grinsend fragte: »Sie sind doch kein Feigling, Henry. Geben Sie sich einen Ruck!«
Kurz sah es so aus, als würde sich sein Gesicht verdüstern, doch dann schien er sich wieder zu entspannen und nickte. »Also schön. Da wir die Fronten geklärt haben … Darf ich nun, als Ihr neuer bester Freund, doch so indiskret sein und fragen, warum Sie keinen Gatten oder Kinder wollen?«
Izzy zögerte keine Sekunde mit der Antwort, denn es fiel ihr unglaublich leicht, sich mit Henry zu unterhalten. »Ich wünsche mir schon eines Tages eine Familie, aber wenn ich einmal heirate, dann nur aus Liebe.«
Schnaubend schlug er die Augen zum Himmel.
»Was?« Ihr Magen zog sich unangenehm zusammen, weil die Stimmung zwischen ihnen schlagartig zu kippen schien. »Finden Sie mich naiv?«
»Nein.« Ernst sah er sie an. »Ich halte Sie für eine gebildete Frau, die weiß, was sie möchte. Doch Sie sind eine hoffnungslose Romantikerin.«
»Keineswegs, Mylord.« Sie warf einen kurzen Blick zu ihrem Vater, der auf seinem Stuhl eingenickt war. »Ich habe die Liebe in den Augen von Mama und Papa gesehen. So etwas würde ich auch gerne erleben.«
»Es tut mir sehr leid für Ihren Verlust.«
»Danke.« Izzy starrte in ihr Glas und drehte es in den Händen. »Mama ist bereits seit neun Jahren nicht mehr bei uns, aber ich vermisse sie immer noch sehr.«
»Wie ist das Verhältnis zu Ihrer Stiefmutter?«
»Sie stellen eine Menge Fragen für jemanden, der hier neu ist.«
»Genau aus diesem Grund.« Ein leises Lächeln, das eine regelrechte Kitzelattacke in ihrem Magen auslöste, erhellte sein angespanntes Gesicht. »Ich muss viel aufholen. Es ist auf jeden Fall schon einmal angenehm zu wissen, dass Sie nicht hinter meinem Geld her sind.«
Izzy lachte. Sie mochte seine Art. »Um zu meiner Stiefmutter zurückzukommen … Sie ist sehr anstrengend. Aber lenken Sie nicht vom Thema ab. Was ist mit Ihnen, Mylo… Henry? Liebesheirat oder Vernunftehe?«
Prompt verdüsterte sich sein Gesicht wieder. »Ich habe jede Menge Verpflichtungen geerbt. Mir ist es egal, welche Dame ich zur Frau nehme.«
Obwohl sie Henry zuvor genau über ihren Status aufgeklärt hatte, nagte es ein wenig an Izzy, dass er ihr kein Kompliment oder etwas Ähnliches machte. Und was hatten seine Verpflichtungen mit Gefühlen zu tun? Sie wurde aus dem Mann nicht schlau.
»Es ist Ihnen egal?«, fragte sie empört. »Aber … wollen Sie denn nicht auch jemanden fürs Herz?«
Als er murmelte: »Mein Herz habe ich in Indien gelassen«, wurde sein Gesicht nachtschwarz.
Izzy erschrak. Ihm musste etwas wirklich Schreckliches zugestoßen sein. Wahrscheinlich hatte er in Indien viele grauenvolle Dinge erlebt, woraufhin er sein Herz hatte verschließen müssen, um nicht verrückt zu werden.
»Da es Ihnen egal ist …«, sagte Izzy behutsam. »Wen würden Sie denn wählen, wenn Sie sich genau jetzt für eine Frau entscheiden müssten?«
Ihr Herz hämmerte wie wild drauf los, als er sich im Salon umschaute und die tanzenden Paare betrachtete. Vor Nervosität leerte sie ihre Limonade in einem Zug.
Henry zuckte mit den Schultern. »Die Auswahl hier ist leider ziemlich begrenzt, da die meisten Damen bereits in festen Händen sind. Aber nur wenige sind hübsch anzusehen.« Als sein durchdringender Blick plötzlich auf sie traf, kribbelte es erneut in ihrem Magen.
Flirtete Henry Griffiths etwa mit ihr? Himmel, sie war nicht gut in diesen Dingen. Doch seine unverhohlene Musterung gefiel ihr durchaus. Es lag etwas Düsteres, Geheimnisvolles hinter seinen Pupillen verborgen, und das machte sie neugierig. Zu gerne würde sie hören, was er in Indien alles erlebt hatte. Sie hatte ein Faible für spannende Geschichten! Allerdings wollte sie keine schlimmen Erinnerungen wecken.
Auch wenn sie nicht heiraten wollte, streichelte es ihre Seele, zu wissen, dass ein Mann sie womöglich attraktiv fand – oder zumindest ihre unbeschwerte Art der Unterhaltung genoss. Gutes Aussehen war schließlich nicht alles! Nicht für sie …
Izzy räusperte sich verlegen und reichte ihr leeres Glas einem vorbeischlendernden Diener. Zum Glück war die Quadrille noch im vollen Gange und Izzy hatte weiterhin Zeit, sich mit Henry zu unterhalten. Immer noch blickte er sie an und fragte schließlich: »Wen würden Sie von den hier anwesenden Herren bevorzugen, falls Sie jetzt nach einem Ehemann suchen würden?«
Hitze stieg ihr ins Gesicht, und sie erwiderte schnell: »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
»Kommen Sie, Izzy, spielen Sie mit.« Plötzlich klang er äußerst gut gelaunt. »Wie wäre es mit dem Marquess of Rochford? Nachdem sein Freund Hastings nicht mehr verfügbar ist, dürfte er der begehrteste Junggeselle des Abends sein.«
»Lord Rochford?« Izzy beobachtete den groß gewachsenen, braunhaarigen und zugegebenermaßen attraktiven Mann, mit dem sie zuvor getanzt hatte. Sie schätzte ihn auf etwa dreißig Jahre, und dass er nicht längst verheiratet war, sollte ihr Warnung genug sein. Er führte Lord Hastings’ Frau Emily über das Parkett und schäkerte mit ihr herum, während sich ihr Ehemann mit Rowena unterhielt.
Izzy beugte sich ein Stück zu Henry – wobei sie wieder in den Genuss seines angenehmen Geruchs kam – und sagte leise: »Lord Rochford ist zwar äußerst sympathisch, aber ein Frauenheld. Er hat zuvor wild mit mir geflirtet. Mir würde es nicht gefallen, wenn mein Ehemann weiterhin anderen Frauen zugetan wäre.« Stirnrunzelnd betrachtete sie Henry. »Woher wissen Sie denn, dass der Marquess noch verfügbar ist? Sie sind doch noch gar nicht so lange aus Indien zurück.«
Henrys unversehrter Mundwinkel hob sich ein wenig, als würde er ein schelmisches Grinsen andeuten, während sich der vernarbte Mundwinkel kaum verzog. Dadurch wirkte er wieder ein wenig wie ein Pirat auf sie. »Die Gäste reden über alles und jeden, und ich habe sehr gute Ohren.«
Sie war wohl nicht die Einzige, die gerne andere Personen beobachtete. Izzy genoss ihre unkonventionellen Gespräche, spürte allerdings auch, dass sich Henry hier, unter all den Leuten, nicht wohlfühlte. Immer wieder warf er den Gästen schnelle Blicke zu, als würde er jeden von ihnen genau unter die Lupe nehmen, wobei er aber kaum eine Miene verzog. Doch seine unruhigen Augen verrieten ihn.
Es musste für Henry eine gewaltige Veränderung bedeuten, plötzlich der Erbe eines Titels und den damit verbundenen Pflichten zu sein. Er machte jedoch einen anständigen Eindruck. Gewiss war er ein guter Mensch und kein eiskalter Mörder. Und je länger sie mit ihm zusammen war, desto mehr fiel ihr auf, dass er eigentlich ganz ansehnlich war. Ohne diese schrecklichen