Trevellian und die Agenten im Fegefeuer: Action Krimi. Pete Hackett
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Ich lugte um die Ecke, und als die Luft rein schien, knipste ich die Lampe aus, wirbelte in den Gang, kniete rechts ab und bestrich mit dem Revolver die Türen, von denen die meisten geöffnet waren und schief in den Angeln hingen.
Und aus der hintersten Tür sah ich Skerrits Schemen auftauchen. Eine Fußbodendiele ächzte durchdringend. Ich drückte auf den Knopf der Stablampe. Der Lichtstrahl prallte regelrecht in das Gesicht des Gangsters. Geblendet schloss er die Augen, gleichzeitig zog er ab.
Ich aber lag schon flach auf dem verschmutzten Boden. Die Kugel sengte über mich hinweg. Der 38er bäumte sich auf in meiner Faust, eine Feuerlohe stieß aus dem Lauf, der Knall vermischte sich mit der Detonation von Skerrits Schuss, und wahrscheinlich hatte das Haus nach dem explosionsartigen Donnerknall noch ein paar Risse mehr in den Wänden.
Skerrits Bein wurde vom Boden weggerissen. Mit einem gellenden Aufschrei stürzte er zu Boden. Der Strahl der Lampe in meiner Linken folgte ihm nach unten und traf wieder sein Gesicht. Ich sah, dass es vor Schmerz und Schreck verzerrt war. Skerrit riss die linke Hand hoch, um seine Augen vor dem blendenden Strahl zu schützen. George Maxwell und Fred LaRocca drängten an mir vorbei.
„Waffe weg!“, brüllte George. Er jagte einen Warnschuss in die Decke. Kalkbrocken regneten auf den Flur. Staub senkte sich nach unten und saugte den Strahl der Taschenlampe auf wie Nebel.
Aber Skerrit hatte genug. Meine Kugel hatte seinen Oberschenkel durchschlagen. Seine Hand öffnete sich, die Automatic polterte auf den Fußboden, er hob die zitternden Hände.
Von unten stürmten die Kollegen herauf, allen anderen voraus Milo. „Alles klar?“, schrie er besorgt.
„Ja. Wir haben ihn. George und Fred legen ihm gerade Handschellen an. Er hat ‘ne Kugel im Bein.“
„Nun, bis er wieder freie Luft atmet, wird die Wunde gewiss verheilt sein“, knurrte Milo.
„Tja“, meinte ich, „in fünf bis zehn Jahren erinnert ihn höchstens noch die Wetterfühligkeit in seinem Bein an den heutigen Tag.“
2
Jeff Skerrit bekam 7 Jahre und 6 Monate aufgebrummt. Er nahm das Urteil an und verschwand auf Rikers Island. Und jetzt, fünf Jahre später, wurde er wegen guter Führung entlassen.
Die Wunde in seinem Bein war verheilt. Meine Annahme jedoch, dass ihn nur noch die Wetterfühligkeit im Bein an den Tag seiner Festnahme erinnerte, war ein Irrtum. In Jeff Skerrits Herz brannte unversöhnlicher Hass. Hass auf die beiden G-men Tucker und Trevellian, die ihn damals auf frischer Tat ertappt und in das abbruchreife Haus getrieben hatten.
An Unrechtsbewusstsein fehlte es dem Gangster gänzlich.
Ein alter Kumpel namens Keith Belmont holte ihn ab. In dem Chevy, mit dem er vorgefahren war, saßen noch Liam David und Jack DeLuise, zwei Gangster Anfang der 30, der eine blond, der andere dunkel.
Sie begrüßten Skerrit mit festem Händedruck, umarmten ihn und schlugen ihm auf die Schulter. „Na endlich, altes Haus“, grinste Keith Belmont breit. „Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Wir haben natürlich dafür gesorgt, dass unser Revier sauber geblieben ist. Du kannst ansatzlos einsteigen. Die Pfründe sind gesichert.“
Skerrit nickte. „Es geht eben nichts über gute Freunde.“
„Wusste gar nicht, dass so ‘n braver Boy bist, dem sie wegen guter Führung sogar zweieinhalb Jahre schenken“, lachte Liam David, der blondhaarige Gangster.
Skerrit blieb ernst. „Ich hatte einen Grund, brav zu sein. Denn je eher ich Rikers Island den Rücken kehren konnte, desto eher kann ich Trevellian und Tucker den Schuss ins Bein und meine Verurteilung heimzahlen.“ Er knirschte mit den Zähnen. „Mit jedem Tag, den ich hinter den Gefängnismauern sozusagen lebendig begraben war, ist mein Hass auf die beiden Hurensöhne gewachsen. – Weshalb ist eigentlich Susan nicht hier?“
„Susan wartet zu Hause auf dich“, versetzte Keith Belmont ausweichend. Nachdenklich fügte er hinzu: „Du willst Trevellian und Tucker tatsächlich eine Rechnung für dein Pech präsentieren, Jeff?“
„Ja. Und zwar eine blutige Rechnung. Die beiden Schnüffler sollen den Tag verfluchen, an dem sie sich mit mir angelegt haben.“
Im Schritttempo fuhren sie über die Rikers Island Bridge. Östlich konnten sie ein Flugzeug auf dem La Guardia Airport landen sehen. Ein anderes bohrte sich durch die Luft gen Himmel.
„Du solltest erst etwas Zeit verstreichen lassen, Jeff“, streute Belmont seine Zweifel aus. Er saß mit Skerrit im Fond des Wagens. Liam David steuerte den Chevy. Jack DeLuise lümmelte auf dem Beifahrersitz. „Schließlich bist du nur auf Bewährung draußen, und wenn unverzüglich nach deiner Freilassung diese beiden Agenten attackiert werden, fällt der Verdacht sehr schnell auf dich, und man wird dich auf Schritt und Tritt überwachen. Damit gefährdest du unsere ganze Sache, und es ist möglicherweise nur ‘ne Frage der Zeit, bis sie uns alle hops nehmen.“
„Fünf Jahre“, zischte Skerrit wie eine Natter, „fünf verdammte endlose Jahre habe ich darauf gewartet, es den beiden Bullenschweinen heimzuzahlen. Eine Ewigkeit hinter Zuchthausmauern. Und jetzt soll ich noch einmal warten? Nein, Keith, o nein. Es hat mich zerfressen, die Ungeduld hat mich halb kaputt gemacht. Ich will nicht warten. Ich will die beiden vor mir liegen sehen, damit ich auf ihre Kadaver spucken kann.“
Jedes seiner letzten Worte war mit einem Hass getränkt, der keine Zugeständnisse und keine Versöhnung kannte. Hinter jedem Wort lag eine Leidenschaft verborgen, die bei Jeff Skerrit keinen anderen Gedanken als den an blutige Rache mehr zuließ.
„Irgendwie habe ich das befürchtet“, murmelte Keith Belmont. Er warf Skerrit von der Seite einen schnellen Blick zu. Skerrits Miene war finster, eine ganze Gefühlswelt schien sich darin zu spiegeln.
Sie befanden sich in der Hazen Street.
Jeff Skerrit schwieg verkniffen. Er war fest entschlossen, sich nichts um die Einwände seiner Kumpane zu scheren. Er war damals der Boss, und er würde wieder der Boss sein. Im Gefängnis hatte er Pläne geschmiedet, wie er das „Geschäft“ noch größer, noch lukrativer und vor allen Dingen sicherer aufzuziehen gedachte. Seine Freunde hatten ihn zwar des öfteren besucht und seine Anweisungen mitgenommen, seine Absichten aber hatte er ihnen nicht mitgeteilt.
Keith Belmont fuhr fort: „Wir können es nicht zulassen, dass du deiner persönlichen Gefühle wegen uns alle gefährdest. Damals sind wir mit einem blauen Auge und dem Schrecken davongekommen. Ein zweites Mal werden wir nicht soviel Glück haben.“
„Wie meinst du das?“, fauchte ihn Jeff Skerrit an.
Er sah nicht, dass Jack DeLuise langsam unter die Jacke griff. DeLuise schaute zwischen den Nackenstützen der Vordersitze nach hinten. Sein fragender Blick traf Keith Belmont. Der senkte die Lider – und dies war das Signal für DeLuise. Er zog unter der Jacke eine Magnum mit aufgeschraubtem Schalldämpfer hervor und richtete sie an der Nackenstütze vorbei auf Skerrit.
Der Gangster bekam große Augen. Im ersten Moment begriff er nicht. Aber dann kam der würgende Schrecken, er musste zweimal ansetzen, und schließlich stammelte er entsetzt: „Was – was soll das, verdammt, bist – du – übergeschnappt?“
„Nein,