366 mal Hoffnung. Roland Werner

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366 mal Hoffnung - Roland Werner

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einiger Zeit sagte Pfarrer Veller: „Nun haben wir genug geredet. Jetzt wollen wir auf Gott hören!“ Was jetzt folgte, war Standard. Jeder nahm seinen Stift und sein Heft heraus und schrieb in der Stille auf, was er meinte, was Gott zu dieser Frage sagte. Nach einiger Zeit las jeder reihum vor, was er niedergeschrieben hatte. Erstaunlicherweise gab es fast immer – und so auch dieses Mal – fast vollkommene Übereinstimmung. Wir hatten gemeinsam auf Gott gehört, und er hatte geredet. Jetzt war die Sache klar. Die Entscheidung, die wir damals trafen, haben wir nie bereut.

      Wenn wir wollen, dass Gottes Wirklichkeit in unseren Alltag hereinkommt, müssen wir lernen, auf seine Stimme zu hören. Dazu muss Gott uns die Ohren öffnen. Von Natur aus sind wir schwerhörig, wenn es um Gottes Reden geht.

      Hören auf Gott muss eingeübt werden. Bei jedem Gottesdienst können wir dafür beten, dass wir durch die Verkündigung, die Lieder und alles andere hindurch Gottes Stimme hören. Auch im Alltag können wir einüben, auf die feine, oft leise Stimme Gottes zu hören. Wesentlich ist, dass wir regelmäßig in der Bibel lesen und Gott bitten, durch sie zu uns zu reden. Denn sie ist der Maßstab, an dem sich alles, was wir zu hören meinen, ausrichten muss.

      Wenn wir lernen, auf Gottes Stimme zu hören, können wir auf den Wegen gehen, die er für uns vorbereitet hat. Wie der junge Samuel im Tempel können wir beten: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“ (1. Samuel 3, 9) Dann erfahren wir: „Unser Gott kommt und schweigt nicht.“ (Psalm 50, 3)

       Sich der Gegenwart Gottes bewusst werden

       Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; steht er mir zur Rechten, so werde ich festbleiben.

      PSALM 16, 8

      Buße tun, Fasten, Schweigen vor Gott, auf Gott hören – wenn wir das tun, rechnen wir damit, dass Gott wirklich da ist. Wenn wir uns so Gott zuwenden, vertrauen wir darauf, dass Gott unser Handeln ernst nimmt. Wir vertrauen darauf, dass er in unser Hören und Schweigen hinein sein helfendes und heilendes Wort spricht und unser Beten und Fasten miteinbezieht in seinen Plan und sein Handeln in dieser Welt.

      „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen.“ Dies ist die geistliche Übung der Vergegenwärtigung. Wir erinnern uns daran, dass Gott jederzeit und immer gegenwärtig ist. Mitten im Alltag machen wir uns bewusst, dass Gott wirklich da ist und dass er bei uns ist. Dabei geht es nicht um eine mystische Erfahrung. Sondern: Wir üben ein, darauf zu vertrauen, dass die Zusagen, die Gott in seinem Wort gibt, wirklich stimmen: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir!“ (Jesaja 41, 10) Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes ändert unsere Lebenshaltung. Wir versuchen nicht, Gott durch eine geistliche Methode in unser Leben hereinzuholen, sondern vielmehr: Wir machen uns klar, dass er schon längst da ist. An jedem Ort, zu jeder Zeit. Und auch bei uns ganz persönlich.

      Wie kann dieses Bewusstsein eingeübt werden? Das regelmäßige Gebet im Lauf des Tages ist eine Hilfe. Das Dankgebet bei den Mahlzeiten genauso wie kurze Gebete beim Losfahren mit dem Auto sind Erinnerungen an uns selbst: Gott ist da. Vor ihm wollen wir leben. Diese kleinen Augenblicke können uns helfen, Gott „allezeit vor Augen“ zu haben. So können wir unsere Herzen mitten im Alltag für Gottes Gegenwart öffnen.

      Auch Paulus ermutigt zu solch einer Ausrichtung unseres Herzens auf Gottes Wirklichkeit: „Ganz gleich, was ihr gerade redet oder tut – lasst das alles im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen und zeigt Gott eure Dankbarkeit durch ihn!“ (Kolosser 3, 17)

       Tun, was notwendig ist

       Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.

      JOHANNES 13, 15

      Zu einem geistlich geprägten Leben gehören nicht nur Beten und Hören, nicht nur Stille und Besinnung, sondern auch das konkrete Handeln: Der Einsatz für andere, das beherzte Anpacken und das Tun dessen, was gerade notwendig ist.

      Auch hier ist Jesus unser Vorbild. Er, der selbst vierzig Tage fastete, der sich immer wieder zum Gebet in die Einsamkeit zurückzog, er, der in ständigem Gesprächskontakt mit dem Vater lebte, half den Menschen ganz praktisch. Wenn die Massen auf ihn einströmten, nahm er sich Zeit für jeden Einzelnen (Matthäus 8, 16 - 17). Auch wenn sie sein Programm unterbrachen, war er bereit, sich ihnen zuzuwenden. Statt wie geplant in der Einsamkeit zu beten, tröstete und heilte er viele Kranke (Markus 6, 30 - 34).

      Ganz deutlich zeigte Jesus am Abend vor seinem Sterben, dass praktisches Dienen zu den grundlegenden Aufgaben seiner Jünger gehört, ja, dass der niedrigste Dienst der höchste Ausdruck eines Lebens in der Gottesliebe ist. Denn die ist ohne die praktische, in die Tat umgesetzte Liebe zum Nächsten nichts als fromme Illusion.

      Wir teilen unsere Wirklichkeit häufig in einen vermeintlich geistlichen und einen scheinbar weltlichen Bereich auf. Den ersten bewerten wir als wertvoller und heiliger als den zweiten. Der Pastor gilt bei uns mehr als der Hausmeister, die Seelsorgerin mehr als die, die das Geschirr spült. Es ist Zeit, dass wir diese falschen Bewertungen über Bord werfen. Denn bei Jesus gilt diese gespaltene Weltsicht nicht.

      Wenn wir auch die praktischen Tätigkeiten und unseren gesamten Alltag als Gottesdienst begreifen, wird unser Glaube ganzheitlicher und geistlich gesund. Alles, was wir tun „mit Worten oder mit Werken“ (Kolosser 3, 17), kann so zum Ausdruck unserer Anbetung werden. Auf diese Weise lernen wir, auch im praktischen Einsatz für andere und in der handfesten Mitarbeit, Gott zu lieben mit all unserer Kraft.

       Gerne geben

       Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

      2. KORINTHER 9, 7

      Der Umgang mit Geld und allen anderen Gütern, die wir besitzen, spiegelt unsere Einstellung zum Leben, und damit letztlich auch unsere Gottesbeziehung, wider. Jesus sagte deutlich, dass wir nicht Gott und dem Mammon, also dem Geld, gleichzeitig dienen können (Matthäus 6, 24; Lukas 16, 13).

      Wer frei sein will, um Gott zu dienen, muss sich von den Ansprüchen der Mächte und Gewalten frei machen. Der aramäische Begriff Mammon bedeutet einfach „Habe“ oder „Vermögen“. Jesus betont, dass sich hinter dem materiellen Besitz eine Macht verbirgt. Geld ist eine Macht, die uns ganz beherrschen kann.

      Ein Blick in die Gesellschaft zeigt, dass diese Einschätzung zutrifft. Das Jagen nach Geld und Reichtum treibt die Menschen um. Oft wird der Wert eines Menschen danach bemessen, wie viel er besitzt. Wer viel hat, wird bewundert und beneidet. Wer nichts oder wenig hat, versucht, so viel zu bekommen wie möglich. Jesus warnt ganz deutlich: Ihr könnt nur einen Herrn in eurem Herzen anbeten, nur einem in eurem Leben dienen. Gott oder Geld? – Das sind hier die Alternativen.

      Geben ist deshalb eine geistliche Übung. Wenn wir abgeben von dem, was wir haben und zu brauchen meinen, drücken wir unser Vertrauen aus, dass Gott uns auch in Zukunft versorgen wird. Abgeben von unserem Besitz bedeutet Abgeben von unserer vermeintlichen Sicherheit. Deshalb tut es so weh. Deshalb ist es auch so heilsam. Geben ist ein Ausdruck des Vertrauens auf Gott.

      Denn letztlich ist alles, was wir haben, von Gott anvertraut. Es ist ein Geschenk, an dem wir uns erfreuen und mit dem wir wiederum andere beschenken können. Wenn wir abgeben von dem, was wir sind und haben, folgen wir dem nach, der sich selbst gegeben hat, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

      „Einen fröhlichen Geber

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