366 mal Hoffnung. Roland Werner
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Dass es dann wirklich so kam, das wissen wir. Jesus von Nazareth, König der Juden! So stand es auf der kleinen Tafel am Kreuz. Der Menschensohn wurde zum König. Doch nicht auf einem Thron aus Gold oder Silber, sondern an einem Kreuzesstamm. Ausgeliefert von den eigenen Landsleuten. Hingerichtet von Soldaten der römischen Besatzungsmacht.
Und doch: Das Ende war mehr als ein Ende. Es war der Anfang eines neuen Lebens. Jesus blieb nicht im Tod. Darum ist sein Weg dort in Jerusalem nicht zu Ende. Er geht weiter. Denn Jesus lebt und sendet seine Jünger in alle Welt. Wer ihm folgt, ist Teil seiner Geschichte. Und die hat kein Ende.
11. MÄRZ
Das Geheimnis des Menschensohns
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.
MATTHÄUS 20, 28
Auf dem Weg nach Jerusalem, zu dem Passafest, das sein letztes sein sollte, spricht Jesus mit seinen Freunden. Sie haben im Laufe der Zeit, in der sie mit ihm unterwegs waren, erkannt, dass er der Messias ist. Doch das, was er über den Menschensohn sagt, verwirrt sie immer noch. Wer ist dieser geheimnisvolle Menschensohn? Sie ahnen, ja, sie wissen, dass er sich damit selbst meint.
Das Wort Menschensohn stammt aus dem Buch des Propheten Daniel. Dort ist er eine hoheitsvolle Gestalt, der alle Macht und Autorität übergeben wird. Er ist der Weltenrichter, der Herr über alles. Dass Jesus die Bezeichnung Menschensohn in diesem Sinn für sich selbst verwendet, ist offensichtlich. Er wusste, dass Gott ihm diese Aufgabe und Autorität übergeben hatte.
Das macht das Paradox noch umso deutlicher. Der Weltenherr wird zum Diener aller. „Genauso ist es mit dem Menschensohn, dem Gott alle Macht übergeben hat. Der ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um ein Diener zu werden und sein Leben in den Tod zu geben als einen Einsatz, durch den Unzählige freigekauft werden.“ (Matthäus 20, 28)
Jesus gibt sich selbst hin. Der Herr wird zum Knecht. Der Weltenherr zum Diener aller. Seine Selbsthingabe am Kreuz ermöglicht neues Leben für die Menschen. Diese Botschaft gehört ins Zentrum des christlichen Glaubens. Gott gibt sich selbst – in Jesus.
Das ist das Geheimnis der Passion. Die Jünger damals begriffen es nur stückweise. Und auch wir stehen immer wieder staunend vor diesem Geheimnis:
„Nun in heil‘gem Stilleschweigen sehen wir vor Golgatha, tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah, als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering, als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.“ (Friedrich von Bodelschwingh)
12. MÄRZ
Ein seltsamer Zusammenhang
Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
JOHANNES 3, 14B-15
In der Nacht kommt Nikodemus, der Professor der Theologie, zu Jesus. Er will wissen, was es mit diesem Lehrer aus Nazareth auf sich hat. Doch er will noch mehr. Nikodemus fragt Jesus nach dem Weg zum ewigen Leben. Das ist die Frage nach dem Zentrum. Denn ohne die Dimension der Ewigkeit hat alles, was wir denken und tun, keinen bleibenden Bestand und keine wirkliche Bedeutung. Jesus versucht, dem jüdischen Theologen zu zeigen, welche Bedeutung er, Jesus, selbst für das ewige Leben hat: „Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“
Ob Nikodemus das verstanden hat? Ob er verstand, dass Jesus selbst der Menschensohn ist, der Weltenherrscher, von dem Daniel im 7. Kapitel spricht? Ob Nikodemus verstand, was Jesus hier mit dem Wort „erhöhen“ meinte? Erhöhen – dieses Wort begegnet uns im ganzen Johannesevangelium. Damit beschreibt Jesus sein eigenes Sterben hoch am Kreuz. Und zugleich schwingt dabei schon die Überwindung des Todes mit.
Eines wissen wir: Nikodemus wurde ein Nachfolger von Jesus. Zunächst heimlich. Doch nach dem Tod Jesu stellte er sich öffentlich zu ihm. Spätestens jetzt hatte er es verstanden, dass zwischen Jesu Sterben am Kreuz und dem ewigen Leben dieses kleine, erstaunliche, verbindende Wort steht, „damit“: „ … damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Ein seltsamer Zusammenhang. Und doch ein notwendiger. Das Selbstopfer von Jesus am Kreuz ist der Schlüssel zum Leben.
Dass sein Sterben mehr war als ein Justizmord, mehr als das furchtbare Leiden und die rasenden Schmerzen, mehr als der Spott und Hohn, das zeigt Jesus hier. Für ihn ist das Kreuz die Erhöhung. Der Anfang seiner Rückkehr zum Vater. Und dabei ist er nicht allein. Bei Jesus sind die, die durch ihn und von ihm das größte Geschenk überhaupt empfangen haben: Das ewige Leben.
13. MÄRZ
Was am Kreuz geschah
Er hat unsre Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz.
1. PETRUS 2, 14
Gott weiß, dass wir Menschen aus eigener Kraft mit den Problemen der Sünde, des Unrechts und der Schuld nicht fertigwerden. Deshalb geht er bis zum Äußersten. Seine Antwort ist das Kreuz. Diese paar Meter Holz, an denen der Mann aus Nazareth, Jesus, hingerichtet wird.
Doch was bedeutet das? Petrus schreibt es in seinem Brief: „Er hat unsre Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz.“ Genau das passierte an diesem Tag vor fast 2000 Jahren vor den Toren von Jerusalem. Dort am Kreuz geschah das Undenkbare: Gott, der Richter selbst, kommt und tritt an die Stelle des Schuldigen. Er nimmt die Last der Sünde auf sich.
Es ist Gott selbst, der in Jesus die Schuld der Welt trägt. Manche missverstehen das, was hier geschieht. Sie meinen, dass die Bibel behaupte, dass Gott den unschuldigen Jesus hat sterben lassen, während er unbeteiligt vom Himmel herabschaute.
Nein, Gottes Herz zerbrach dort am Kreuz. Er gab sich selbst in den Tod, um die von ihm getrennte Schöpfung wieder zu sich zurückzuholen. Das betont Paulus: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst.“ (2. Korinther 5, 14)
Das Leiden von Jesus am Kreuz ist das Leiden Gottes, des Vaters. Hier nimmt Gott selbst das Leiden der Menschheit auf sich. Es ist kein Fremder, der hier am Kreuz stirbt. In Jesus, dem ewigen Gottessohn, steigt Gott selbst in das tiefste Leiden ein. Er, der Gerechte, leidet das Los der Ungerechten, er, der Sündlose, gibt sich selbst für die Sünder. So ist das Kreuz der Ort, an dem sich Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe in vollkommener Weise zeigen.
So ist Gott: Er liebt uns so sehr, dass er das Leid, die Schmerzen, ja sogar die Schuld und den Tod der Menschen auf sich nimmt. Die Folge: Wir dürfen ohne Schuld, frei und mit einem guten Gewissen, voller Freude und Dankbarkeit leben. Jesus hat am Kreuz den Weg frei gemacht. Und so kann alles neu werden.
14. MÄRZ
Der Kuss des Vaters
So stand er auf und kam zu seinem Vater zurück. Als er noch weit entfernt war, sah sein Vater ihn und wurde von Mitgefühl erfasst. Er rannte los und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
LUKAS