366 mal Hoffnung. Roland Werner

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366 mal Hoffnung - Roland Werner

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für uns sorgen wird.

       Die Fröhlichkeit des Herzens

       Freut euch in dem Herrn zu jeder Zeit!

      PHILIPPER 4, 4

      Wer in die Bibel schaut, merkt: Freude ist ein Grundmerkmal des Lebens als Christ. Wenn wir uns jedoch in der christlichen Gemeinde umschauen, können schon Zweifel aufkommen, ob wir das mit der Freude so richtig verstanden haben. Vielleicht fordert Paulus gerade deshalb zur Freude auf.

      Ein Freund erzählte mir von der Großmutter seiner Frau. Sie war eine Bauersfrau im mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Ihr Leben lang hatte sie hart gearbeitet, ihre große Familie und den Hof organisiert. Myrtle war ihr Name. Trotz aller Mühe und Arbeit hatte sie ein fröhliches Herz. An ihrem Kühlschrank fand man nach ihrem Tod einen Zettel, den sie offensichtlich jeden Morgen gelesen hatte: „Guten Morgen, Myrtle, hier ist Gott. Wie geht es dir heute? Ich brauche dich auch heute nicht, um die Welt zu regieren. Das schaffe ich alleine. Deshalb wünsche ich dir einen schönen Tag!“

      Echte, gelassene und tiefe Herzensfröhlichkeit wird möglich, wenn wir erkennen, wer Gott wirklich ist: Der allmächtige Schöpfer und Herr dieser Welt und zugleich unser liebender Vater. Und wenn wir erkennen, wer wir durch ihn sind: Seine geliebten Kinder. Wenn wir Gott Gott sein lassen, werden wir befreit zur Freude.

      Die Fähigkeit zur Freude und Fröhlichkeit ist die Frucht einer Übung des Herzens. Sich zu freuen kann richtiggehend erlernt werden. Freude hängt zusammen mit Dankbarkeit und Bescheidenheit. Und sie wurzelt in der Gewissheit, dass Gott die Geschicke unseres Lebens in seiner Hand hält.

      Deshalb sind unverkrampfte Freude und gelassene Fröhlichkeit die angemessene Lebenshaltung für uns Christen. Auch angesichts von Leiden, Krankheit, Bedrohung und Tod. Wenn wir zu dieser Fröhlichkeit durchdringen, verändern sich auch unsere Gemeinden. Wir werden eine natürliche missionarische Ausstrahlung gewinnen. Weil Freude und Fröhlichkeit einfach ansteckend sind.

       Der Ruf

       Jesus sagte zu ihm: „Folge mir nach!“ Da stand Levi auf und wurde ein Nachfolger von Jesus.

      MATTHÄUS 2, 14

      Wie Levi damals haben es seitdem viele gemacht: Sie haben alles verlassen und sind Jesus nachgefolgt. So auch der indische Christ Sadhu Sundar Singh. Aufgewachsen in einer vornehmen Sikh-Familie am Ende des 19. Jahrhunderts, wurde er schon als Kind von seiner Mutter in die Traditionen der hinduistischen und der Sikh-Religion eingeführt. Nach dem frühen Tod seiner Mutter führte er seine religiösen Übungen weiter fort. Bald konnte er die heiligen Bücher beider Religionen auswendig. Dennoch konnte er für seine Seele, die nach Gott suchte, keinen Frieden finden.

      Als knapp Fünfzehnjähriger beschloss er, sich am nächsten Morgen das Leben zu nehmen, wenn sich Krischna oder eine andere Gottheit ihm nicht offenbarte. Nach der durchwachten Nacht, als die Zeit, zu der der Morgenzug kam, unter den er sich werfen wollte, immer näher rückte, erschien ihm Jesus in einem überirdischen Licht und rief ihn, ihm nachzufolgen. Für Sundar Singh bedeutete das, vom Vater verstoßen und enterbt zu werden. Familienangehörige versuchten, ihn zu vergiften. Doch er ließ sich nie entmutigen. Jahrelang wanderte er als christlicher Sadhu, als Wandermönch, durch Indien und verkündigte die Botschaft Jesu. Neunzehnmal drang er in das damals für die christliche Botschaft verschlossene Tibet ein und predigte oft unter Lebensgefahr in abgelegenen Bergdörfern und Klöstern. Von seiner letzten Wanderung nach Tibet kehrte er nicht mehr zurück. Wie er starb, ist nie bekannt geworden.

      Seine Entschlossenheit, alles für Jesus hinzugeben, drückt er in dem weltbekannten Lied „I have decided to follow Jesus“ aus: „Ich bin entschieden, zu folgen, Jesus – niemals zurück! Die Welt liegt hinter mir, das Kreuz steht vor mir – niemals zurück! Ob niemand mit mir geht, doch will ich folgen – niemals zurück!“

      Der Ruf von Jesus erreichte damals die Menschen in Indien und weit darüber hinaus. Auch vor uns steht heute die Frage, wie wir auf seinen Ruf antworten.

       Das Wunder der Verwandlung

       Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde hineinfällt und dort stirbt, dann bleibt es für sich allein. Wenn es aber sein eigenes Leben in den Tod gibt, dann bringt es sehr viel Frucht hervor.

      JOHANNES 12, 24

      Mitten im Alltag sind Wunder verborgen. Unter der Oberfläche des Bekannten und Natürlichen hat Gott Botschaften versteckt, die für uns alle von Bedeutung sind. Jesus weist seine Jünger auf diese Wahrheiten hin, die der Schöpfer in die Schöpfung hineingewebt hat.

      Jesus nimmt ein Weizenkorn in die Hand. Klein und unscheinbar ist es. Ein einziger Windstoß kann es fortblasen. Für sich genommen ist es unbedeutend. Und doch trägt es ein großes Potenzial in sich. Aus diesem einen Weizenkorn können zehn, zwanzig oder mehr Körner hervorkommen und aus denen wiederum viele weitere Körner. So kann in wenigen Schritten aus einem einzigen Korn eine übergroße Ernte erwachsen.

      Doch wie kann das geschehen? Nur dadurch, dass das Weizenkorn sich selbst aufgibt. Dass es sich in der Erde auflöst. Diese Selbsthingabe ermöglicht neues Leben. Das ist die Lehre aus dem Gleichnis vom Weizenkorn.

      Dass Jesus hier über sich selbst spricht, ist klar. Sein Sterben am Kreuz ist die Saat, die der Welt neues Leben schenkt. Weil er sein Leben hingab, können wir leben bis in Ewigkeit. Er selbst ist das Weizenkorn, das zum Brot für die Welt wird.

      Das ist die Botschaft, die im Weizenkorn verborgen ist: Die Botschaft vom Kreuz und von der Auferstehung. Noch genauer: Von Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Sein Sterben ist die Tür zum ewigen Leben.

      Und doch birgt das Weizenkorn noch eine weitere Wahrheit für unser eigenes Leben in sich. Die Botschaft ist deutlich: Wer Jesus folgt und wie er sein Leben nicht festhält, wer seine Rechte aufgibt und bereit ist, zu dienen, statt sich dienen zu lassen, der erlebt dasselbe Wunder der Verwandlung. Aus einem freiwilligen Opfer schafft Gott Segen für viele. Das ist die Verheißung, die auch auf unserem Leben liegt.

       Mehr als ein Ende

       Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.

      LUKAS 18, 31

      Wir können nur ahnen, was die Freunde von Jesus gedacht haben, als er ihnen diese Worte sagte. Hinauf nach Jerusalem zu gehen – das war etwas Schönes. Abstand vom Alltag mit all seiner Arbeit. Teilnehmen an den großen Tempelfesten. Spannend, aufregend, bereichernd. Der Pilgerweg nach Jerusalem erschallte von Gesang, von den Pilgerliedern, die sich in den Psalmen finden. Hinaufziehen nach Jerusalem, das war ein Anlass zur Freude.

      Und doch: Dieses Mal war es anders. Das spürten die Jünger von Jesus deutlich. Das, was dort in Jerusalem „vollendet“ werden sollte, legte sich wie ein Schatten über ihre Seelen. Vielleicht dachten sie an die Andeutungen Jesu, wo er davon sprach, dass der Menschensohn leiden und sterben müsste. Worte, die für sie wohl nur halb verständlich waren.

      Der Weg nach Jerusalem, den sie antraten,

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