366 mal Hoffnung. Roland Werner

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366 mal Hoffnung - Roland Werner

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Gott meist weit entfernt und schwer zu erreichen. Die Religionen sind Versuche, eine Beziehung zu Gott oder den Göttern aufzubauen. Doch dabei muss immer der Mensch etwas leisten. Immer ist der Mensch auf dem Weg zu Gott. Doch er weiß nie, ob er ankommen wird. Er kann sich nicht sicher sein, ob er wirklich alles richtig gemacht hat und ob sein Gott in der Stimmung ist, ihn zu erhören.

      Die Bibel zeigt: Es ist genau anders herum! Der Mensch ist auf der Flucht vor Gott – auch in all seiner Religiosität. Gott dagegen ist auf der Suche nach uns Menschen. Er sehnt sich nach der Beziehung zu seinen Geschöpfen. Gott ist nicht fern oder uninteressiert, sondern ein Vater, der seine Kinder liebt. Er ist der Hirte, der sein verlorenes Schaf sucht. Er ist der König, der auf allen Straßen und Gassen zu seinem Fest einlädt. Das ist der Kern der Bibel, vorgezeichnet in der Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel und entfaltet in Jesus.

      „Wer mich sieht, sieht den Vater!“, so sagt es Jesus (Johannes 14, 9). Er ist „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kolosser 1, 15). Gott blieb nicht verborgen. Er hat sich auf den Weg gemacht zu uns, in Jesus.

      Das ist das Geheimnis der unvergleichlichen Geschichte vom „verlorenen Sohn“: Jesus selbst ist der Vater, von dem er erzählt: „Als er noch weit entfernt war, sah sein Vater ihn und wurde von Mitgefühl erfasst. Er rannte los und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“ (Lukas 15, 20) Das ganze irdische Leben von Jesus war nichts anderes als dieser „Kuss des Vaters“. Menschen sollten erleben: So ist Gott.

      Wenn ein Mensch das begreift und in Gottes ausgestreckte Arme läuft, dann ist Freude angesagt. Bei dem Fest feiert der ganze Himmel mit!

       Etwas Schönes für Jesus

       Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten. Dort machten sie ihm ein Mahl und Marta diente ihm; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.

      JOHANNES 12, 1 - 3

      Der amerikanische Evangelist und Autor Leighton Ford, der mir seit vielen Jahren zu einem väterlichen Freund und Begleiter geworden ist, erzählt von einer Begegnung mit der albanischen Nonne Mutter Teresa in Kalkutta. Nachdem er einen Tag ihr Leben miterlebt hatte, fragte er sie, woher sie und ihre Schwestern die Kraft bekämen, tagein, tagaus die schwere Arbeit der Pflege von Schwerstkranken und Sterbenden durchzuführen. Als Antwort hob sie ihre Hand, deutete auf die fünf Finger und sagte: „Das kann ich in fünf Worten ausdrücken. Sie lauten: Do it all for Jesus!“ Tue es alles für Jesus.

      Als Christen wollen wir uns für Gott und seine Sache in dieser Welt einsetzen. Dass wir etwas tun müssen, steht für uns außer Zweifel. Doch wie wir das tun, mit welcher Einstellung und inneren Haltung, ist sicher ebenso wichtig wie das, was wir tun.

      Maria tat etwas Schönes: Sie opferte das, was sie hatte – die kostbare Narde, die aufgrund ihres hohen Wertes für sie eine Art Lebensversicherung darstellte –, um Jesus zu ehren und ihm ihre Liebe und Dankbarkeit auszudrücken. Ihr Handeln war nicht zweckmäßig, sondern einfach „etwas Schönes für Jesus“.

      Wir können viel Richtiges und Gutes tun. Aber das ist nicht alles. Auf die Spur der Freude gelangen wir, wenn wir es von Herzen tun, als Ausdruck des Danks und der Liebe. So wie die Schöpfung nicht nur aus Ordnung und Zweckmäßigkeit besteht, sondern auch Schönheit ausstrahlt, so kann und soll unser Leben und unser Einsatz für Gott auch etwas von dieser Schönheit und Anmut widerspiegeln.

       Tiefer sehen lernen

       Daraus folgt: Kein einziger Mensch kann sich selbst aufgrund seiner eigenen Taten vor Gott gerecht machen. Denn das Gottesgesetz macht deutlich, was Sünde wirklich ist.

      RÖMER 3, 20

      Wie sehen wir richtig? Was sehen wir, wenn wir die Welt und uns selbst anschauen? Der selbstgerechte Pharisäer Saulus hatte vieles völlig falsch gesehen. Erst als er Jesus sah, lernte er, so zu sehen, wie es richtig ist. In Begegnung mit Jesus wurden seine Augen geöffnet. Das veränderte sein Leben völlig.

      Von Jesus sehen lernen bedeutet, ihn richtig sehen zu lernen. Und damit eng verbunden, auch sich selbst richtig zu sehen. Von Simon Petrus, einem der engsten Freunde von Jesus, werden diese Stunden der Selbsterkenntnis berichtet. Nach dem überraschend großen Fischfang begreift er, dass Jesus sogar Herr über die Naturmächte ist. Und er erkennt zugleich sich selbst in einer bis dahin unbekannten Tiefe: „Geh fort von mir, Herr! Ich bin ganz und gar in meinen Sünden gefangen!“ (Lukas 5, 8)

      Als Jesus die Menschen seiner Zeit ansah, sah er zweierlei: Die Wirklichkeit der Verlorenheit und die Möglichkeit der Erlösung. Er sah sie wie Schafe, die von ihren Hirten verlassen sind – ein Bild für Bedrohung und Zerstörung. Aber er sah sie auch wie eine große Ernte – ein positives Bild von dem, was im Leben genau dieser Menschen an Frucht möglich ist. Jesus sah immer die Wirklichkeit dieser Welt und die Möglichkeiten Gottes zusammen. Und über allem war er von Mitgefühl bewegt.

      Das ist das Neue an der Botschaft der Bibel. Von der Wirklichkeit der Sünde reden ja alle Religionen. Alle suchen nach Wegen der Überwindung dieser grundlegenden Realität unserer Welt. Aber nicht der scharfe moralische Blick der Selbstgerechtigkeit, nicht der unbarmherzige, unbeteiligte Blick der Gleichgültigkeit ist das, was wir von Jesus lernen. Sondern: Wir sollen unsere Mitmenschen und uns selbst anschauen, wie Jesus es tut, voll Erbarmen und Barmherzigkeit.

       Die Gegenwart Jesu zu anderen bringen

       So sind wir Botschafter an Christi Statt und bitten: Lasst euch versöhnen mit Gott.

      2. KORINTHER 5, 20

      Ein Botschafter ist nicht nur Überbringer der Botschaft, sondern repräsentiert auch den, der ihn gesandt hat. Unser Auftrag in der Welt ist es, Christi Botschafter zu sein, ihn zu repräsentieren, zu handeln und zu reden an seiner Statt. Dabei ist Jesus selbst unser Vorbild: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, dass ihr tut, wie ich getan habe.“ (Johannes 13, 15)

      Auch Paulus betont: Jesus ist das Vorbild für unsere Hingabe: „Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war. Obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht wie einen Raub fest, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst … “ (Philipper 2, 5 - 7a) So sagt es auch Johannes: Wie Jesus sollen wir uns einsetzen und auch das Leiden nicht scheuen: „Der Knecht ist nicht über seinem Herrn und der Bote nicht über dem, der ihn gesandt hat.“ (Johannes 13, 16)

      So sind wir wie Jesus in die Welt gesandt. Das Wort Sendung entspricht dem lateinischen Wort Mission und dem griechischen Wort Apostolat. Gemeinde ist also immer missionarische, apostolische, gesandte Gemeinde. Jeder Christ soll ein Missionar sein, einer, der mit einer Sendung unterwegs ist. Wir alle sind Teil der Mission Gottes. Schon deshalb ist unsere oft statische Vorstellung von Gemeinde falsch. Gemeinde soll unterwegs sein. So sagt es Jesus: „Gehet hin in alle Welt!“ (Matthäus 28, 18)

      Jesus hat jedem Christen und jeder Gemeinde einen missionarischen Auftrag erteilt. Jede Gemeinde hat ein Umfeld, in dem sie Gottes Reich leben und darstellen soll. Für die Gemeinde in Ephesus war Kleinasien ihr natürliches Missionsgebiet. Für die Gemeinde in Korinth war es die Landschaft

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