Ungehorsam versus Institutionalismus. Schriften 5. Ulrich Sonnemann

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Ungehorsam versus Institutionalismus. Schriften 5 - Ulrich Sonnemann

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Hinsicht. Vielleicht kommen wir der Sache schneller auf den Grund, wenn Sie Ihre Frage noch etwas weiter spezifizieren. Widerspruch womit oder wogegen?

      Dieter Hasselblatt: Wenn die Bundesrepublik sich als Erben des 20. Juli betrachtet, als geistigen Erben des 20. Juli, und gleichzeitig die Jugend auffordert, im Geiste des 20. Juli zu leben und zu handeln, dann bedeutet das, daß die Jugend gegen eine Obrigkeit, mit der sie nicht einverstanden ist, opponieren und revoltieren müßte. Und das wäre nun gerade die Bundesregierung, die wir derzeit haben.

      Ulrich Sonnemann: Ja.

      Dieter Hasselblatt: Ist das nicht ein Widerspruch?

      Ulrich Sonnemann: Das ist ein – ich würde fast sagen – erfreulicher Widerspruch, weil das Erbe der Kämpfer des 20. Juli von sich aus hier dafür sorgt, daß über diese Zwischenträger die Jugend doch hingelenkt wird auf das, was die Leute des 20. Juli in ihrer Zeit waren. Sie waren nämlich willens, vielleicht etwas zu spät, waren es aber schließlich dann doch, sich mit ihren Gegenwärtigkeiten auseinanderzusetzen. Und darin liegt der Wink, daß die heutige Jugend es abermals mit den ihrigen tun sollte. Daß also Opposition, die auf Chruschtschowsche Weise – ich erinnere an das vergangene und das jetzige Verhältnis Chruschtschows zu Stalin17 – immer nur gestürzten oder gar toten Tyrannen gilt, nicht viel wert ist, sondern daß sie es eben immer mit dem Gegenwärtigen zu tun hat. Womit nicht gesagt sein soll, daß die politische Herrschaft im gegenwärtigen Deutschland eine Tyrannei ist, sondern daß sowohl in den Seelen wie auch in der Gesellschaftsordnung wie zum Teil auch im praktischen Gebrauch, den man von den Gesetzen und vom Grundgesetz macht oder auch nicht macht, doch immer noch allzu viel Tyrannisches liegt. Mit diesem müßte sich die Jugend nach dem Vorbild der Leute vom 20. Juli – das ja übrigens verbesserbar bleibt, auch das ist, glaube ich, nur im Sinne dieser Leute des 20. Juli – auseinanderzusetzen; oppositioneller, das liegt in der Natur der Sache, als bisher.

      Dieter Hasselblatt: Es ist für jemanden, der jünger ist als Sie, von einer großen Faszination zu sehen, wie Sie diesem Deutschland, das vor unseren Augen zusammenbrach, wieder eine Funktion im Chor der europäischen Stimmen, und nicht nur der europäischen, zu geben versuchen. Sie sagen da an einer Stelle, daß der Deutsche der Welt die Freiheit »vorzuleben« hätte, die allein der »Garant eines künftigen Friedens« sein könnte18. Meinen Sie mit dieser Freiheit das, was Sie an einer anderen Stelle die »selbstgewählte Schutzlosigkeit« nennen19?

      Ulrich Sonnemann: Ja, genau das. Es scheint mir, daß – nach dem, was in der voraufgegangenen Zeit an maximal Schlechtem in Deutschland geschehen ist – es sozusagen in der Dialektik, in der Gesetzlichkeit der Geschichte selber liegt, jetzt das Gegenteil heraufführen zu müssen. Und es fällt mir auf, daß die »selbstgewählte Schutzlosigkeit«, als welche man die Freiheit bestimmen kann, noch niemals – den Erwartungen der Militärtechniker zum Trotz – geschichtlich zu Katastrophen, sondern immer nur zum Gegenteil geführt hat. Ich darf hier übrigens doch ganz explizit wieder an das englische Modell erinnern. Wie hatten die Engländer wirklich abgerüstet vor dem Zweiten Weltkrieg, wie völlig unbereit waren sie zu dem, was dann kam, und wie vermochten sie es zu meistern, nachdem es einmal gekommen war? Wenn in Deutschland schon immer die Präokkupation mit der Apparatseite der Dinge eigentlich vorherrscht und die Willensentscheidungen, denen der Apparat doch zu dienen hat, der menschlichen Ordnung der Dinge oder der Ordnung des Menschen selbst nach, hinter den scheinbaren Erfordernissen des Apparats auf eine Weise hinterherhinken, daß der Mensch selbst dabei, wie das heimische Wort lautet, schließlich »verheizt« wird.

      Dieter Hasselblatt: Dr. Sonnemann, zu den intensivsten Erfahrungen, die wir Heutigen machen mußten und konnten, gehört wohl, daß Schicksal und Geschichte kongruent wurden, daß wir uns der Geschichte nicht entziehen können und daß unser Einzelschicksal festgenagelt ist an die geschichtliche Situation. Und Sie sind vielleicht der Erste, der bei uns daraus philosophisch-denkerische Konsequenzen gezogen hat und in einer Weise gezogen hat, daß sowohl die Kritik an den aktuellen Umständen und Zuständen miteinbezogen worden ist wie auch der Entwurf neuer zukunftsträchtiger Möglichkeiten. Ich möchte Ihnen für dieses Gespräch danken, und vielleicht sollte man zum Schluß an einen der wesentlichen Sätze Ihres Buches erinnern.

      Ulrich Sonnemann: Ich glaube, ich weiß, welchen Sie meinen: »Das Wesen der Freiheit, die den Deutschen jetzt zugemutet wird, ist der Mut.«20

      Ungedruckt. Rundfunksendung: aufgenommen am 20. Juli 1964 in München beim Bayerischen Rundfunk, gesendet am 6. Oktober 1964 im Kölner Deutschlandfunk. Leicht überarbeitet.

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