Hannah und die Anderen. Adriana Stern

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Hannah und die Anderen - Adriana Stern страница 13

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Hannah und die Anderen - Adriana Stern

Скачать книгу

frag ich mal die Janne, ob sie uns was zu trinken holt, ja?«

      Als Sascha nicht antwortete, beugte sich der kleine Drache verschwörerisch zu ihr vor und zog eine Augenbraue hoch. »Die Janne, das ist nämlich schon eine große Freundin und sie gibt mir immer alles, was ich haben möchte.« Der Drache lachte verschmitzt. »Die bringt mich sogar ins Bett und liest mir noch Märchen vor, bis ich eingeschlafen bin.«

      So etwas hatte Sascha noch nie gehört und vor Staunen wurden ihre Augen ganz groß und kugelrund. Solche Freunde hatte Flax? Sie konnte es kaum glauben, aber als der Drache begeistert nickte, merkte sie, dass sie eigentlich sehr großen Durst hatte und dass sie sich auch jemanden wünschte, der sie in den Arm nahm und ihr eine Geschichte vorlas. Flax war ein bisschen zu klein, um sie in den Arm zu nehmen.

      »Willst du die Janne vielleicht kennen lernen?«, fragte Flax.

      Sascha zuckte fragend mit den Schultern. Sie überlegte, ob sich der Drache auch bestimmt nicht irrte, und als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er:

      »Ich kann die Janne jederzeit wieder wegschicken. Ich habe das schon tausendmal ausprobiert und sie hat immer auf mich gehört. Stimmt doch, oder?«

      Mit dieser Frage drehte er sich um und sah nach oben. Sascha folgte seinem Blick, und da saß eine Frau auf dem Küchenboden, die dem Drachen zunickte und sehr ernst sagte: »Ja, Flax, du hast völlig Recht. Ich mache immer ganz genau das, was du mir sagst. Weil du einfach die besten Ideen hast. Und Saft«, jetzt sah die Frau Sascha an, »ist zum Beispiel eine ganz hervorragende Idee.«

      Die Frau hatte freundliche Augen und eine schöne Stimme. Sascha konnte sich gut vorstellen, dass sie bestimmt wunderschön Märchen vorlas. Und sie sah auch ganz lustig aus mit ihren bunten Sachen und diesen Haaren, die ein bisschen aussahen wie Drachenhaare. Ihre Augen waren wie große Zaubermurmeln, und Sascha lächelte, während sie von der Frau zu Flax und zurückblickte.

      »Ich mag gerne Saft und auch mag ich Murmeln und Märchen«, sagte sie zu beiden.

      »Magst du deinen Saft am liebsten unter dem Küchentisch oder willst du dich auf einen Stuhl setzen?«, fragte die Frau mit den Murmelaugen.

      »Wo sitzt denn der Flax?«, wollte Sascha wissen, und Flax grübelte und antwortete dann:

      »Am allerliebsten vor dem warmen Kamin auf dem großen Sofa im Wohnzimmer, weil ich Feuer doch so gerne mag.«

      »Was haltet ihr davon, wenn ich euch ins Wohnzimmer rüberbringe und ihr kuschelt euch zusammen in die Decke ein. Und du, Flax«, wandte sie sich dem Drachen zu, »du passt auf deine neue Freundin sehr gut auf, wenn ich für uns alle den Kamin anmache, und Sascha, dir gebe ich ein Märchenbuch mit vielen Bildern und du sagst mir dann, welches Märchen ich euch erzählen soll. Den Saft bringe ich euch natürlich zum Sofa.«

      Sascha hörte aufmerksam zu. Sie mochte Feuer nicht so gern, aber Drachen, die mochte sie sehr. Und vielleicht war ja ein Drachenfeuer etwas ganz anderes als ein Höllenfeuer und sie musste davor keine Angst haben? Vielleicht gab es liebe Drachen, die sich nicht verwandelten, und böse Drachen, die sich wohl verwandeln konnten, und Flax aber gehörte zu den lieben Drachen, die auch nur liebes Feuer machten? Sie wollte es ausprobieren und sie wollte so gerne ein Märchenbuch mit vielen bunten Bildern anschauen.

      »Darf ich das Märchen mit den schönen Bildern wirklich ganz alleine aussuchen?«, fragte sie vorsichtshalber noch einmal nach.

      Die Frau nickte. »Ja klar, du darfst entscheiden und Flax bleibt bei dir und lässt dich ganz in Ruhe aussuchen. Okay?«

      Statt einer Antwort krabbelte Sascha unter dem Küchentisch hervor und streckte der Murmelaugenfrau ihre Hand entgegen. Die Frau stand auf, nahm die kleine Kinderhand in die ihre und gemeinsam mit Flax gingen sie in das nahe gelegene Wohnzimmer.

      Auf dem Weg durch den bunten Flur dachte Sascha darüber nach, ob die Frau vielleicht eine Hexe sein könnte, weil sie einen sprechenden Drachen hatte und in den Märchen immer stand, dass Hexen anfangs ganz lieb zu Kindern sind und erst dann böse werden, wenn die Kinder gar nicht mehr damit rechnen. Ihr fiel plötzlich ein, dass auch die Hexe von Hänsel und Gretel zuerst sehr lieb war, dabei wollte sie den Hänsel in Wirklichkeit nur essen und in den großen brennenden Ofen werfen. Saschas Herz begann wild zu schlagen und sie riss ihre Hand aus der der Frau.

      Die blieb sofort stehen und sagte sehr leise: »Sascha, was ist passiert? Sag mir, wovor hast du Angst?«

      Sascha schluckte. Flax musste ihr helfen. Er würde die Wahrheit kennen. Er hatte sich nicht verwandelt und sie wusste, dass er es auch nicht mehr tun würde.

      »Ich mag mit Flax reden.«

      Leise fielen die Worte aus ihrem Mund und Flax sah sofort zu ihr hin und legte den Kopf schief und lachte sein lustiges Drachenlachen. Sascha fasste neuen Mut.

      »Ist die Janne nicht in Wirklichkeit eine Hexe?«, fragte sie leise und starrte Flax unverwandt an.

      »Also«, begann Flax, »die Janne, die kenne ich schon viele Jahre und sie ist in Wirklichkeit eine Fee. Weißt du, was das ist?«

      Sascha war sich nicht ganz sicher und schüttelte deshalb lieber den Kopf.

      »Feen«, setzte Flax seine Erklärung fort, »sind meistens Frauen, die Kindern helfen, die von zu Hause weglaufen, weil die Mutter und der Vater ganz gemein sind. Und dem Kind nicht helfen, wenn es Angst hat oder sich wehgetan hat. Diese Eltern sagen ganz oft, dass Feen Hexen sind, damit die Kinder sich nicht trauen, den Feen zu erzählen, was der Vater und die Mutter tun.«

      Mit offenem Mund und großen, überraschten Augen stand Sascha da. Woher konnte denn der kleine Drache das wissen? Genau das hatten Vati und Mutti ihr immer erzählt.

      »Kennst du die Geschichte von Hänsel und Gretel?«, hörte sie Flax fragen, und als sie nickte, fuhr er fort: »In dieser Geschichte jagen die Eltern die beiden Kinder in den Wald und sind sehr, sehr böse zu ihnen. Sie wollen, dass die Kinder frieren und verhungern und sich im Wald verirren und dann vielleicht sogar aus Angst sterben. Und dann kommt die Fee und hilft den Kindern. Sie gibt ihnen zu essen und ein warmes Bett und sagt ihnen, dass sie nicht mehr nach Hause zurückmüssen. In der Zwischenzeit fragen die Lehrer in der Schule, wo die Kinder geblieben sind, und die Eltern erzählen, dass eine böse Hexe sie im Wald gefangen hält. Und weil niemand glauben will, dass Eltern wirklich böse zu ihren Kindern sein können, glauben die Lehrer und auch andere Leute, dass die Eltern natürlich die Wahrheit sagen. Und so werden aus den Feen Hexen gemacht. Und die Eltern können zu ihren Kindern weiter böse sein.«

      Sascha hatte sehr aufmerksam zugehört. Es war nicht leicht zu verstehen, was ihr der Drache da erklärte. Aber sie erinnerte sich jetzt, dass am Anfang des Märchens die Eltern böse gewesen waren und an die große Angst der Kinder.

      »Gibt es dann gar keine bösen Hexen?«, fragte sie.

      Flax ließ sich eine Weile Zeit mit seiner Antwort. »Also«, er kratzte sich am Kopf, »ich glaube schon, dass es auch böse Hexen geben kann. Genauso wie es auch böse und liebe Eltern geben kann und böse und liebe Drachen. Ich kenne ein Geheimnis, wie du herausfinden kannst, ob jemand böse oder lieb ist. Wenn du willst, verrate ich es dir.«

      Sascha nickte begeistert, und gemeinsam gingen sie weiter ins Wohnzimmer, wo Sascha von der Murmelaugenfrau eine warme, weiche Decke bekam und sich einkuschelte. Der Drache rollte sich neben ihr zusammen und legte seinen Kopf an ihre Schulter.

      Nachdem

Скачать книгу