Pias Labyrinth. Adriana Stern

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Pias Labyrinth - Adriana Stern

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er drückt sie sanft auf die Couch, so dass sie halb sitzt und halb liegt. Sie lässt es aufmerksam geschehen. Spürt, dass sie neben ihrer Beklommenheit auch neugierig ist auf das, wovon alle Mädchen reden, was sie alle unbedingt tun wollen. Seine Berührungen sind sogar angenehm. Das hat sie nicht erwartet. Jungen haben sie nie gereizt. Sie hatte kein Bedürfnis danach, sie anzufassen oder gar zu küssen.

      Stefan schiebt ihren Pullover hoch. Sie zuckt zusammen, als er ihren Bauch berührt. Als er ihre Brust anfasst, stöhnt sie leise.

      »Komm«, sagt er wieder in diesem drängenden Ton und zieht Pia den Pullover über den Kopf, zerrt an ihrem T-Shirt und versucht fast verzweifelt, den Knopf an ihrer Jeans aufzubekommen.

      »Ich helf dir, ja?«

      Erleichtert lässt er sie machen. Schnell streift er alle Sachen ab und schlüpft unter die Bettdecke. Von dort sieht er Pia an. »Du bist schön«, murmelt er und schlägt die Bettdecke zurück.

      Sie legt sich schweigend neben ihn. Ihr Kopf fühlt sich leer an. Die Stimmung von vorhin ist verflogen. Sie versucht, sich auf seine Hände zu konzentrieren, aber sie empfindet gar nichts mehr. Angezogen findet sie es viel erregender. Stefan wohl nicht. Er atmet schwer und legt sich auf sie. Sein Glied fühlt sich hart an, als er versucht, in sie einzudringen. Pia presst die Beine zusammen.

      »Du musst ein Gummi benutzen.« Sie ist empört, weil ihm plötzlich alles egal zu sein scheint.

      »Beim ersten Mal passiert nichts«, sagt er fast beschwörend.

      »Das ist doch Quatsch. Steht ja sogar in der Bravo.« Ärgerlich schiebt sie ihn weg.

      Mürrisch steht Stefan auf und kramt in einer Ecke herum. »Hier«, triumphiert er. »Willst du das nicht machen?«

      Pia schiebt ein rosafarbenes, klebriges Kondom über sein Glied. Sie legt sich auf den Rücken und atmet ruhig ein und aus. Versucht, sich zu entspannen.

      Als er in sie eindringt, fährt ein scharfer Schmerz durch ihren Körper. Sie beißt die Zähne zusammen, während er sich wild auf ihr bewegt.

      »Stefan«, fleht sie, aber er hört sie nicht. Plötzlich stöhnt er laut auf und lässt sich kurz darauf auf sie fallen. Stille.

      »Stefan.« Wütend schubst sie ihn von sich herunter.

      Er schlägt die Augen auf. »Hey, hat es dir denn nicht gefallen?«

      Pia schüttelt den Kopf.

      »Gar nicht?«, fragt er.

      Pia fängt leise an zu weinen. »Du hast mich überhaupt nicht beachtet«, schluchzt sie.

      »Natürlich hab ich dich beachtet. Nur …« Hilflos sucht er nach Worten. »Na ja, als ich in dir drin war, da konnte ich das nicht mehr. Nicht mehr kontrollieren, weißt du. Für mich war es doch auch das erste Mal.« Entschuldigend sieht er sie an. »Wir werden es einfach noch öfter tun. Üben ist wichtig. Dann gefällt es dir bestimmt auch bald richtig gut«, versucht er sie zu trösten.

      Pias Blick fällt auf die Uhr. »Scheiße, ich muss noch für die Party einkaufen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, springt sie aus dem Bett, zieht sich hastig an, schnappt ihren Rucksack und rennt auf die Straße.

      Nee, das will sie bestimmt nicht noch öfter üben, überlegt Pia, während sie einen billigen Wein aussucht. Soll sich Stefan doch ’ne andre suchen. Ob sich jedes Mädchen beim ersten Mal wie ein Gegenstand fühlt, nur weil der Junge sich nicht kontrollieren kann? Das kotzt Pia echt an. Die Frauen sollen herhalten, weil die Männer sich nicht unter Kontrolle haben und ihren Trieb befriedigen müssen.

      »Ich hätte gern zehn Kondome«, wendet sie sich an die weiß gekleidete Apothekerin.

      »Wie bitte?«

      »Ich brauch sie für den Biologieunterricht.« Pia lächelt zuckersüß.

      »Ach so, ja natürlich. Müssen es bestimmte sein?«

      »Gefühlsechte«, bemerkt Pia trocken und lässt eine verstörte Apothekerin im Laden zurück.

      Die kann mich mal, denkt sie. Bestimmt weiß sie, dass ich zum Internat gehöre. Meinetwegen soll sie es allen Nonnen persönlich auf die Nase binden. Dann werde ich eben gefeuert! Lieber unter einer Brücke schlafen als den Horror noch länger mitmachen.

      Die Party steigt um 20 Uhr. Die Nonnen kontrollieren selten, ob auch wirklich alle im Bett liegen. Das müsste schon ein blöder Zufall sein. Die Mädchen schleichen auf Zehenspitzen und barfuß durch die abendlichen Treppenhäuser des Internats. Warum Pia überhaupt mitkommt, kann sie nicht sagen. Sie ist nicht besonders scharf darauf, Stefan wiederzusehen.

      »Hast du den Wein?«, flüstert Martina.

      »Ja klar«, sagt Pia.

      Der Vater hat ziemlich viel getrunken. Pia kann Alkohol nicht ausstehen, sie hat noch nie welchen getrunken. Vielleicht wird sie es heute tun. Sie hat gelesen, dass man dann nicht mehr viel merkt von dem, was um einen herum geschieht. Genau die Wirkung ist ihr heute Abend recht. Sie will es nur hinter sich bringen.

      »Hallo, da bist du ja.« Wie aus dem Boden gewachsen steht Stefan vor ihr.

      »Hey«, sagt sie verlegen.

      Er küsst sie sofort auf den Mund und seine Zunge drängt gegen ihre Zähne. Pia fühlt alle Augenpaare auf sich gerichtet, also öffnet sie den Mund, umarmt Stefan und schließt die Augen. So stehen sie Ewigkeiten da.

      »Komm, Alter, deine Flamme hast du noch den ganzen Abend.«

      Pia kennt den Jungen nicht, aber sie weicht einen Schritt zurück. Ist er etwa auf ihrer Schule? Dass ihr so ein Ekel gar nicht aufgefallen ist. Die drei anderen Jungs sind typische Gernegroß-Machos. Harmlos, aber unangenehm. Stefan ist mit Abstand der netteste. Martina geht anscheinend mit dem Ekel. Harro heißt er, hört sie später, als alle im noch warmen Sand sitzen und die erste Flasche Wein leeren.

      Weit und breit ist niemand zu sehen. Hier ist der Rhein einsam. Kein Haus im Umkreis von bestimmt drei Kilometern. Das gegenüberliegende Ufer ist bewaldet. Ein außergewöhnlich großer, orangefarbener Mond hängt in den Baumwipfeln wie eine riesige Frucht.

      »Sieh mal.« Sie stößt Stefan an und zeigt in den Himmel.

      Er lässt sich neben ihr nieder, legt seinen Arm um sie. »Wunderschön«, sagt er, und für einen Augenblick fühlt sich Pia richtig geborgen.

      »Wollt ihr noch Wein?«

      »Ja, gebt mal ’ne Flasche rüber«, antwortet Stefan für Pia mit.

      Sie hört die Mädchen reden, die Jungen fangen an zu grölen. Sie benehmen sich so richtig daneben. Die anderen Mädchen scheint es nicht zu stören, aber Pia macht es nervös. Zum Glück ist Stefan nicht so drauf, versucht sie sich zu beruhigen. Sie trinkt immer wieder von dem Wein, vergisst fast, dass es Wein ist, bis ihr ein bisschen übel wird und sich alles zu drehen beginnt. Sie lehnt sich bei Stefan an.

      »Alles okay?« Besorgt streicht er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

      »Ja, geht schon«, murmelt Pia.

      »Hey, Stefan, komm doch mal rüber. Martina erzählt

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