Baphomet. Akron Frey

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Baphomet - Akron Frey

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folgt der Gehörnte seither treu seinem christlichen Gebieter: ist jener doch nichts anderes als die andere Seite des Lichtes, die dieser vor sich selbst im Schatten versteckt halten muss – nicht ohne sie jedoch in der Wiederkehr des Verdrängten um so machtvoller auszuleben. Baphomet, der Gehörnte, ist der janusköpfige Gott, der seine Sicht nach innen mit dem Blick nach außen im Doppelblick vereint: Ich bin der Teufel, der die Polaritäten überwunden hat, indem er Gott ins Auge blickte und darin die Wahrheit fand. Ich bin aus einer Welt, die vor mehr als tausend Jahren versunken ist, und ich habe diese Schrift für den geschrieben, der als erster diese Sätze liest. Denn ich bin der letzte einer sich selbst zerstörenden Kultur, der für den ersten einer anderen Kultur, die im Begriff ist, zu entstehen, eine Botschaft hinterlassen hat!3

      In dieser Schrift ist Baphomet das Symbol des Schattens, des Verdrängten oder die bildhafte Manifestierung des Geistes, der sich selbst ins Auge schaut, des Blickes, der sich im eigenen Auge erkennt, oder des Schattens, der sich im Licht versteckt. Dabei repräsentiert er eine geistige Stufe, auf der das Bewusstsein die Polaritäten des Denkens durchbricht und über die Grenzen der menschlichen Vorstellung hinaus vorstößt.

      Also sprach Baphomet, als er aus dem Nichts aufstieg und in der Gestalt der kosmischen Mutter, des Urchaos, den Träumer in die Tiefe lockte:

      In mir ist die Vitalität des Wissens, die Muster, anhand derer du gelernt hast, die Welt zu erschaffen, sowie die Muster der Veränderung, die das verändern, was du aus diesen Mustern geschaffen hast – was ficht dich also an, plötzlich verstehen zu wollen, welche Mysterien die Schöpfer durch deinen Geist formen? Siehe, ich bin Astarte-Astaroth, die Göttin der Liebe und die Schlange, Shiva-Kali, der schöpferische, erhaltende und zerstörende Aspekt des Demiurgen, Anima mundi, die Weltseele oder auch schlicht die Große Mutter. Einen Augenblick lang sind unsere Gedanken völlig eins. Wir umarmen uns, halten einander fest, und dieser erste Kuss steht bloß am Anfang eines Hungers, der nur geboren wurde, um desto stärker tot zu sein. Indem du dich aber vom Tode erhebst, lebst du den Tod – der mich tötet! Vielleicht erscheine ich dir unpersönlich; doch da es meine Energien sind, mit denen du die Muster deiner Vorstellung tränkst, bin ich da nicht dein Lebensborn? Wenn du mich Vater nennst, ist es gut, und wenn du mich Mutter nennst, auch. Nur darfst du mich nicht aus dir selbst entfernen, denn ich bin in dir, in jeder deiner Zellen, jenseits der Schwelle, die du kennst, dir näher als dein Atem. Dabei fällt die dunkle Hälfte von dir ab und dir ist, als kehrte der entfesselte Geist ins Licht zurück, denn seine Auferstehung fordert eine triumphale Rückkehr in die Walhallen der Sonnen geradezu heraus. Das zeigt: Die Menschen träumen ihren Wahn, denn sie sind die Schöpfer wie die Akteure in einem Stück, das auf der Bühne in ihrem eigenen Hirn stattfindet, und dieser Traum hat keinen Schluss. Es gibt aber nicht nur kein Ende für ihr Stück, sondern es gibt auch keine Chance, die Hintergründe ihrer eigenen Inszenierung zu durchschauen und aus ihren an die Nachkommen vererbten Anweisungen wieder herauszufinden. Das ist die letzte und tiefste Erkenntnis am Ende aller Lehren: Was die Menschen ständig vor sich auftürmen und was sie in Ermangelung von Klarheit „Realität“ nennen, ist alles nur gequirlte Luft, um sich vom Wesentlichen abzulenken. In dieser Einsicht liegt der von dir gesuchte Schluss: das erkannte Erkennen, das dir die Siegel der menschlichen Vorstellung enthüllt.

      Baphomet: Das Licht der Hölle

      Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,

       ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,

       das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht

       den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,

       und doch gelingt‘s ihm nicht, da es, so viel es strebt,

       verhaftet an den Körpern klebt.

      Mephisto in Faust I – Erster Teil, Studierzimmer

      Dieses Buch ist kein Tarot-Buch im üblichen Sinn. Es behandelt die Tarot-Karten nicht aus der traditionellen esoterischen Sicht, die den Schatten des Lebens und der Seele relativiert, indem dieser auf seinen bloßen Symbolgehalt reduziert wird. Es räumt auch mit dem Aberglauben auf, dass allein schon positive Gedanken oder gut gemeinte Heilungsrituale die Seele des Menschen und das Leben auf der Erde retten können, denn nur bereits die bloße Absicht, die Erde – oder wenigstens die Seele – retten zu wollen, zeugt von ungeheurer schattenhafter Arroganz, solange die Ursache aller polarisierenden und zerstörerischen Handlungen in uns selbst sitzt. Als „Schattentarot“ schlechthin präsentieren Karten und Buch das Panorama einer seelischen und geistigen Unterwelt, die den wahren Schatten im Verdrängen des Schattens – nämlich im „Streben nach Licht“ – erkennbar werden lässt.

      Alle Kultivierung der Selbsterfahrung, auf die heute so viel Wert gelegt wird, ist im Grunde überhaupt nicht geeignet, unsere Seelen

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