Baphomet. Akron Frey

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Baphomet - Akron Frey

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er ist da, wo man ihn verdrängt, ihn in Licht verwandelt und wo man in seinem Zeichen Gutes tut. Deshalb ist dieses Buch nicht für Menschen geschrieben, die nach Wahrheit suchen, ohne sich selbst in Frage zu stellen, oder die sich hinter der Maske des Positiven verbergen. Es ist auch nicht für jene da, die sich wie Süchtige auf die Suche nach Licht begeben, indem sie den bei sich selbst längst überwunden geglaubten Schatten ausschließlich beim anderen suchen – und finden. Die Suche nach dem Licht ist in der Tat wie eine Sucht: Die Droge, die einem dabei im Nacken sitzt, ist der Schatten selbst! Demzufolge richtet sich dieses Buch an Menschen, die zuerst herausfinden wollen, warum man überhaupt die Wahrheit suchen soll, bevor sie die Wahrheit selbst zu finden versuchen.

      Was ist das überhaupt: die Wahrheit? Nehmen wir einmal an, die Wahrheit sei das anerzogene Ziel im Menschen, das diesem von seinem sozialen Umfeld aufoktroyiert worden ist. Was macht er nun mit dieser Wahrheit? Er wird sie im außen zu verwirklichen trachten, damit er eine Grundlage hat, auf der er seine Ziele rechtfertigen kann. Im Allgemeinen wird er seiner eigenen Projektion in der Außenwelt so begegnen wollen, dass er daraus seinen Lebenssinn schöpfen kann. Um aber seiner Projektion – einem sehr menschlichen Gebilde – den Rang höherer Erkenntnis einräumen zu können, braucht er schlicht und ergreifend einen guten Aufhänger oder – etwas schmeichelhafter ausgedrückt – ein passendes Modell. Dieses Modell macht er dann zu seiner eigenen Wahrheit. Daher bindet sich der Gläubige an Gott, der Suchende an seinen Meister oder wenigstens an das Credo einer erkannten Wahrheit, der Mathematiker an seine Axiome, der Astrologe an die Schicksalsmacht der Sterne, der Tarot-Experte an die göttliche Vorsehung in seinen Karten, der Atheist an seinen gesunden Zweifel, der Wissende an seine hervorragenden Informationen und der Weise an sein eigenes, untrügliches Erkennen.

      Dagegen wäre im Grunde überhaupt nichts einzuwenden, wenn es nur im Bewusstsein der eigenen Projektionen geschähe. Doch sobald sich der Mensch an seine selbst geschaffenen Bilder klammert, anstatt sie zum Ausgangspunkt eines Weges zu machen, der ihn am Ende zu seinen eigenen Ursprüngen zurückführt, beißt sich die Schlange selber in den Schwanz. Deshalb nämlich, weil er nicht merkt, dass alle Lehren doch nur zu einer Selbsterkenntnis führen können: dass niemand einen Schlüssel zum Wissen oder zur höheren Erkenntnis über die kollektiven Prägungen hinaus hat und jeder die Verantwortung für seine Fragen ganz alleine übernehmen muss. Was also ist die Wahrheit über die menschliche Erkenntnis? Die Notwendigkeit, unsere Ziele in unserem eigenen Suchen zu definieren, und nicht die Wahrheit dadurch zu erfahren, indem wir dem Sinn, der Erleuchtung oder wie auch immer das Ziel definiert sein mag, wirklich dort draußen begegnen.

      Es wird die Aufgabe der Zukunft sein, dass wir für die Freiheit, die wir der Natur mit unserem menschlichen Verhalten abgerungen haben, endlich die Verantwortung übernehmen. Versuchen wir die Früchte unserer Taten, wenn wir sie schon nicht lieben können, wenigstens zu akzeptieren, bevor sie uns eines Tages vergiften. Auch den natürlichen Tod wollten wir nicht haben. Wir haben ihn davongejagt aus den Katakomben unserer Vorstellung. Wir haben die Zyklen der Natur aus unserer Nähe verbannt wie einen räudigen Hund, weil wir beständig versuchen, unserer eigenen Wirklichkeit zu entgehen. Mitten ins Herz der Wirklichkeit haben wir ein System gepflanzt, das uns von eben dieser Wirklichkeit jetzt trennt: ein System, das Krankheit mit Versicherungsprämien verdrängt, Schicksale als sozialen Marktwert verplant und den harmonischen Gang der Natur absichtsvoll verhindert. Damit haben wir die Katastrophe selbst vorprogrammiert.

      Lernen wir ihr zu begegnen, und lernen wir es auch, zu entdecken, dass niemand wirklich weiß. Weder wissen wir, was das Leben ist, noch was wir selbst sind. Diese Erkenntnis stellt kein Scheitern dar, sondern vielmehr eine geistige Erfüllung. Deshalb brauchen wir keinen Gott, der uns belohnt und bestraft. Wir brauchen keine Gralshüter und auch kein Dogma. Nur jenes lebendige Selbst, das uns entgegenblickt, wenn wir in den Spiegel schauen und welches „Gott“ fühlt. Und gleichzeitig jene Auflösung und Hingabe an das ganze All, wenn wir „Ich“ spüren, jenes Quäntchen Etwas, das sich jedem Zugriff entzieht, uns aber aus den Augen eines jeden Menschen ansieht. Das tragen wir nämlich in uns selbst: die Freiheit der Verantwortung zu uns selbst. Nur die Freiheit – nicht den Weg! Diesen müssen wir uns erst erschließen.

      Das wahre Böse sind die Verdrängungsmechanismen einer Kirche und Gesellschaft, die den eigenen Schatten bei sich selbst nicht sehen. Die mit der Waffe in der Hand den Frieden sichern und – welcher Höhepunkt des verdeckten Durchlebens ihres eigenen Chaos! – sogar den Krieg zur gerechten Sache erklären.

      Akron

      Die Religion ist gleichsam ein Fenster, durch das unser Bewusstsein in die Welt hinausblickt. Die Art unserer Religiosität sagt immer etwas darüber aus, wie wir die Welt in unserer Vorstellung selbst erschaffen oder – präziser ausgedrückt – wie wir sie aus dem aufgespannten Rahmen unserer kollektiven Sehnsüchte zurückgespiegelt bekommen. Religion ist also nicht vom Himmel gefallen. Auch sie wird von Menschen gemacht und reagiert auf existenzielle Fragen, die auf der Grundlage beruhen, dass die Seele in sich selbst keinen Frieden und in den Zielen der Welt keine Sinnerfüllung finden kann. Andererseits kann es natürlich auch kaum im Interesse der Religion selbst liegen, diese Fragen wirklich zu beantworten und die Seele zu erlösen. Schließlich würde ein erlöster Mensch kaum „Sinnfindungs-Modelle“ finanzieren, die ihn an sich binden. Also müssen die Religionsvertreter unter allen Umständen zu verhindern versuchen, dass die Seele ihre innere Begrenzung überwindet. Ja, sie würden lieber selbst den Teufel beschwören, als zu erlauben, dass der Mensch außerhalb ihrer Dogmen im Leben Sinnerfüllung erfährt. Unter diesen Vorzeichen muss man alle Äußerungen und Beiträge der Religion zur Erlösung des Menschen betrachten.

      Jahrhundertelang wurde dem Menschen eingetrichtert, dass Gott und Teufel um die Seele eines Menschen ringen und der Sinn des Lebens darin bestehen würde, dem Bösen zu trotzen. Da das Böse aber damit noch nicht überwunden war, wurde es in der Maske des Guten institutionalisiert. Somit konnte man im Namen Gottes ungehindert alles zerstören, dem man auch nur im Entferntesten das Kleid des Bösen anlegen konnte. Die Zerstörung des „Bösen“ mutierte zum „Guten“, zur Sinn spendenden Erfüllung der verdrängten Instinkte des Menschen, der keinen Sinn mehr erfuhr und der mit Lust zerstörte, was sich nicht dem Joch der „Erlösung“ unterwarf. Wie selbstverständlich aggressive Gewalt gegen Andersdenkende oder „Ungläubige“ als Mittel zum Zweck verherrlicht wurde, zeigt folgende Bibelstelle: Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt „Der Treue und Wahrhaftige“; gerecht richtet er und führt er Krieg. Seine Augen waren wie Feuerflammen, und auf dem Haupt trug er viele Diademe; und auf ihm stand ein Name, den er allein kennt. Bekleidet war er mit einem blutgetränkten Gewand; und sein Name heißt „Das Wort Gottes“. Die Heere des Himmels folgten ihm auf weißen Pferden; sie waren in reines, weißes Leinen gekleidet. Aus seinem Mund kam ein scharfes Schwert; mit ihm wird er die Völker schlagen. Und er herrscht über sie mit eisernem Zepter, und er tritt die Kelter des Weines, des rächenden Zornes Gottes, des Herrschers über die ganze Schöpfung. Auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte trägt er den Namen: „König der Könige und Herr der Herren“. (Offenbarung 19, 11-16)

      So wenig es im Interesse der Religion liegen konnte, den Menschen zu befreien, um so mehr war es ihr Bestreben, die irrationalen Sehnsüchte aufzufangen und sie in gesellschaftliche Modelle einzubinden („Bete und arbeite!“). Denn hätte der Mensch in dem, was er für Gott hält, nicht Gott, sondern nur seine eigene Sehnsucht erkannt, die sich ihm als Gott darstellt und die er nach seinem eigenen Bild wahrnimmt, er hätte sich für die gesellschaftlichen Ziele der Herrschenden, die ihre Herrschaft immer in Verbindung mit dem kollektiv autorisierten Gott zu bringen verstanden, kaum benutzen lassen. Umgekehrt hätte er die Sinnfindungsansprüche seiner naiven Sehnsucht nicht so unbedarft in Verbindung mit seinen gesellschaftlichen Zielen befriedigen können!

      Die Suche nach dem Paradies funktioniert – überspitzt formuliert – nicht

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