Götter der Sterne. Lars A. Fischinger

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Götter der Sterne - Lars A. Fischinger

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bezeichnen uns heute als aufgeklärte Gesellschaft - was immer das sein mag. Selbst für einen gläubigen Christen erscheinen die Schöpfungsberichte der Genesis mit Blick auf die modernen Denkmodelle der Naturwissenschaft und Evolutionstheorie außerordentlich phantasievoll. Um aber zu erkennen, dass vieles davon heute aus einem anderen und logischen Blickwinkel gesehen werden muss, ist ein Ausflug zu anderen Überlieferungen der Welt erforderlich, denn die Schöpfungslegenden vergangener Zeiten und Völker sind eines der wertvollsten Mythenschätze der Menschheit überhaupt.

      So will ich mich nicht allein auf die Berichte des Alten Testamentes konzentrieren, sondern in diesem Teil auch immer wieder andere Überlieferungen kurz zu Wort kommen lassen.

      Kapitel I

       Genesis: Das Buch der Ursprünge

      I.1 Im Anfang war etwas

      Die Schöpfung der Welt, der Anfang alles Seins, ist das erste, über das die Bibel im ersten Buch Mose, der Genesis (griechisch = "Buch der Ursprünge"), berichtet. Auch als "Mythen der Urzeit" betitelt, findet sich hier ein siebentägiger Schöpfungsbericht, der uns in religiöser Form zu erklären versucht, wie "Gott" angeblich Himmel, Erde und Menschen erschuf, bevor er sich am siebten Tag zur Ruhe begab, da ihm dieser Akt scheinbar einiges an Kraft gekostet hat.

      Das Buch Genesis, das Mose als Autor zugeschrieben wird (aber nur aufgrund der Bezeichnung "Erstes Buch Mose"), gehört zu dem sogenannten "Pentateuch", den "fünf Rollen" (Tora), die heute als Mosebücher geführt werden. Mose selber hat diese Bücher kaum selber niedergeschrieben, jedoch gehen heutige Experten (vergl. Fox, S. 228ff.) davon aus, dass der oder die Autoren der Moseschriften ursprünglich auf vier Urquellen unbekannten Alters und Herkunft zurückgegriffen haben, die in diesen Texten mehr oder minder scharf umrissen zu erkennen sein sollen.

      Die Bibel öffnet ihre Welt mit bekannten, aber dennoch nicht immer verstandenen Worten, die wahrscheinlich nach dem Ende des babylonischen Exils um 430 v. Chr. von Priestern niedergeschrieben wurden:

      "Im Anfang schuf Gott die Himmel und das Erdreich. Und das Erdreich war wirr und wüst, ein Abgrund bedeckt von Dunkel, und über den Wassern schwebte Gottes Geist." (Gen. 1,1-2)

      Diese Bibelworte werden je nach Ausgabe erheblich unterschiedlich wiedergeben. Scheinbar sind die Theologen nicht in der Lage, die ersten Zeilen der Heiligen Schrift einheitlich und vor allem richtig zu übersetzen. Modernsprachige Bibeln (sprich Schulbibeln) geben die Beschreibung der Welt vor dem großen Schöpfungsakt recht verzerrt wieder, so dass es dem Leser überlassen ist, was nun am/im Anfang war:

      "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die ganze Welt. Auf der Erde war es noch wüst und unheimlich; es war finster und Wasserfluten bedeckten alles. über dem Wasser schwebte der Geist Gottes."

      Die oben zitierte Textstelle ist eine "modernsprachige" Übersetzung, bei der "die Himmel" in einen schlichten "Himmel" geändert wurden. Warum in den allermeisten Bibelausgaben nur von einem Himmel zu lesen ist, der von "Gott" geschaffen worden sein soll, ist fraglich. Der hebräische Originaltext besagt aber eindeutig, dass mindestens ein zweiter Himmel erschaffen wurde. Auch nichtbiblisches Schriftgut jüdischen Ursprungs, das wir im Verlauf dieses Buches noch kennenlernen werden, betont deutlich die Existenz zahlreicher "Himmel". Wo mögen diese gelegen haben, oder besser, wo liegen sie? Auch, dass die Erde anfangs "wirr und wüst" bzw. "wüst und unheimlich" war, ist eine nachträgliche Änderung der Schreiber. Noch in Martin Luthers "Merian-Bibel" von 1545 ist von "wüst und leer" die Rede, doch nun ist die Erde nicht mehr "leer", sondern "wüst" oder "unheimlich". Im hebräischen Text stehen an dieser Stelle die Worte "tohu" und "bohu", welche bei den Israeliten bis zum heutigen Tag "öde" und "leer" bedeuten. Können die modernen Übersetzer nicht einfach schreiben, was dort steht?

      Ferner weisen die ersten Zeilen der Genesis noch zwei weitere, ungleich wichtigere Übersetzungsfehler auf. Auf hebräisch besagen diese Zeilen etwas ganz anderes. Die Worte "Am/Im Anfang", wie in den üblichen Übersetzungen, sind völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden. Diese Stelle des ersten Verses müsste richtig "Aus dem, was am Anfang war" lauten. Dieser eindeutige Hinweis auf eine Schöpfung aus bereits vorhandenem Material (Materie) wurde hier einfach weggelassen!

      Wie oft haben wir diese bekannten Worte des Genesis schon in unserem Leben gehört, und doch sind sie falsch oder fehlerhaft übersetzt. Der biblische "Gott" schuf seine Schöpfung nicht einfach aus dem Nichts, wie es die Lehre des "allmächtigen Gottes" will, sondern bediente sich bereits eines existierenden "Etwas". Schon allein diese Tatsache macht das Festhalten an diesen Überlieferungen unverständlich.

      Interessanterweise dokumentiert die griechische Mythologie ebenfalls das Vorhandensein eines "Etwas", das da war, bevor ihre "Götter" die Bildfläche der Schöpfung betraten. So beschreibt der griechische Dichter Hesiod aus Askara in Böotien (ältester Dichter nach Homer, ca. 700 a.D.), dass am Anfang nur qualmartiger Nebel, Finsternis und ein riesiger Abgrund die gesamte Welt bildeten. Hier wird angeblich vom Chaos gesprochen, welches sich noch nicht in seiner endgültigen Vollendung befand. Erst dann, so Hesiod, kamen die "Götter in die Welt" (Nack, S. 43ff). Auch chinesische Überlieferungen (um 200 a. D.) überliefern uns: "Im Anfang war das Chaos" (Sproul, östlich, S. 242) - obwohl zwischen diesen Mythen Jahrhunderte liegen.

      Diese mythische Überlieferung ist heute sehr bemerkenswert, weil sie in gewisser Weise den aktuellen Erkenntnissen der Astronomie gegenübergestellt werden kann: Die Entstehung eines Sonnensystem aus einem "Spiralnebel", der sich in einem scheinbaren Zustand des Chaos befand. Auch andere Überlieferungen haben einen ähnlichen Inhalt (s. II.3). Irgendwer muss dieses Wissen jemandem vermittelt haben.

      Das Alte Testament und die griechischen Überlieferungen stehen aber inhaltlich nicht alleine da. Zahlreiche Schöpfungsmythen kennen ähnliche Schöpfungsanfänge. Als Beispiel sei hier noch auf die Weltwerdung der Germanen, Inder und Ägypter hingewiesen. Die germanische Dichtung Völuspa ("Der Seherin Gesicht") überliefert, dass zu Beginn zwar alles existierte, aber nur in einem ungeordnetem Zustand; eben im Chaos. Nur ein Riese namens Ymir lebte dort:

      "Urzeit war es, da Ymir hauste: nicht war Sand noch See, noch Salzwogen, nicht Erde unten noch Himmel, Gärung grundlos und Gras nirgends." (Nack, S. 215)

      Und die Ägypter? Sie halten in ihren Mythen aus Heliopolis fest, dass die Welt aus einer vorhandenen, materiellen Substanz entstand, die lediglich aus dem Chaos getrennt werden musste (Nack, S. 15)!

      Auch Indien besitzt einen uralten Mythos, Rig-Veda genannt (um 1200 v. Chr.), der die öde am Anfang der Welt beschreibt:

      "Nur dunkel war, verhüllt von Dunkel, anfangs und unverkennbar wogte dieses alles; Vom leeren Raum war zugedeckt die öde, das eine ward durch die Macht der Glut geboren." (Sproul, östlich, S. 213)

      Bei einem Blick in das Buch Genesis stellen wir fest, dass sich dessen Schöpfung zwar auf eine Ordnung des vorhandenen Chaos bezieht, dass aber dieser Akt von "Gott" alleine gemeistert wurde. Frappierend ist aber nicht nur der "kleine" Übersetzungsfehler, dass am Anfang kein Nichts war. Wer machte sich daran, dieses vorhandene Material zu einer "Welt" zusammen zu fügen? "Gott" alleine?

      Der erste Vers der Genesis dokumentiert, wie ein "Geist Gottes" ("ruah elohim") über den Wassern (oder Urmeer/Urflut, "tehom") schwebte, was von den Kirchenvätern sogar als Vorausweisung auf die Taufe verstanden wurde (wie die Flut und das mosiatische Meerwunder). Hier bieten sich erneut

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