Götter der Sterne. Lars A. Fischinger
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Der zweite Himmel, der über dem "Kuppelfirmament" liegt, unterscheidet sich offensichtlich vom ersten. Er besitzt ein anderes Aussehen, eine andere "Natur", und sei außerdem noch "feurig" und aus "Licht" geschaffen. Der "Bürger auf der Straße" würde überrascht sein, etwas über einen zweiten Himmel in der biblischen Schöpfungsgeschichte zu erfahren. Auch die lapidare Erläuterung einiger Fußnoten in der Bibel, es handele sich bei der "Kuppel" ("Gewölbe") nur um die "Himmelskuppel", da sich die Schreiber der Genesis die Welt als eine Art "Käseglocke" vorstellten (siehe Abb. 1), ist nicht befriedigend. Auch wenn wir diese Deutung annehmen, so bleibt doch die Frage, wo lag der zweite, feurige Lichthimmel? War es der Himmel der Elohim? Bezeichnenderweise ist es sogar mehr als fraglich, ob sich unsere Vorfahren jener Epoche nicht bewusst waren, dass sie auf einer Kugel lebten. Für diese Annahme werden wir noch einige konkrete Hinweise kennenlernen.
Auch im nichtkanonisierten "Jubiläenbuch" (entspricht "Jubi") oder auch "Kleine Genesis" (vermutlich von den Essenern, einer jüdischen Sekte, im 2. Jahrhundert v. Chr. niedergeschrieben) erfahren wir etwas über einen weiteren "Himmel". Diese Schrift umfasst die Geschehnisse von der Schöpfung bis zum Exodus aus Ägypten und ist dabei in sogenannte "Jubeljahre" unterteilt, wobei jeweils 49 Jahre (7 x 7) zwischen den einzelnen Jubeljahren liegen. Und auch hier schuf "Gott" mehr als einen Himmel:
"Am ersten Tag schuf er ("Gott", L.A.F.) die Himmel droben, die Erde und die Gewässer, ebenso alle Geister, die vor ihm dienen." (Jubi. 2,2)
Im weiteren Verlauf des Textes ist von der Erschaffung verschiedener "Engel-" und "Geisterwesen" die Rede. Dann beginnt der zweite und dritte Tag, ab Vers 4, an dem, wie in der Genesis, der untere Himmel (oder Firmament) von "den Gewässern" getrennt wurde:
"Am zweiten Tag schuf er das Firmament zwischen den Gewässern, und die Gewässer teilten sich an diesem Tag; ihre eine Hälfte stieg nach oben und ihre andere Hälfte stieg unter das Firmament hinab, das in der Mitte über der Oberfläche der ganzen Erde war. (...) Am dritten Tag befahl er, die Gewässer sollten von der Oberfläche der ganzen Erde an einen Ort fließen und das trockene Land erscheinen. Und die Gewässer taten so, wie er es hieß, und sie wichen von der Oberfläche der ganzen Erde an einen Ort außerhalb des Firmaments, so erschien das trockene Land." (Jubi. 2,4-5, nach Weidinger)
Der evangelische Theologe und Paläo-SETI-Autor Walter-Jörg Langbein glaubt Hinweise gefunden zu haben, die die Annahme stützen, dass der erste Himmel (die Kuppel) eine Art Station unter dem Meer war. Diese unterseeische Biosphäre One war seiner Vermutung nach ein "Labor" der Elohim, in dem letztlich der Mensch erschaffen wurde. Eine provokante These, für die allerdings einiges spricht.
So zum Beispiel erfahren wir, dass oberhalb und unterhalb der "Kuppel" die Wasser getrennt wurden. Auch nimmt Langbein an, dass mit "der ganzen Erde" nicht der gesamte Globus gemeint sein könne, sondern ein Teil des Meeresbodens. So erhält der Vers aus dem "Jubiläenbuch" einen völlig anderen, jedoch vollkommen logischen Sinn:
"(...) und sie wichen von der Oberfläche des Meeresbodens an einem Ort außerhalb der Kuppel (= Firmament, L.A.F.), so erschien das trockene Land."
Nehmen wir das außerbiblische Buch des Propheten Henoch zur Hand, so ist dort zu entnehmen, wie er in den Himmel der Engel entrückt wurde. Seine Eindrücke beschreibt er immer wieder mit Worten wie "Feuer", "Feuersäulen" und "feurigen Zungen", da er keine Worte für das fand, was er auf seiner Reise mit einem Engel (angeblich in die Unterwelt) gesehen hat.
Einen Hinweis, dass unterhalb des Meeres vom "Herrn", den "Elohim-Göttern" etwas gebaut wurde, findet sich auch im 28. Kapitel der "slawischen Henochschrift" (entspricht "Hen/s"). So ist dort zu lesen (Hen/s. 28,4), wie "Gott" die Flüsse schuf und wie er "der Erde und dem Meer eine ewige Grenze" gab. Erst nachdem dies geschehen war, "machte ich ("Gott", L.A.F.) die Feste und legte das Wasser darüber"!
Die Schriften, ob nun biblisch oder apokryph, trennen strikt das Reich der Menschen (erster Himmel) und das Reich der Engel und Elohim (zweiter Himmel). Am 6. Tag der siebentägigen Schöpfung, wobei die Sieben mit Sicherheit symbolischen Charakter besitzt, da sie seit ewigen Zeiten von vielen Völkern des Alten Orient vergöttlicht wurde (warum, ist eine gute Frage), machten sich die "Götter" daran, der Schöpfung "die Krone aufzusetzen": den Menschen. Der Tag sieben gilt seit jeher als heilig, denn "Gott" bewunderte seine Werke, und ruhte sich nun aus. War er etwa ermüdet, entkräftet von seinem schöpferischen Tun? Kann aber der wahrhaftige Gott überhaupt Ruhe nötig haben? In der Theologie (Staimer, S. 29) wird dieser Tag ausdrücklich mit dem Sabbat identifiziert, obwohl dies der Genesis-Schöpfung nicht konkret zu entnehmen ist. Da aber die heutige Form des ersten Schöpfungstextes aus dem 6./7. Jahrhundert v. Chr. stammt (babylonisches Exil), liegt diese Vermutung durchaus nahe (Staimer, S. 22).
Das wunderbare slawische Henochbuch bestätigt eindrucksvoll, dass es mehr als einen Himmel gab. Der Prophet berichtet uns sogar von insgesamt sieben verschiedenen (s. Kapitel VII)! Auch die zweite Sure des islamischen Korans (Vers 30) dokumentiert, dass Allah "sieben Himmel bildete". Und in Sure 71, Noah, "Nuh", genannt, heißt es:
"Seht ihr nicht, wie Allah sieben Himmel erschuf, einen über dem anderen (...)" (71.Sure, Noah, Vers 16)
Und etwas früher in Sure 41, Die deutliche Erklärung, "Ha-Mim-Sadschdah", Vers 13:
"Und er (Allah, L.A.F.) bildete in zwei Tagen zu sieben Himmel und teilte jedem Himmel seine Aufgabe zu, und wir schmückten den untersten Himmel mit Leuchten aus und stellten eine Wache hin."
Zu diesen sieben Himmeln stieg Henoch nach und nach mit "Engeln", die er oftmals schlicht als "Männer" bezeichnete, hinauf. Dort wurde ihm das Wissen der Welt offenbart. Es waren die Gebiete, die Bezirke der "göttlichen" Wesen. Und wie sollte es anders sein, im obersten traf er auf "Gott". Der zweite Brief an die Korinther (2. Kor. 12,2+) erwähnt drei Himmel, wobei der dritte sogar das Paradies beherbergt haben soll. Es gab also offensichtlich nicht nur einen Himmel der Schöpfung, auch wenn es weiterhin fraglich bleiben muss, was mit der Aussage "die Himmel" gemeint ist.
Interessant ist vielleicht auch, dass verschiedene andere Kulturen und Religionen mehrere Himmel kannten; nicht aber unbedingt sieben. So etwa die Azteken, die ebenfalls ihren obersten "Gott" namens Tonacatecutli "in den obersten Himmel" ansiedelten, wie es Walter Krickenberg in seinem vielbeachteten Werk über "Altmexikanische Kulturen" (S. 184) beschreibt. Ich werde später ausführlich auf die Himmelsreisen Henochs und anderer Propheten eingehen, denn in diesen Schriften erfahren wir erstaunliches - auch über die verschiedenen Himmel.
I.4 "Lasset uns den Menschen machen..." Die zweite Schöpfung
Der sechste Tag war der wichtigste der gesamten biblischen Weltschöpfung, denn der Mensch betrat die Bildfläche. Die niedliche Geschichte unserer Erschaffung kennt jeder seit dem Kindergarten. Heute können wir sie selber in der Bibel nachlesen und mit kritischen Überlegungen versuchen, die Geschichte zu verstehen, um uns so selber ein Bild zu machen.
Auffallend ist sofort, dass sich in der Genesis offensichtlich zwei unterschiedliche und zugleich widersprüchliche Schöpfungsberichte finden, die die Gelehrtenköpfe über Jahrhunderte hinweg strapazierten und immer noch strapazieren. Fand sie etwa zweimal statt? Der nichtsahnende Bibelleser wird gleich in den ersten zwei Kapiteln des 1. Buches Mose verwirrt. Der "Herr" lässt alles entstehen: Himmel, Erde, Licht und Dunkelheit, Tiere und Pflanzen. Und zum Schluss uns, als "Krone" und "Herrscher" des vorangegangenen Tuns; gemäß seines Ebenbildes:
"Und