Götter der Sterne. Lars A. Fischinger
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Götter der Sterne - Lars A. Fischinger страница 13
Theologen sehen in der Schlange natürlich keine Schlange, sondern den symbolischen Satan - den Teufel Luzifer, der einst von den Himmlischen verstoßen wurde. Interessanterweise lautet das hebräische Wort "ha-Satan" schlicht "Widersacher"; er war demzufolge offensichtlich ein unbeliebter Zeitgenosse "Gottes". Aber das Alte Testament kennt keine abtrünnigen Engel, sondern diese Überlieferung findet sich erst im Neuen Testament. Solche Engel-Überlieferungen sind vor allem in den "ketzerischen" Schriften Henochs enthalten (s. Kapitel VII), die vor Zeiten "heimlichen" Einzug in das Neue Testament hielten (Thompson, S. 221).
Laut Drechsels "Bibel Lexikon" (S. 372) steht die Schlange im Matthäus-Evangelium (Mt. 23,33) angeblich auch als "Symbol für Betrug" bzw., dass "sich Christen nach ihrer Klugheit ausstrecken sollen" (Mt. 10,16, nach Drechsel). Die Schlange in Eden aber soll eine Symbolisme des Satans sein. Warum nicht, wie bei Matthäus, ein "Symbol für Betrug", da sie ja auch "Gott" hintergangen hat?
Man muss nicht in die Tiefen der biblischen Theologie hinabsteigen, um zu ahnen, dass Eva kaum mit einer Schlange, wie wir sie uns vorstellen, gesprochen hat. Mit wem dann? Bibelfußnoten bezeichnen dieses arme Reptil zum Beispiel als ein "Sinnbild für die gefährliche Macht des Bösen und für die Hinterhältigkeit". Eine wenig aufschlussreiche Deutung. Sie als Luzifer, den aufrührerischen Engel des "Herrn" zu sehen, oder gar als "Symbol für Betrug", scheint mir da wesentlich interessanter zu sein. Diesen Luzifer, den verstoßenden Engel aus "Gottes" Himmelreich, als das personifizierte "Böse" und "Schlechte" zu betrachten, ist aber falsch (s. auch Kapitel über Henoch).
Von einer hinterhältigen Schlange, und sei sie auch von Luzifer, der sich einst gegen "Gott" auflehnte und den Himmel verlassen musste (lateinisch = "Lichtbringer", was eher gegen böse Absichten steht), "besessen" gewesen zu, davon kann demnach keine Rede sein. Apokryphen wissen im übrigen davon zu berichten, dass Satan in der Schlange "wohnte" und mit ihr "durch die Luft" flog (Scha. 4,5). Etwa eine Art von Fahrzeug, mit dem Luzifer umherreiste, und von dem aus er zu Eva sprach!? Auch Abraham sah im Himmel (AA. 23,5) eine Schlange mit "Flügeln", "Beinen" und "Armen", die in Eden gewesen sein soll (s. IV.7).
Die "Schlange" (belassen wir es bei diesem Wort) war ein gut unterrichtetes Geschöpf und bestens über die Pläne des "Höchsten" informiert. Schließlich sprach sie Eva auf "Gottes" Verbot an, kannte also folgerichtig seine Worte.
In Hebräisch steht für Schlange "nahasch", welches aus dem Sumerischen ("nhsch"= "herausfinden"/"entziffern") abgeleitet worden sein soll. Und dies "nahasch" (Mertens, S. 58: "nachásch") bedeutet in etwa soviel wie: "der, der entziffern/herausfinden kann". Somit bestätigt auch der ursprüngliche Ausdruck, dass die Schlange ein gut informierter, jedoch vom Himmel ausgeschlossener Engel war. Etwas anderes sei noch erwähnt: Nehmen wir für jeden hebräischen Buchstaben von "nachásch" einen fortlaufenden Zahlenwert (s. hierzu VI.5) erhalten wir 358. Diese 358 ergeben sich aber auch, wenn wir dasselbe System auf das ähnlich klingende Wort "maschiách" anwenden. "Maschiásch" bedeutet "Messias"...!
Eva wurde von dieser Schlange keineswegs hinterhältig belogen. Sie offenbarte ihr die Wahrheit, denn "mitnichten werdet ihr des Todes sterben" (oder so ähnlich). Nur ein Griff in den Baum, nur eine Frucht des Guten und Bösen, und Eva und ihr Mann werden wie "Götter" sein. Kein Wunder, dass diesen Aussagen der Schlange niemand widerstehen konnte. Adam wurde vom "Herrn" gesagt, er werde sterben, sobald er sich an den Früchten vergreifen würde. Dies war eine Lüge, denn Adam und Eva lebten noch viele Jahre nach ihrer Schandtat, bis sie starben.
Sie starben aber doch? Ja, denn für die Unsterblichkeit gab es einen zweiten Baum in Eden. Erst wenn der Mensch von diesem nahm, würde er unsterblich werden. Der Mensch war - so wie auch die Bibel in Gen. 3,19 berichtet - von Anfang an sterblich. Aber Adam wurde der Zugang zu diesem Gewächs, dem Baum des Lebens, durch die "Cherube und das ständig zuckende Flammenschwert" (Gen. 3,24) versperrt. Nur durch diesen Baum konnte der Mensch die ersehnte Unsterblichkeit erlangen, die "Gott" ihnen nicht gönnte:
"Und der Herr sprach: Siehe, Adam ist geworden wie einer von uns, erkennend das Gute und Böse; dass er nur nicht seine Hand ausstrecke und vom Baum des Lebens nimmt und isst und ewig lebe!" (Gen. 3,22)
Der Mensch ist geworden wie "einer von uns", klagte der "Herr"; genau gesagt die Elohim, die "Götterwesen"! Aber genau dieses hatte die Schlange Eva auch prophezeit: "sie werden sein wie Götter" ... und wurden es! Bevor der Mensch durch seine Sünde den Garten Eden verlassen musste, geschah noch einiges im Zusammenhang mit dem menschlichen "Fall", das an dieser Stelle natürlich nicht übergangen werden soll:
"Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab davon auch ihrem Manne, der bei ihr war, und er aß. Nun gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie sich Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze." (Gen. 3,6-7)
Der Mensch hat die Erkenntnis der himmlischen Wesen erlangt. Adam und Eva wurden sich bewusst, dass sie splitternackt waren und fertigten sich deshalb Schurze aus Feigenblättern, um ihr Geschlecht zu verbergen. Hier könnte man fragen, woher das erste Menschenpaar wusste, wie man derartige Kleidung fertigt, denn bekanntlich waren beide nackt, "aber sie schämten sich nicht voreinander" (Gen. 2,25). Kleidung war für sie überhaupt kein vorstellbarer Begriff. Auch könnte man vermuten, dass die zwei von einem "Feigenbaum" aßen, da sie auch seine Blätter als Schurze nutzten, nachdem sie gegessen hatten. Diese Vermutung ist aber völlig belanglos, da weder ein Apfelbaum noch irgendein anderer Baum als reales "Tatobjekt" in Eden betrachtet werden kann und darf. Bäume wurden sehr häufig in den unterschiedlichsten Kulturen als Metapher der verschiedenartigsten Eigenschaften und Vorgänge benutzt.
Interessant ist meiner Meinung nach die mythische Assoziation der vergangenen Völker des Nahen Ostens und anderswo zwischen Baum, der weiblichen Erde (= Mutter Erde) - somit auch der Frau -, und der biologischen Fruchtbarkeit! Da - siehe nächstes Thema - auch im Zusammenhang mit dem Sündenfall durchaus eine symbolische Fruchtbarkeitsdarstellung herausgelesen werden kann, sollten wir diese Auslegung, wie sie die Theologin Dr. Edeltraut Staimer in ihrem Buch erläutert, im Hinterkopf behalten. So wie verschiedene Bäume mit der (weiblichen) Fruchtbarkeit assoziiert wurden (Abb. 3), wurde aber auch die Schlange als ein derartiges Symbol verstanden.
|
Abbildung 3: Darstellung der "Mutter Erde" |
Der Glaube an einen "Baum" als Symbol für große Fruchtbarkeit zeigte sich in der Vergangenheit zum Beispiel bei nordamerikanischen Indianern, deren Frauen ihre Kinder unter Bäumen entbanden. Auch skandinavische Völker meinten, dadurch, dass eine werdende Mutter einen Schutzbaum umschlang, sie eine leichtere Niederkunft haben würde. So, wie ein großer Baum seine Kraft aus dem Schoße der Mutter Erde erhält, versuchten derartige Bräuche möglicherweise diese Attribute auch auf die werdenden Mütter zu übertragen. Das lateinische Wort für "Mutter", "mater", bedeutet sogar "Baumstumpf" oder "Wurzelstock" (Lurker, Symbole, S. 164).
Zurück zum biblischen Geschehen: Die zwei "Sünder" waren irritiert, sie hatten "Gottes" Verbot eindeutig missachtet und fürchteten seine Strafe. Kaum anders, als erwartet, erschien nun "Gott" persönlich in Eden, um nach seinen Menschen zu sehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste der "allwissende Schöpfer" noch nichts von Adams und Evas böse Verschulden:
"Und sie hörten