Götter der Sterne. Lars A. Fischinger
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Hier geschah etwas Sonderbares: "Gott" bemühte sich höchstpersönlich nach Eden, kann aber nirgends seine Geschöpfe finden. Er wusste nicht, wo sich Adam und seine Frau aufhielten! Als Adam ihn dann aufklärte, dass er sich verstecken würde, da er sich seiner Nacktheit bewusst ist, wurde der "Herr" stutzig. Er fragte ihn, woher er sein Wissen habe, ob er möglicherweise den verbotenen Baum angetastet habe. "Gott" selber scheint über die vorangegangenen Geschehnisse mit der "Schlange" tatsächlich nicht unterrichtet gewesen zu sein! Sollen wir diese "Unwissenheit" dem wirklichen, multi- und interdimensionalen Schöpfer des Universums zusprechen!?
Die Genesis schweigt sich weitestgehend aus, wie und unter welchen Umständen der "Herr" sich in Eden zeigte. Es ist dem Alten Testament lediglich zu entnehmen, dass er irgendwie durch den Garten "fuhr".
Weit aufschlussreicher sind da die sogenannten "apokryphen Bücher der Bibel". Diese Schriften sind nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen worden, obwohl sie in der Vergangenheit als ebenso "heilig" angesehen wurden wie die heutigen, immer noch umstrittenen Bibeltexte (vergl. VII.1). Alles in allem wurden zum Beispiel von rund achtzig Evangelien nur vier in das Neue Testament genommen.
In der Schrift "Apokalypse des Mose" oder "Moseapokalypse" (entspricht "AM.") findet sich ein interessanter und erstaunlicher Hinweis, wie der "Herr" in das Paradies reiste:
"Als wir (Der Texter legte Eva diese Worte in den Mund, L.A.F.) den Erzengel trompeten hörten, da dachten wir: Gott kommt ins Paradies, um uns (Adam und Eva, L.A.F.) zu richten; deswegen fürchteten wir uns und suchten ein Versteck. Gott aber fuhr zum Paradies in einem Cherubwagen(!); die Engel priesen ihn. Als Gott das Paradies betrat, da schlugen alle Bäume wieder aus dem Bezirke Adams, wie in meinem, und Gottes Thron ward aufgestellt beim Lebensbaum." (Apokalypse des Mose, AM. 22)
Eindeutig wird uns hier überliefert, wie "Gott" einen sonderbaren Wagen, einen Cherubwagen, zur Fortbewegung benötigte, mit dem er am Lebensbaum landet. Wir werden im weiteren Verlauf dieses Buches noch einige Male mit diesem ominösen Vehikel konfrontiert werden, mit dem "Gott" umherflog. Der Prophet Jesaja, zum Beispiel, weiß einiges über derartige Gefährte zu berichten.
Bemerkenswert an der Erzählung Evas ist auch, dass der Garten Eden offenbar in "Bezirke" unterteilt war. Adam wurde einem zugeteilt, und Eva einem anderen. Auch die der oben zitierten Beschreibung vorangegangenen Verse der Moseapokalypse weisen auf eine Unterteilung des Paradieses hin. Wurden Mann und Weib vielleicht unterschiedlich eingesetzt?
Adam offenbarte aus seinem Versteck heraus "Gott" die Wahrheit über seine Schandtat. Er weist aber energisch jede Schuld an seinem Tun von sich und schiebt sie auf sein Weib. Eva fühlt sich ebenfalls völlig unschuldig und weist ihren "Gott" darauf hin, dass die Schlange sie dazu verleitet habe. Eben typisch menschlich.
I.7 Die Vertreibung aus dem Garten der "Götter"
Die Schlange, die "entziffern" kann, wollte den Menschen keineswegs in irgendeiner Art schaden. Vielmehr war sie es, die Adam und Eva die "Augen öffnete", sie schenkte dem Menschen die Erkenntnis, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Trotzdem wird sie bis heute als listiges, teuflisches oder abtrünniges Tier angesehen. Zahlreiche andere Völker der Geschichte sahen in ihr ein "göttliches Wesen", dem große Verehrung zuteil wurde. Aufgrund der biblischen Überlieferung ist sie im Christentum nichts weiter als ein bösartiges Reptil des Satans oder sogar der Teufel in Person. Ganz zu Unrecht...
Nachdem nun Adam und Eva ihrem "Gott" erklärten, was in Eden während seiner Abwesenheit geschah, war der "Herr" äußerst ungehalten. So verfluchte er die Schlange. Bis an das Ende ihrer Tage muss sie fortan auf dem Bauch "kriechen und Staub fressen", und ihre "Nachkommen" werden auf ewig Feinde der "Nachkommen" der Frau sein (Gen. 3,14-15). Wörtlich genommen könnte man diesen Versen entnehmen, dass die Schlange erst seit ihrer Tat im Paradies über die Erde kriecht.
Das Hebräische Wort für "Nachkommen" steht hier eigentlich im Singular: "Same"/"Nachkommenschaft". Die alten Kirchväter deuteten diesen "Samen" als die Nachkommen der Menschen, die in Feindschaft mit der Schlange, dem symbolischen "Bösen", leben werden, bis Jesus Christus aus diesen Nachkommen entsteht und die Schlange zertritt (Trutwin, S. 59). Nach dieser Auslegung soll die erteilte Strafe gleichzeitig die Hoffnung symbolisieren, dass der Messias das Böse bekämpfen wird. Und dazu wird diese Überlieferung als ein "Protoevangelium" angesehen, also als ein erstes Evangelium...Wie man auf derartige Symbole kommt, ist mir schleierhaft.
Eva trägt nach üblicher Exegetenmeinung die Hauptschuld an der "Erbsünde". Nur durch ihre "labile" Psyche soll jeder Mensch, der von Adam abstammt, bis ans Ende seiner Zeit eine unauslöschliche Sünde in sich tragen. Für mich ist diese "Lehre" völliger Quatsch. Die Bibel kennt keine sogenannte Erbsünde. Wohl finden wir im Paulus-Brief an die Römer, Neues Testament (Röm. 5,12-21), den Hinweis, dass durch Adam die Sünde in die Welt gekommen sein soll, aber das war es dann auch. Lesen wir jedoch in der Genesis, stellen wir fest, dass die Sünde genaugenommen durch Eva geboren wurde. Oder noch konkreter durch die Schlange, die so oder so das Böse repräsentiert. Erst Augustinus (354 bis 430 n. Chr.) formulierte das Dogma der vererblichen Sünde, und die eigentliche Lehre wurde erst "vor kurzen" auf der fünften Sitzung des Konzils von Trient (1545 bis 1563) im Jahr 1546 amtlich ausgesprochen.
Die Interpretationen von Augustinus gingen auch noch von einer im Lateinischen falsch übersetzten Bibeltextstelle des Paulusbrief an die Römer aus (s.o.). Die hebräische Überlieferung des "Sündenfalls" kennt weder Worte wie "Sünde" oder "Sündhaftigkeit", noch den eigentlichen "Sündenfall" an sich (Fox, S. 30). Professor Robin Lane Fox, einer der herausragenden Experten für die Schriften der Bibel, dessen geschichtliche Arbeiten mehrfach preisgekrönt wurden, beschreibt diese Tatsache sehr deutlich:
"Augustinus’ Interpretation basierte auf einem Text, der fälschlicherweise lautet: ,Der Tod gelangte zu allen Menschen wegen Adam, durch den alle sündigten.’ Die Erbsünde wurde also in die Genesis hineingelesen(!) und dann infolge eines Übersetzungsfehlers mit dem Paulusbrief in Zusammenhang gebracht." (Fox. S. 30)
Trotzdem, auch wenn die erste Frau keine "Erbsünde" verursachte, sollte Eva ihre Strafe erhalten. Sie wurde zwar nicht verflucht, aber in ihrer tiefen Persönlichkeit bestraft:
"Zum Weibe sprach er: Mehr und mehr Mühsal will ich häufen auf deine Mutterschaft (Schwangerschaft); mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; nach deinem Manne soll dein Verlangen gehn, und er soll dir gebieten!" (Gen. 3,16)
Dieser Vers ist einer der vieldeutigsten, aber auch interessantesten des Alten Testamentes überhaupt. Wort für Wort gelesen könnten wir vermuten, dass Eva durch die "Erkenntnis" der Frucht von nun an imstande war, Kinder zu bekommen. Das erste Menschenpaar wurde sich ja bekanntlich nach dem Verzehr der Frucht ihrer Nacktheit erst bewusst, und die Bilder "Baum" und "Schlange" waren unbestreitbar Attribute der weiblichen Gebärkraft bzw. es lagen sogar phallische Vergleiche nahe, wie etwa in Indien steinerne Schlangenidole, die die weibliche Fruchtbarkeit fördern sollen. Aus anderen, indischen Gebieten ist auch bekannt, dass Frauen, die sich konkret ein Kind wünschten, zu einer Kobra beteten (Lurker, Symbole, S. 187).
Manfred Lurker, ein bekannter Autor und Experte für "Symbolik", bemerkt in seinem Wörterbuch zur biblischen Bildersprache (S. 218), dass die Nacktheit Adams und Evas "der Unschuld entspricht". Erst durch den Sündenfall "entstand das Schamgefühl".
Nehmen