Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038. Alexander Merow

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Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038 - Alexander Merow

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musste, denn Frank hatte ständig an irgendeiner Front gestanden und sich permanent im Konflikt mit irgendwelchen Feinden und Gegnern befunden.

      Einen ewigen Kampf hatte der oft aufbrausende Heißsporn, der andererseits so liebevoll und einfühlsam sein konnte, ausfechten wollen. Er hatte diesem endlosen Ringen sein Leben gewidmet und es schließlich dafür hergegeben.

      „Ich hätte doch wissen müssen, dass er eines Tages so endet!“, warf sie sich immer wieder unter Tränen vor.

      Betrübt räumte die hübsche Tochter des Außenministers, der selbst nach wie vor nur mit dem Kampf gegen die Weltregierung beschäftigt war, weitere Gegenstände in den Pappkarton vor sich ein. Mittlerweile wirkte die erst kürzlich eingerichtete Wohnung wieder leer und kahl. Ganz so, als wäre sie niemals hier gewesen, als hätte es das kurze Glück zwischen ihr und Frank gar nicht gegeben.

      Als sie zwischendurch innehielt und einen kurzen Blick auf sein Foto auf ihrem Handy warf, flossen ihr wieder die Tränen in die Augen und sie ließ sich auf dem Sofa nieder.

      „Glück ist nur Schein …“, hauchte sie, hielt sich schluchzend den Kopf.

      Wenn sie Pech hatte, dann würde sie eines Tages auch noch ihren eigenen Vater beweinen müssen, denn dieser konnte ebenso leicht ein Opfer der politischen Gewaltspirale werden. Julia fragte sich immer wieder, warum Frank niemals auf ihre Warnungen gehört hatte. Wieder und wieder hatte sie ihn gebeten, doch einmal die anderen kämpfen zu lassen. Aber der junge Mann hatte nicht hören wollen und seine Starrköpfigkeit war letztendlich auch seinen Untergang gewesen. Allerdings nicht nur seiner, sondern auch der ihre, wie Julia manchmal glaubte.

      „Wird es jemals wieder einen Tag geben, an dem ich lachen kann?“, flüsterte sie, sich sanft über den Bauch streichelnd.

      Seit einigen Tagen hatte sie Gewissheit. In ihr wuchs neues Leben heran. Ein Junge oder ein Mädchen wurde da zum Menschen. Doch es würde ein Mensch ohne Vater werden.

      Frank aber war nicht tot, zumindest noch nicht. Sie hatten ihn tagelang in dem dunklen Loch eingesperrt und seinen Ängsten überlassen. Heute Morgen hatten sie ihn erneut herausgeholt, in einen anderen Raum geführt und an einen metallenen Stuhl gefesselt. Dann waren sie wieder verschwunden. Mittlerweile saß der junge Mann schon seit zwei Stunden in der hässlichen Betonkammer. Fenster gab es hier nicht, nur graue Wände, den metallischen Stuhl und ihn selbst. Plötzlich hörte Kohlhaas Schritte und Stimmen. Die Tür wurde geöffnet und der glubschäugige KKG-Offizier betrat mit vier weiteren Männern den Raum.

      Einer der Kollektivisten schob ein kleines Wägelchen vor sich her, auf dem der Gefangene einige blitzende Gegenstände aus Metall erkennen konnte. Er erschrak zutiefst.

      „Bringt mir endlich einen Stuhl!“, herrschte der Offizier seine Untergebenen an und einer der Männer eilte aus dem Raum heraus, um kurz darauf mit einer Sitzgelegenheit wiederzukommen.

      Der KKG-Offizier setzte sich umgekehrt darauf, legte seine verschränkten Armen auf die Stuhllehne und grinste Frank mit eisigem Blick an.

      „Herr General, wie geht es Ihnen?“, fragte er mit zynischem Nachklang. Frank schwieg. Er drehte den Kopf zur Seite.

      „Sie sind heute nicht sehr gesprächig, wie? Dabei habe ich mir fest vorgenommen, dass wir ein wenig plaudern!“

      „Fick dich!“, zischte Kohlhaas zurück.

      „Ich soll mich ficken? Wir werden im Laufe des Tages noch herausfinden, wer hier wen fickt!“, giftete der Verhörende zurück.

      „Gut! Lassen wir jetzt diese Kindereien! Wir haben Ihren DC-Stick untersucht, General. Weiterhin gibt es in den Archiven der KVSG mittlerweile eine gut gefüllte Datenbank über Sie. Ich habe mir das alles einmal zu Gemüte geführt. Als Vertrauter von Artur Tschistokjow möchten Sie uns sicherlich einiges über die Freiheitsbewegung der Rus erzählen, nicht wahr?“

      „Wollt ihr mich sonst abknallen?“, gab Frank trotzig zurück.

      „Ja, irgendwann vielleicht schon. Aber erst nachdem wir Ihnen Schmerzen zugefügt haben, die den Tod als Erlösung erscheinen lassen. Nur um das klar zu stellen!“, erwiderte der Offizier und zog seine dunklen Froschaugen zu einem dünnen Schlitz zusammen.

      „Also, was hat Tschistokjow als nächstes vor? Welche Stärke hat seine Armee?“

      Frank lächelte gequält. „Seine Armee ist stärker als ihr glaubt!“

      Der Offizier nickte einem seiner Gehilfen zu und dieser nahm ein Skalpell von dem Wägelchen. Dann postierte er sich hinter Kohlhaas. Der Gefangene konnte seinen warmen, stinkenden Atem spüren und schluckte.

      „Gut, wie stark ist Tschistokjows Armee wirklich?“, bohrte der Verhörende nach.

      Der gefesselte General starrte auf den Boden und antwortete: „Sie ist stark!“

      Das Skalpell schnitt durch die Haut von Franks Oberarm und ein stechender Schmerz schoss ihm in den Kopf.

      „Stark?“, fragte der Offizier.

      „Leck mich!“, stöhnte der Gepeinigte und verzog sein Gesicht.

      Es herrschte kurzes Schweigen, dann stach ihm der KKG-Mann von hinten in den Oberschenkel. Frank schrie laut auf und sah einen Rinnsaal Blut auf den grauen Betonboden tropfen.

      „Geben Sie mir genaue Informationen! Wie viele Regimenter der Volksarmee sind in St. Petersburg? Wie viele Ordnertrupps? Hat Weißrussland inzwischen Panzer und Flugabwehrgeschütze?“

      „Ja!“, zischte Frank.

      Der Offizier sprang auf und wickelte sich seinen Ledergürtel um die Finger. Dann schlug er Frank mehrfach ins Gesicht.

      „Ja? Ja, was? Ich will Zahlen hören!“, brüllte er.

      Frank spuckte einen Schwall Blut auf den Boden und sagte nichts.

      „Warum schneiden wir ihm nicht ein paar Finger ab?“, fragte einer der Männer.

      „Alles zu seiner Zeit!“, erklärte der Offizier.

      So ging es noch eine Stunde lang weiter. Nach dem Verhör und Franks fortgesetztem Schweigen brachten sie den Gefangenen in einen anderen Raum im Keller des finsteren Gebäudes. Kohlhaas stöhnte vor Schmerzen und musste getragen werden. Seine Peiniger öffneten eine weitere Stahltür und stießen ihn in einen Raum voll kaltem Wasser. Dann schlossen sie die Tür zu.

      Entsetzt sah sich Frank um. Er befand sich in einem etwa 80 Zentimeter tiefen Becken, das den gesamten Raum ausfüllte. Es gab keine Möglichkeit, sich irgendwo festzuhalten oder anzulehnen. Der General stieß einen verzweifelten Schrei aus und hämmerte mit der Faust gegen die raue Betonwand. Irgendwann kauerte er sich wimmernd in eine Ecke und versuchte, nicht vor Erschöpfung unterzugehen.

      Am 06.12.2038 kehrten die ersten siegreichen Truppenverbände der GCF aus dem Iran nach Russland zurück. Sie durchquerten Turkmenistan und erreichten anschließend den Westen von Kasachstan, wo sie sich mit den neu ausgehobenen Milizen der Kollektivisten zusammenschlossen.

      Andere Verbände der internationalen Streitkräfte gingen im hohen Norden bei Murmansk an Land und besetzten den strategisch wichtigen Flottenhafen, um ihren Verbündeten mit den schwarz-roten Fahnen den Rücken frei zu halten. Die KVSG begann derweil mit dem Aufbau einer

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