Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038. Alexander Merow
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038 - Alexander Merow страница 4
Weiterhin zog die Weltregierung einige GCF-Verbände aus Nordchina ab und verlegte sie in den südsibirischen Bereich. Der Infanterie folgten Panzerverbände und kleinere Flugzeugschwadronen. In Westeuropa, Polen, Tschechien und den umliegenden Ländern wurden ebenfalls einige multinationale Divisionen für einen zukünftigen Angriff auf Weißrussland bereitgestellt.
Doch das war erst der Anfang. Immer neue Truppenaushebungen wurden von den Mächtigen angeordnet und die Medien sprachen von einem bewaffneten Konflikt in naher Zukunft, der Tschistokjows Ende bringen sollte.
Die Lage wurde innerhalb weniger Tage dramatisch und stieß den weißrussischen Präsidenten und seine Minister in tiefste Verzweiflung. Der Sieg der Rus in St. Petersburg war der endgültige Startschuss für den sich nun anbahnenden Bürgerkrieg in Russland gewesen. Hatten sich gestern noch politische Aktivisten in blutigen Straßenschlachten bekämpft, so kündigte sich jetzt eine neue Dimension der Auseinandersetzungen an: Der militärische Konflikt.
Artur Tschistokjow hatte die ganze Nacht lang wach gelegen und seine Sorgen und Ängste waren auch am nächsten Tag nicht verflogen. Im Gegenteil, sie wuchsen genau so schnell an wie Uljanins bewaffnete Trupps, die mittlerweile auch den Westteil Russlands zu überschwemmen drohten. Es hatte bereits überall kleinere Scharmützel zwischen Volksarmisten und Angehörigen der von den Kollektivisten neu ausgehobenen Verbände der schwarz-roten Armee gegeben. In den meisten Fällen waren Tschistokjows Soldaten vertrieben oder getötet worden. Noch herrschte zwar eine gewisse Ruhe vor dem Sturm, doch der Präsident Weißrusslands war sich sicher, dass der Feind bald in ungeahnter Stärke vorrücken würde.
Heute galt es, die Offiziere und Oberbefehlshaber der Volksarmee der Rus auf den kommenden Bürgerkrieg einzuschwören. Doch der Rebellenführer fühlte sich müde, schlapp und depressiv. Er hatte in den langen Stunden der letzten Nacht viel an Frank Kohlhaas denken müssen, jenen Mann, der ihm damals in Baranovichi das Leben gerettet hatte, als ihn ein Scharfschütze hatte töten wollen.
Er lächelte notdürftig, als er in den großen Konferenzsaal des Präsidentenpalastes von Minsk kam und ihn seine Getreuen umringten. Sie warteten schon gespannt auf seine Rede. Tschistokjow hingegen hätte am liebsten wieder auf dem Absatz kehrt gemacht, um dann in seine Wohnung zurück zu kehren und einfach nur noch zu schlafen. Den Jubel seiner Anhänger kaum wahrnehmend, schritt der Anführer der Rus langsamen Schrittes zum Rednerpult. Er riss sich zusammen, er hatte seine Pflicht zu erfüllen. Ein Mann wie Artur Tschistokjow hatte niemals seine Ruhe und bekam so gut wie nie eine Verschnaufpause. Es war eben so, er hatte diesen Weg gewählt.
„Meine treuen Kämpfer!
Nun ist es soweit. Der kollektivistische Block wird sich bald im großen Stil militärisch organisieren und seine Gönner und Förderer, die Logenbrüder, ihre Großbanken und die GCF, werden seine Macht weiter und weiter hochzüchten.
Über die bisherigen Vorbereitungen Uljanins kann ich noch zu wenig sagen, um das Bedrohungspotential richtig einschätzen zu können. Eines jedoch ist sicher: Der Feind ist uns in jeder Hinsicht überlegen. Der Weltverbund hat den Kollektivisten mehrere Hundert neue Simson Panzer geliefert, weiterhin Flugzeuge und zahllose Waffen, wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe. Für uns kann das nur eines heißen: Die Bevölkerung in unserem Herrschaftsbereich muss für den Krieg mobil gemacht werden. Die Weißrussen, Balten und Russen, welche Teil der Gemeinschaft der Rus sind, müssen in nie gekanntem Ausmaß zu den Waffen gerufen werden. Weißrussland muss jetzt das neue Sparta sein! Wir sind nicht viele, daher müssen wir hart wie Stein werden!“
Tosender Applaus brandete Artur Tschistokjow entgegen und seine Getreuen erschienen zuversichtlich und kampfbereit. Der Anführer der Freiheitsbewegung der Rus spürte, wie die Müdigkeit von ihm abfiel und ihm sein eiserner Wille langsam neue Kraft einflößte.
„Bevor uns Uljanin mit seinen Horden zuvorkommt, werden wir angreifen, wo es nur geht. Wir müssen den Kampfverlauf diktieren und mit gleicher Härte, Rücksichtslosigkeit und Verbissenheit zuschlagen, wie es die kollektivistischen Verbrecher tun!
Wer in Minsk, Wilna, St. Petersburg oder sonst irgendwo in unserem Herrschaftsgebiet Uljanins Propaganda verbreitet, der wird sofort erschossen! Diese geistige Seuche, erschaffen von den Feinden der freien Völker, zu ihrer letzten und schlimmsten Versklavung, muss ausgemerzt werden!
Ab heute werden neue Divisionen rekrutiert und alle Medien werden nur noch unter einem einzigen Vorzeichen ihre Berichte, Meldungen und Reportagen schreiben und senden: Unter den Vorzeichen des heraufziehenden Krieges gegen die Mörderhorden dieses Verbrechers Uljanin und seiner Hintermänner!
Ich dulde keine Drückeberger und Feiglinge in unserem Land. Jeder waffenfähige Mann muss sich darauf einstellen, dass er kämpfen muss. Allerdings will ich sein Verständnis dafür gewinnen und möchte ihn nur ungern zu seiner Pflicht zwingen müssen.
Jeder Bürger muss einsehen, jedem muss deutlich gemacht werden, dass die schwarz-rote Flut unsere Völker gnadenlos ertränken und aus dem Geschichtsbuch streichen wird, wenn wir versagen. Man soll keinesfalls glauben, dass uns Uljanin verschonen würde oder wir gar mit ihm verhandeln könnten, denn wir stehen für alles, was er und seinesgleichen abgrundtief hassen. Das Gleiche gilt für die verlogene Weltregierung, die einen unheiligen Bund mit der kollektivistischen Bewegung eingegangen ist.
Meine Offiziere und Kommandanten, füllt die Volksarmee der Rus mit neuen Soldaten auf und schmiedet sie zu einer tödlichen Waffe. Ab heute gilt es. Denkt in diesen Stunden auch an unseren geliebten Mitstreiter General Frank Kohlhaas, der uns allen immer ein leuchtender Stern der Tapferkeit am Firmament des Kampfes gewesen ist. Er und die vielen anderen dürfen nicht umsonst gefallen sein!“
Artur Tschistokjow ließ eine Gedenkminute für Frank einlegen und mehrere Hundert Rus senkten vor ihm die Köpfe. Dann setzte er die Rede fort, erläuterte seine Vorstellungen im Bezug auf die Neuaushebungen von Truppen und benannte die nächsten strategischen Ziele des Bürgerkrieges.
Alfred Bäumer, als Offizier der Warägergarde, war auch unter den Anwesenden und versank in einem tiefen Loch der Trauer, als Tschistokjow seinen besten Freund erwähnte. Er war kaum noch in der Lage, dessen weiteren Ausführungen zu lauschen und verließ den Saal bereits nach einer Stunde, um betrübt zu Svetlana zurückzukehren.
„Rede endlich, du Bastard!“, schnaubte der KKG-Offizier und trat Frank gegen das Schienbein.
„Ich weiß nichts …“, brachte Kohlhaas lediglich heraus und ließ seinen Kopf wieder nach unten sinken.
„Weißt du, was das hier ist?“, schnaubte der Aufseher vor ihm und hielt ihm eine mit langen Nägeln bestückte Holzlatte unter die Nase. Der Gefangene schwieg und wandte seinen entsetzten Blick von ihm ab.
„Als Anführer der Warägergarde musst du etwas wissen!“, schrie der Kollektivst und starrte sein an den Metallstuhl gefesseltes Opfer wütend an.
„Ich habe nur gekämpft und keine militärischen Operationen für die Rus geplant!“, erwiderte Frank mit leidender Miene.
„Schwachsinn!“, donnerte der Verhörende und hieb Kohlhaas die Nägel in den Oberschenkel.
Ein ohrenbetäubender Schmerzensschrei hallte durch den halbdunklen Raum. Dann stellte sich ein weiterer Mann hinter Franks Stuhl und kramte ein Skalpell aus der Tasche.
„Wir sollten dem Hund die Eier abschneiden, Chef!“, schlug er vor, doch der KKG-Offizer winkte mürrisch ab.
„Ja, aber nicht heute! Außerdem wollen wir ja nicht, dass der Herr General