Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038. Alexander Merow
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Mitte Februar stießen die beiden Bürgerkriegsarmeen in Orel zum ersten Mal im größeren Stil aufeinander. Die Rus hatten die Stadt, eine ihrer äußersten Stützpunkte im Osten, kaum mit einer Infanteriedivision der Volksarmee besetzt, als sie schon von einer gewaltigen Feindstreitmacht angegriffen wurden.
Etwa 10 Divisionen der schwarz-roten Armee unternahmen am 17.02.2039 einen ersten Großangriff auf Orel und verwickelten die Volksarmisten in einen verzweifelten Abwehrkampf. Wie ein aufgescheuchter Wespenschwarm fielen die kollektivistischen Scharen über den östlichen Außenbezirk her und schwemmten die Verteidiger durch ihre schiere Masse hinweg. Die Rus zogen sich in die Innenstadt zurück und verschanzten sich dort in den Häuserschluchten.
Die meisten Einwohner Orels hatten die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits in weiser Voraussicht verlassen und waren nach Westen geflüchtet.
Uljanins Soldaten konnte letztendlich trotz verbissener Gegenwehr und gewaltigen Verlusten nicht aufgehalten werden. Welle um Welle der Kollektivisten brandete gegen die befestigten Stellungen der Verteidiger und Tausende von heranstürmenden Angreifern wurden von den MG-Salven der Volksarmisten niedergemäht, doch ihre Zahl erschien endlos. Unzählige Menschenleiber warfen sich fortwährend in das wütende Abwehrfeuer der Rus und türmten sich in den verwüsteten Straßen Orels auf, doch die schwarz-rote Masse wurde nicht kleiner.
Einige von Uljanins Milizionären waren bereits mit den modernen Reaper Sturmgewehren der GCF ausgerüstet worden oder trugen Flammenwerfer, andere hatten lediglich veraltete Schusswaffen und manche trugen nicht mehr als Äxte und Eisenstangen. Doch das störte die Befehlshaber der schwarz-roten Bürgerkriegsarmee nicht. Ihre menschlichen Ressourcen waren gigantisch und deshalb auch größere Verluste zu ertragen.
Nach drei Tagen waren die Soldaten Tschistokjows fast besiegt und die wenigen, die das Gemetzel in den Straßen überstanden hatten, flüchteten in den Westteil der brennenden Stadt.
Rasende Horden, die alles und jeden in ihrem Weg abschlachteten, waren ihnen auf den Fersen. Artur Tschistokjow, der Orel als strategisch und psychologisch enorm wichtig betrachtete, beorderte daraufhin 10.000 Mann seiner mittlerweile stark vergrößerten Warägergarde zur Unterstützung der sich zurückziehenden Volksarmisten in die schon fast gefallene Stadt. Darunter war auch Alfred Bäumer, den der weißrussische Präsident zum höheren Offizier ernannt hatte. Mit einem mulmigen Gefühl machte sich der Hüne mit seinen Kameraden am 20.02.2039 auf den Weg nach Osten.
Alf stockte der Atem, als er vor sich die halb verhungerten und vollkommen verdreckten Kameraden von der Volksarmee erblickte. Diese hatten gejubelt, als sie hörten, dass die Waräger auf dem Weg nach Orel waren, um ihre Verteidigung zu unterstützen.
Jetzt bezogen Tschistokjows Elitesoldaten in den zerschossenen Häuserblocks im Süden der Stadt Stellung, während ihnen einige Panzer und Geschütze folgten. Es sah allerdings keinesfalls gut aus, denn der Gegner hatte sich bereits nahe der Innenstadt verbarrikadiert und wartete ebenfalls auf Verstärkungen aus Zentralrussland, um Orel in einem letzten Großangriff vollständig zu erobern.
Bäumer, der mittlerweile zu einem führenden Befehlshaber der Warägergarde aufgestiegen war, tat einfach, was ihm befohlen wurde. Er wirkte jedoch still und mürrisch und es schien fast so, als ob er versuchte, seine Gedanken so gut es ging abzuschalten, um die ständige Trauer um seinen Freund Frank nicht wieder in seinen Kopf eindringen zu lassen.
Mit seinen weißrussischen Kameraden wechselte er nur die nötigsten Worte, ansonsten befolgte er lediglich die Anweisungen des Oberkommandos mit einer gewissen Lethargie.
„Wir haben ohnehin keine Chance!“, flüsterte er leise vor sich hin, nachdem er sich hinter einem schweren Maschinengewehr postiert hatte und nachdenklich über die ausgestorbene Straße vor sich spähte.
„Was, Herr Offizier?“, kam auf Russisch von der Seite.
Bäumer lächelte gequält, winkte ab, schüttelte nur den Kopf. Dann starrte er auf den Boden und gab ein lautes Seufzen von sich.
Es dauerte noch zwei unruhige Tage, bis die Kollektivisten ihren Sturmangriff unternahmen. Eingeleitet wurde er von einem massiven Artillerieschlag auf die Stellungen der Rus, dann rückten die schwarz-roten Scharen vor und überrannten die Soldaten Tschistokjows ohne größere Mühe. Gegen ihre zahlenmäßige Stärke konnten selbst die tapferen Waräger nichts ausrichten und bevor noch mehr junge Männer in einem aussichtslosen Kampf geopfert wurden, gab das weißrussische Oberkommando letztendlich den Befehl zur Räumung der Stadt. Orel war gefallen und die Freiheitsbewegung der Rus hatte damit nicht nur ein wichtiges Bollwerk verloren, sondern vor allem auch einen schweren psychologischen Schlag erlitten. Uljanin triumphierte.
Während Alf heil aus den Kämpfen um Orel nach Weißrussland zurückgekehrt war und sich trotz der Niederlage seines Lebens erfreute, war Frank mittlerweile vollkommen verzweifelt und rechnete jeden Tag mit dem Schlimmsten.
Doch es geschah nichts. Die KKG-Männer ließen sich über eine Woche lang nicht sehen und schienen offenbar das Interesse an ihm verloren zu haben. Nur einmal waren zwei betrunkene Kollektivisten mitten in der Nacht in Franks Zelle getorkelt und hatten ihn mit einem Tritt in den Magen geweckt.
„Hast du gehört, du Stück Scheiße?“, hatte ein schlaksiger KKG-Mann gelallt und höhnisch durch den Raum gerülpst.
„Was wollt ihr?“, hatte Kohlhaas gekeucht, sich den Bauch haltend.
„Orel ist von uns erobert worden, du Arsch! Hast du gehört? Deine verdammten Waräger haben sich vor unseren Truppen verpisst!“
„Lasst mich doch in Ruhe …“, war Franks knappe Antwort gewesen.
„He! Ich rede mit dir, du Hurensohn!“, hatte einer der Kollektivisten daraufhin gebrüllt und ihm mit voller Wucht gegen den Schädel getreten.
Kohlhaas, den Kopf der grauen Betonwand zugedreht, hatte sich vor Schmerzen gewunden und war beinahe ohnmächtig geworden
„Ich wusste doch, dass die Waräger Schwuchteln sind!“, hatte der Aufseher daraufhin gehöhnt und den Gefangenen vor sich auf dem Zellenboden noch weiter verspottet.
Der General war hingegen bemüht gewesen, den zwei angetrunkenen Männern keine Beachtung zu schenken und nicht auf ihre Provokationen zu antworten.
„Scheißhaufen sind deine Leute! Genau wie du, Herr Rus-Offizier!“, hatten sie weiter gestichelt. Frank war still geblieben und hatte lediglich das zerbeulte Gesicht mit den Händen abgeschirmt.
„Wir werden euch alle vernichten! Merk dir das, du dreckiges Rus-Schwein!“
Nach weiteren Tritten und Schlägen waren die beiden schließlich wieder abgezogen und laut grölend aus der Zelle hinausgeschwankt. Kohlhaas hatte ihr hämisches Gezeter noch eine Weile auf dem Gang gehört, dann waren sie verstummt.
„Es war alles umsonst. Ich habe vergeblich gelebt!“, schoss es ihm jetzt durch seinen schmerzenden Schädel.
Frank kroch in die hinterste Ecke der Zelle und rollte sich wieder in seine schmutzige, graue Wolldecke ein. Der General versuchte zu schlafen, doch Schmerzen und Sorgen hielten ihn bis in die frühen Morgenstunden wach.
„Das war erst der Anfang! Die Berichte unserer Soldaten aus Orel sind wenig erbaulich. Und ich bin auch ganz ehrlich, derzeit sehe ich