Mutter werden – Mutter sein. Alisa Kersch
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Es handelt sich hierbei um eine sehr sinnvolle Bewusstseinsbildung, um das Ungeborene frühzeitig zu schützen. Ich habe nach Bekanntwerden meiner Schwangerschaft keinen Tropfen Alkohol getrunken, da ich durch mein Studium in diesem Punkt gut informiert war. Wissenschaftlich ist bewiesen, dass der Konsum von Alkohol während der Schwangerschaft zu angeborenen, irreparablen körperlichen und geistigen Schädigungen führen kann. Folge kann das FAS (Fetale Alkohol Syndrom) sein. Es beinhaltet Beeinträchtigungen wie Intelligenzminderung, Verhaltens-, Lern- und Schlafstörungen. Das große Problem an Alkohol bei schwangeren Frauen ist, dass dieser ungefiltert direkt durch die Plazenta in den Blut- und Nahrungskreislauf des Kindes aufgenommen wird. Das Ungeborene bekommt so – über die Nabelschnur – denselben Alkoholspiegel wie die Mutter. Aber nicht nur Alkohol schädigt das ungeborene Kind, sondern auch der Konsum anderer Genussmittel wie beispielsweise Zigaretten oder übermäßig Kaffee.
Es ist in etlichen Studien bewiesen, dass Rauchen während der Schwangerschaft das Risiko von Wachstumsstörungen und/oder einer Störung der Gehirnentwicklung des Kindes erhöht. Durch das Nikotin wird die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr eingedämmt. Das Ungeborene bekommt also in der Gebärmutter zu wenig Luft und Nahrung. Die Babys von Raucherinnen sind bei der Geburt daher meistens von Größe und Gewicht unter der Norm. Weiters ist durch diesen Mangel und die Vergiftung während der Schwangerschaft die Gehirnentwicklung beeinträchtigt. Auch hier werden, analog zum Alkohol, die konsumierten Schadstoffe direkt durch die Plazenta zum Fötus transportiert.
Rauchen hat nicht nur Auswirkungen auf das ungeborene Kind. In diversen Studien konnte festgestellt werden, dass rauchende Paare schwerer ein Baby zeugen können. Auch steigt das Allergierisiko bei Kleinkindern und es treten vermehrt Erkrankungen der Atemwege auf. Neugeborene von rauchenden Eltern sind weiters öfter vom plötzlichen Kindstod betroffen.
Leider kommt es auch vor, dass Babys bereits im Bauch zu Drogenabhängigen werden und in den ersten Tagen nach der Geburt einen Entzug durchmachen müssen. Zu diesen Fällen gibt es noch wenig Fachliteratur und die Statistiken sind nicht präzise und aussagekräftig. Man kann aber sagen, dass illegale Suchtmittel sich ähnlich auf die Entwicklung des Fötus auswirken wie Alkohol oder Rauchen. Auch eine höhere Fehlgeburten- und Missbildungsrate ist anzunehmen. Die Kinder sind meist körperlich und geistig im Wachstum verlangsamt.
Da ich weder Drogen, Alkohol noch Zigaretten während der Schwangerschaft konsumiert habe, ging ich von einer normalen Entwicklung des befruchteten Eis aus. Doch dass es sich bei allen Statistiken nur um Wahrscheinlichkeiten handelt und man nicht vor Abweichungen der Norm geschützt ist, musste ich während der kommenden zehn Schwangerschaftsmonate selbst bitter erfahren. Nur weil man sich an alle Vorgaben hält, heißt das noch lange nicht, dass man vor Schwierigkeiten und Komplikationen gefeit ist.
Alternative Perspektiven
Thomas und ich haben uns eigentlich nicht über Alternativen unterhalten. Zwar war es ein Thema, nicht fruchtbar zu sein, aber so ganz haben wir das doch nicht von uns erwartet. Und da ich prompt schwanger wurde, gab es für uns auch keinen Anlass, nach anderen Perspektiven Ausschau zu halten.
Ich kenne jedoch sehr viele Paare, die keine Kinder bekommen können und ich habe bei diesen Familien unterschiedliche Coping-Strategien gesehen, um mit dieser schwierigen Situation umzugehen.
Sehr oft verlaufen sich die Partner in ihre Arbeit, denn welche Zukunftsperspektive hat man, wenn man keine eigenen Kinder bekommen kann? Viele Paare sehen nicht über den Tellerrand hinaus oder sind zu sehr gekränkt und mit ihrem Privatleben im Unreinen, um sich nach Alternativen umzusehen. Unzufriedene Menschen und gescheiterte Ehen sind die Folge. Auch führen manche Partner den Karrieretrip sehr schnell voran und versuchen so die bleibende Lücke im Leben anderwärtig zu schließen.
Neben diesem sehr typischen Verhalten habe ich auch Paare erlebt, die nicht aufgeben, um eine Familie zu gründen. Auch wenn es aussichtslos ist, eigene Kinder zu bekommen, ist der Wunsch dermaßen ausgeprägt, dass beispielsweise an Adoption gedacht wird. Die österreichische Gesetzeslage gibt in diesen Fällen vor, wer ein Kind überhaupt adoptieren darf. Adoptiveltern müssen ein Mindestalter erreicht haben – Männer dürfen nicht jünger als 30 Jahre alt sein, Frauen müssen ein Alter von 28 Jahren erreicht haben. Weiters muss das Adoptivkind zu den Adoptiveltern einen Mindestaltersunterschied von 18 Jahren aufweisen – Ausnahmen gibt es hier jedoch. Gesetzlich dürfen neben Ehepartnern auch Paare, die in Partnerschaft leben, Kinder adoptieren, wobei hier nur ein Partner das Recht zur Adoption hat. Grundsätzlich haben auch Alleinstehende diese Möglichkeit. Ausschlaggebend sind die Rahmenbedingen, die dem Adoptivkind zur Verfügung gestellt werden. Besonderes Augenmerk wird auf die persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Faktoren der möglichen Adoptivpersonen gelegt. Da in Österreich die Nachfrage höher ist als das vorhandene Angebot, bleibt vielen kinderlosen Paaren so der Wunsch verwehrt, ein nationales Kind zu bekommen. Die einzige Möglichkeit ist, auf eine internationale Adoption zurückzugreifen. Hierbei sind zu den österreichischen Richtlinien noch zusätzlich international unterschiedliche Vorgaben je nach Land zu erfüllen. Neben den bürokratischen Wegen muss auch mit hohen Kosten bei einer internationalen Adoption gerechnet werden.
Ich persönlich kenne sogar Paare, die eine Adoption erfolgreich geschafft haben, aber diese Adoptiveltern haben alle internationale Kinder adoptiert, da es national aussichtslos erschien. Für diese Kinder ist es erfreulich, wenn sie ein gutes Zuhause bekommen und geliebt werden. Auch für die Eltern ist es ein Segen, den Kampf mit der Bürokratie gewonnen zu haben und endlich ein Kind sein Eigenes nennen zu dürfen – auch wenn es beispielsweise eine andere Haut- und Haarfarbe hat. Dieser Faktor birgt leider in manchen gesellschaftlichen Situationen noch viele Konflikte und Schwierigkeiten, jedoch ist man sich dieser Problematik von Anfang an bewusst und nimmt sie bei dieser Art von Adoption in Kauf.
Viele Paare oder alleinstehende Personen, die weder ein leibliches Kind bekommen können noch national oder international eine Adoption wollen oder schaffen, sehen als weitere Alternative ein Pflegekind an. Während man bei einer Adoption rechtlich die Eltern des Kindes wird, behalten bei Pflegekindern die leiblichen Eltern die meisten Rechte. Es wird lediglich die Pflege des Kindes abgetreten – entweder auf bestimmte oder unbestimmte Zeit. Auf alle Fälle muss man als Pflegevater oder Pflegemutter damit rechnen, dass das Kind wieder bei den leiblichen Eltern eingegliedert wird. Es handelt sich daher um „Elternschaft auf Zeit“. Die Voraussetzungen, um ein Kind in Pflege aufnehmen zu können, sind weniger strikt als bei einer Adoption. Zwar wird der Wunsch nach einer eigenen Familie früher und wahrscheinlich einfacher erfüllt, doch man muss sich der Konsequenz bewusst sein. Das Kind, welches man lieb gewonnen hat, kann man jederzeit verlieren, damit es in die Herkunftsfamilie wieder zurückkehren kann. Diesen Part stelle ich mir als Pflegeelternteil sehr schwierig vor. Du nimmst ein Kind auf, beginnst es zu lieben und für es da zu sein und dann zerplatzt auf einmal der Traum deiner eigenen Familie wie eine Seifenblase – bei manchen früher, bei anderen später.
Ich kenne mittlerweile zwei Pflegefamilien, die ein Kind aufgenommen haben. In diesen Fällen handelt es sich um eine alleinerziehende Pflegemutter und um ein in Partnerschaft lebendes Paar. Bei beiden Kindern war ich schockiert, in welchen schlechten Rahmenbedingungen diese leben mussten und wie furchtbar es offensichtlich vielen Kindern geht. Es ist ein Glück, dass es dieses Pflegesystem für solche kleinen Menschen gibt und diese die Möglichkeit für ein relativ „normales“ Leben erhalten und Chancen nutzen können, die ihnen sonst verwehrt geblieben wären. Doch bewundere ich Pflegefamilien, wie sie es schaffen,