Wenn alle Stricke reißen. Beate Vera
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Читать онлайн книгу Wenn alle Stricke reißen - Beate Vera страница 13
Sie hatte sich umgezogen und trug nun eine weite Freizeithose, darüber ein schwarzes Wickelkleid. Mit einem Seufzer ließ sie sich auf ihr Sofa fallen und griff nach dem Glas Rotwein. Sie nahm einen Schluck und beugte sich vor, um das Glas wieder auf den kleinen Tisch vor dem Sofa zu stellen. Dabei gewährte sie Glander einen freien Blick auf ihren dunkelroten Spitzen-BH. »Was ist denn mit Tara passiert?«
»Das wissen wir noch nicht genau. Sie ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen.«
Lemke nahm einen tiefen Zug aus seiner Bierflasche, und Anneke Gruhner langte erneut nach dem Glas auf dem Couchtisch. »Ist Tara etwa entführt worden?« Sie gab sich selbst die Antwort. »Was für eine dumme Frage! Die Bertholds haben eine Menge Geld. Man glaubt ja nicht, dass man selbst einmal mit so etwas in Berührung kommt, mit einer Entführung, meine ich, in der unmittelbaren Nachbarschaft.«
Glander ließ das unkommentiert. »Frau Gruhner, Herr Lemke, wo waren Sie gestern Abend zwischen neun Uhr und Mitternacht?«
Gerd Lemke trank erneut von seinem Bier. Die Gruhner zog einen Flunsch, antwortete aber zuerst. »Das ist einfach, Herr Glander, ich war bis kurz vor Mitternacht alleine im Büro. Wir haben am Montag eine große Vertriebsveranstaltung, und die Präsentationsunterlagen mussten noch fertiggestellt werden. Für so etwas brauche ich Ruhe, und die habe ich nur am Abend, wenn die Kollegen im Feierabend sind. Oder am Wochenende. Ich komme gerade auch aus dem Büro.«
Glander sah Gerd Lemke an, der noch einen Schluck von seinem Bier nahm, bevor er antwortete. »Ich war zu Hause, Herr Glander, und habe Deutscharbeiten des dritten Semesters korrigiert. Später bin ich auf bessere Lektüre umgestiegen und habe begonnen, die Memoiren unseres Kanzlers der Einheit zu lesen. Ich erwäge, diese im Geschichtsunterricht einzusetzen.«
Also hatte der Lehrer kein Alibi, und auch das der Sekretärin stand auf wackligen Beinen. Glander wandte sich erneut Gerd Lemke zu. »Herr Lemke, können Sie mir etwas über Tara Berthold erzählen? Was ist sie für eine Schülerin? Hat sie Feinde oder Neider an der Schule?«
Lemke überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Tara hat keine Feinde, nein, sie ist sehr beliebt, auch weil sie so bescheiden ist. Ihr Vater ist ziemlich wohlhabend, ihre Mutter kommt aus sehr einfachen Verhältnissen. Tara hat einmal einen Aufsatz über ihre Familie geschrieben, in der achten Klasse war das, glaube ich. Ihre Mutter ist Philippina und hatte es wohl nicht immer leicht, bis sie Professor Berthold kennenlernte. Jedenfalls ist Tara ein bodenständiges Mädchen, wenig affektiert für ihr Alter.« Er hielt inne, obwohl es schien, als wolle er noch mehr sagen.
Anneke Gruhner warf ein: »Tara ist eine ganz Liebe, Herr Glander. Wenn ich verreise, kümmert sie sich um meine Pflanzen. Manchmal bittet sie mich um Hilfe am PC. Sie ist sehr verlässlich, viel zu ernst vielleicht für ein Mädchen ihres Alters. Haben Sie schon mit Louise Schneider gesprochen? Das ist Taras beste Freundin, sie wohnt …«
»… unten im Souterrain. Ja, ich habe schon mit ihr geredet.«
Das Gespräch wurde zu Glanders Enttäuschung nicht ergiebiger. Tara war offenbar ein freundliches, intelligentes Mädchen, das alle mochten. Er legte den beiden Nachbarn eindringlich nahe, nicht über Taras Verschwinden zu sprechen, und verabschiedete sich um kurz vor 22 Uhr von ihnen. Auf dem Weg die Treppe hinunter nahm er sich vor, am nächsten Morgen noch einmal bei Gerd Lemke vorbeizuschauen. Er interessierte sich für dessen Wohnung, denn eine schnell erdachte Lüge erkannte Glander sofort als solche. All die Jahre bei der Kripo mussten ja für etwas gut gewesen sein.
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