Die Schuhleiche. Michael Schlinck

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Die Schuhleiche - Michael Schlinck

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in Stahlbeton quält, aus unserem Arbeitsraum. „Gut, lass uns abhauen“, schreit Lara gegen den Lärm an. Fluchtartig wie beim Feueralarm stürzen wir gemeinsam die Treppe nach unten.

      Im Erdgeschoss angekommen, bitte ich den Leiter der Schutzpolizei um ein Notquartier, der uns seiner Aussage nach aber nur die Ausnüchterungszelle anbieten kann. Ein schwarzer Montag, wie er im Buche steht.

      „Bleib ganz ruhig, Dieter, ich mach das.“ Das ist wohl Laras Auftritt. Ich bin wirklich verblüfft, wie einfach so etwas gehen kann. Nur auf die Frage hin, ob er das wirklich ernst meine, und weil er sich wohl vorstellen kann, wie unangenehm es sein könnte, bei meiner Lieblingskollegin in Ungnade zu fallen, räumt er sein Büro und lädt uns auf unbegrenzte Zeit ein, seine Gäste zu sein.

      Kaum habe ich Platz genommen, klingelt mein Handy. Noch während ich mich melde, reiße ich mein Mobiltelefon auf die komplette Armlänge von meinem Ohr weg. Was ich zu hören bekomme, muss wohl das Geräusch eines Presslufthammers sein. Ganz dünn ist auch Timos Stimme zu erkennen. Auf die komplette Armdistanz schreie ich: „Unten im Leiterbüro der Schutzpolizei“, und drücke sofort wieder auf den roten Knopf. Belustigt lächelt Lara zu mir herüber.

      Da meine Laune inzwischen ihren Tiefpunkt erreicht hat, lasse ich mich wortlos an dem mir fremden Besprechungstisch nieder und versuche mit geschlossenen Augen, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.

      „Was ist denn da oben los?“ Mit diesen Worten reißt mich Timo aus meinen Gedanken, in denen ich noch nicht mal begonnen habe, meine To-do-Liste zusammenzustellen.

      „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, lieber Kollege.“ In meiner Stimme liegt jetzt der unfreundlichste Unterton, den ich zu bieten habe.

      „Entschuldigt, ihr beiden. Ich wünsche euch auch einen guten Morgen! Ich bin nur etwas aus der Spur geraten, als ich das Chaos in unserem Büro gesehen hab!“

      „Ach das“, kann ich ihn beruhigen. „Das ist in einer Stunde Vergangenheit. Wir bekommen nur unseren Anschluss fürs High-Speed-Internet.“

      „In einer Stunde?“ Warum klingt Timo so aufgeregt? „Das kann ich kaum glauben. Der nette Arbeiter stemmt gerade die halbe Wand auf, da er, wie er sagt, nur ein klein wenig eine elektrische Leitung angebohrt hat.“

      Ich hab nun ernste Atembeschwerden. Da hab ich nun in meiner neu gegründeten Abteilung den ersten Fall und werde meiner Arbeitsräume beraubt. Kurz überlege ich, dem freundlichen Herrn einen Besuch abzustatten, verwerfe aber die Idee gleich wieder, um ihm die Möglichkeit zu gewähren, seinen Affront schnell aus der Welt zu schaffen.

      So ein Morgen wirft mich total aus dem Konzept. Jetzt ist es längst überfällig, mal was Produktives zu tun! „Timo, wie beginnst du den Arbeitstag?“, versuche ich den ersten meiner Mitarbeiter in die richtigen Bahnen zu lenken.

      „Sag was, Dieter. Ach, jetzt hätte ich fast vergessen, dich darüber zu informieren, dass der Wachmann auf dem Flur wartet, um seine Aussage zu Protokoll zu bringen.“

      „Gut – das könntest du auch gleich übernehmen, Timo.“ Somit ist der Erste beschäftigt. „Auch der Lagerleiter sollte noch erscheinen, dessen Protokoll könntest du dann auch zu Papier bringen. Ich erwarte von den beiden keine neuen Erkenntnisse, aber bohre sicherheitshalber noch mal nach, ob ihnen noch was auf- oder eingefallen ist.“

      Nun wende ich mich an meine Kollegin: „Laura, melde du uns bitte bei der Spedition an. Dann fahren wir beide nach Godramstein und versuchen herauszufinden, wie die Leiche in die Kiste auf der Palette kam.“

      „Schau mal da“, meldet sich Timo, der damit beschäftigt ist, einen Computer auf das Protokoll vorzubereiten.

      „Was hast du denn? Haben die Kollegen der Schutzpolizei den Bundesinnenminister als Hintergrundbild auf ihrem Bildschirm?“, versuche ich einen Witz zu machen.

      „Nee, aber ich sehe, dass die Kollegen in Annweiler heute Früh schon eine Vermisstenanzeige aufgenommen haben.“

      Jetzt ist meine Neugier geweckt. Schon stehe ich hinter Timo und überfliege die Anzeige, die er auf dem Bildschirm hat. Peter Wagner, männlich, 52 Jahre, römisch-katholisch, verheiratet, ohne Kinder, im Ruhestand, Ortsvorstand von Annweiler-Gräfenhausen, steht in der Kurzbeschreibung.

      „Das könnte unser Mann sein“, meine ich. Das Alter würde ja passen.

      Lara, die gerade ein Telefonat beendet hat, kommt auch zu uns zum Monitor. „Die Geschäftsführer der Spedition Bock können uns leider erst nach 10 : 00 Uhr empfangen, da sie noch auf einem Außerhaustermin sind“, informiert sie uns.

      „Kein Problem“, sag ich. „Wir fahren trotzdem gleich los und schauen in der Annweilerer Inspektion vorbei. Mit etwas Glück können wir dort unsere Leiche identifizieren.“

      Ich schnappe mir meine Jacke und Lara, wie soll es auch anders sein, kontrolliert das Magazin ihrer Dienstwaffe. Eigentlich ist in unserem Job das Tragen einer Waffe und einer geschossabweisenden Weste Vorschrift. Aber ich mag das Zeug nicht mit mir herumtragen. Zudem ist meine Waffe oben in Schrank eingeschlossen und da will ich wirklich jetzt nicht mehr hochlaufen.

      Im Hof fällt mir erst jetzt der alte, verbeulte Kombi mit der Aufschrift „Willi Schnutz Hausmeisterei aller Art“ auf. Und just in dem Moment schüttet ein mir bekannter Arbeiter zwei Eimer Bauschutt, die sicher aus meinem Büro stammen, in den offenen Kofferraum.

      „Isch des alles aus meim Büro (Mag es den Tatsachen entsprechen, dass der Inhalt der beiden Eimer bisher Bestandteile meiner Arbeitsstätte waren)?“, rede ich ihn an.

      „Hä??? (Entschuldigen Sie, Ihre Ansprache hat mich dermaßen überrascht, dass ich den Inhalt Ihrer Frage gar nicht wahrgenommen habe)“, entgegnet er.

      „Kumm loss (Ich bin leider etwas unter Zeitdruck. Deshalb werde ich mich später nach den Fortschritten Ihrer Arbeit erkundigen)!“

      Ohne weitere Konversation wende ich mich ab und gehe zu meinem Dienstwagen.

      Um diese Zeit ist es ein Leichtes, Landau zu verlassen. Reinzukommen ist deutlich schwerer, da der ganze Berufsverkehr in Richtung Innenstadt rollt.

      Wir haben von der Wache aus innerhalb von fünf Minuten die B10 erreicht und stellen weitere zehn Minuten später den Mini in Annweiler vor der dortigen Wache ab.

      Am Infoschalter beim Eingang sitzt Karlheinz Müller. Mit ihm war ich früher, als ich noch als Schutzpolizist eingesetzt war, regelmäßig auf Streife. Unzählige Nachtdienste haben wir zusammen verbracht. Mit unseren gemeinsamen Erlebnissen könnten wir Bücher füllen.

      „Servus, Kalle, wie geht es dir?“, begrüße ich meinen Kollegen aus alten Tagen.

      „Ach nee, der Didi. Was treibt dich denn zu uns in die Provinz?“, lacht er mich an.

      „Dienstlich, Kalle. Dienstlich. Wir haben gestern in Hauenstein eine männliche Leiche gefunden. Jetzt hab ich heute Morgen gesehen, dass ihr eine männliche Person vermisst. Wenn ich eins und eins zusammenzähle, könnte das doch zusammenpassen.“

      „Kommt erst einmal rein“, sagt Karlheinz und drückt auf den Türöffner. Nachdem wir die Eingangstür passiert haben, trennt uns nur noch ein hoher Tresen von ihm.

      „Nur

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