Die Schuhleiche. Michael Schlinck

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Die Schuhleiche - Michael Schlinck

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bekommen hast, dass unsere Leiche voraussichtlich identifiziert ist. Du, Dieter, das mit dem Handy tut mir leid. Die Spur hätten Timo und ich als Erstes prüfen sollen. Ich hoffe, dass du deshalb keinen Ärger bekommst.“

      „Papperlapapp. Ich bin euer Chef und hab somit die Verantwortung. Ich hab das verbockt und werde notfalls auch die Konsequenzen tragen. Aber bis dahin wollen wir mit guter Arbeit glänzen!“

      Lara legt den Arm um mich und drückt mich. Eine Geste, die mich sehr freut, obwohl das Halfter ihrer Dienstwaffe mir dabei heftig in die Rippen kneift.

      „Was hältst du von den ganzen Infos?“, will ich von ihr wissen.

      „Gut, den Solarpaneelen-Jung sollten wir mal durchleuchten. Der scheint ja ein Motiv zu haben“, ist ihr erster Tipp.

      „Das ist richtig. Aber auch etwas dünn. Anschauen werden wir ihn auf jeden Fall“, ist meine Meinung. „Und weiter?“

      „Das Liebesleben des Opfers könnte uns auf eine Spur bringen.“ Ihr Tipp Nummer zwei.

      „Sehr gut! Eine eifersüchtige Geliebte oder sogar ein gehörnter Ehemann hätten auch ein gutes Motiv. Nur scheint keine seiner Konkubinen bekannt zu sein, sonst hätte es Karlheinz sicher erwähnt“, gebe ich zu Protokoll und schaue meine Kollegin fragend an.

      Sie zuckt mit den Schultern. „Sonst fällt mir nichts ein.“

      Mir fällt da schon noch was ein, das ich überprüfen will, aber ich spreche es nicht aus. Ich will ja nicht einen ehemaligen Kollegen in die Pfanne hauen.

      Inzwischen sind wir längst wieder auf der B10, dieses Mal in Richtung Landau, und nehmen dann die Abfahrt Godramstein. Übrigens dieselbe Abfahrt, die ich auch nehmen würde, um in die Wache zu kommen.

      Die Spedition Bock liegt sehr verkehrsgünstig zwischen der B10 und Godramstein und ist somit auch nur einen Steinwurf von der A65 entfernt.

      Auf der straßenzugewandten Seite gibt es eine Laderampe, die sich am ganzen Gebäude entlangzieht. Auf der Rampe sind Tore, die von 1 bis 24 durchnummeriert sind. Bei der Anzahl der Tore werde ich unweigerlich an die Adventszeit erinnert. Hinter jedem Tor könnte man eine schöne Überraschung verstecken.

      Ich entscheide mich, rechts an der Halle vorbeizufahren. Für mich als Autofan eine gute Entscheidung. Etwas versteckt in einer Nische des Gebäudes steht ein McLaren F1. Eine ultraflache Flunder mit einem Zwölfzylindermotor von BMW, der 627 Pferdestärken auf die Kurbelwelle stemmt. Aber das Schönste an dem Auto ist die Sitzposition. Der McLaren ist als Dreisitzer ausgelegt, wobei der Fahrer in der Mitte des Fahrzeuges sitzt und die beiden Mitfahrer rechts und links etwas nach hinten versetzt Platz nehmen können.

      „Ich dachte, dass die Speditionen alle am Rande des Ruins sind. Und dann stehen bei denen trotz hoher Spritpreise und Mautgebühren solche Autos herum.“

      Ist Lara etwa neidisch? Mir ist das eigentlich egal. Ich parke meinen Mini direkt neben dem F1 und zücke gleich nach dem Aussteigen mein Handy und mache ein paar Bilder. Das schönste davon schicke ich gleich an Gusti mit dem Text: „Endlich ist mein Neuer da. Mini geht in Zahlung.“

      „Sie wünschen bitte?“, lautet die knappe Begrüßung der Dame, die an einem Schalter im Eingangsbereich sitzt.

      Wir stellen uns kurz vor und teilen ihr mit, dass wir telefonisch bei der Geschäftsleitung angemeldet seien. Nachdem sie kurz telefoniert hat, bittet sie uns herein und äußert den Wunsch, ihr zu folgen. Nur zwei Türen sind jeweils rechts und links zu sehen. Geradeaus ist dann wieder eine große Stahltür, wie ich sie schon vom Lager der Firma Schuhqualität kenne.

      Wir nehmen keine der Türen, sondern beginnen Treppen zu steigen. Zwei Etagen höher sagt die Dame, dass Herr Bock uns in seinem Büro erwarte, und weist uns zur rechten Tür.

      In einem großzügigen Raum, der edel und stilvoll eingerichtet ist, sitzt hinter einem Schreibtisch ein älterer Herr in Arbeitskleidung. „Nehmen Sie doch Platz. Mein Sohn wird auch gleich da sein“, sagt er freundlich. „Ich bin übrigens Joseph Bock. Ich habe die Firma vor inzwischen 38 Jahren gegründet, aber habe sie schon vor Jahren an meinen Sohn übertragen. Was soll ich sagen, wir waren damals eben ein anderer Schlag Menschen. Ich hab mich immer hinter dem Lenkrad am wohlsten gefühlt und so ist es auch heute noch. Mein Sohn, der hat Wirtschaft und Logistik studiert. Der hat das Zeug, um die großen Fische an Land zu ziehen.“

      Na, der ist ja redselig. Hoffentlich gibt sein Sohn auch so bereitwillig Auskunft. Gleich werden wir es erfahren, denn er kommt gerade zur Tür herein. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er mit einem Maßanzug bekleidet, solariumgebräunt und mit einer Goldkette am Hals und einer teuren Uhr am Handgelenk geschmückt.

      „Ach, die Herren, nein, entschuldigen Sie, der Herr und die Dame Polizist. Was können wir für Sie tun? Ich dachte, dass alles von unserem Einbruch schon aufgenommen ist.“

      Mich nimmt der Gigolo gar nicht wahr, er hat nur Augen für Lara. Ich sollte sie künftig doch besser auf der Wache lassen.

      „Das ist richtig“, mache ich auf mich aufmerksam, „wir ermitteln in einer anderen Sache, die in Zusammenhang mit dem Einbruch bei Ihnen stehen könnte.“

      „Da bin ich mal gespannt – womit kann ich dienen, junge Frau?“, und dabei zeigt er auch noch sein schönstes Zahnpastalächeln.

      Mich übergeht der Typ doch total. Gleich lass ich ihn verhaften! Ach was. Da stehe ich doch darüber. Soll sich eben Lara mit dem Affen beschäftigen.

      „Da Sie es offensichtlich bevorzugen, mit meiner Kollegin zu sprechen, würde ich vorschlagen, dass ich mir von Ihrem Vater den Tatort zeigen lasse.“ Ich will hier raus, bevor ich die Beherrschung verliere.

      „Eine hervorragende Idee! Und schließen Sie doch bitte die Tür, wenn Sie rausgehen.“ Wahrscheinlich wird er nun gleich Champagner, Rosen und einen Geiger kommen lassen.

      Joseph Bock und ich laufen die Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Zuvorkommend hält mir der ältere Herr die große Stahltür zum Lager auf. Wie kann eine so nette Person nur einen so überheblichen Sohn haben?

      Der erste Blick ins Lager überwältigt mich. Wenn das Lager der Firma Schuhqualität schon riesig war – ist das hier gigantisch! Die Regale wirken noch höher als die in Hauenstein und die Halle ist auch nicht kleiner.

      „Dies ist der gesicherte Bereich. Hier lagert Ware, die einen hohen Wert darstellt. Sie können sich vorstellen, dass hier alles videoüberwacht und alarmgesichert ist. Hier drin bewegt sich keine Maus, ohne dass wir es wissen“, erklärt Herr Bock.

      Schnellen Schrittes geht er weiter und wir kommen an eine weitere Stahltür. Dahinter gibt es noch einmal so eine riesige Halle. Von außen gesehen ist die Firma ja schon imposant, aber hier drin wirkt alles noch mal viel größer.

      „Das ist jetzt der ungesicherte Bereich. Hier lagert alles, das keinen hohen Wert darstellt, eben Dinge wie Streusalz, Mineralwasser oder Blumenerde.“ Der Mann ist der geborene Fremdenführer.

      „Auch Schuhe?“, will ich wissen.

      „Kommt darauf an. Prinzipiell entscheidet der Kunde, wo seine Ware lagert. Hier ist es eben deutlich günstiger, etwas zu lagern. So kommt es auch vor, dass auf dieser Seite mal Fernsehgeräte und drüben Kaffeefilter liegen.“

      Wir

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