Fleischbrücke. Gerd Hans Schmidt

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Fleischbrücke - Gerd Hans Schmidt

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hatten mit unseren Einladungen nicht gespart. Sogar unseren Chef, Dr. Ruschka, hatten wir zur Hochzeit gebeten. Natürlich auch alle Kolleginnen und Kollegen vom Kommissariat. Harald, Cem und allen voran natürlich unseren Herbert, der es sich nicht nehmen ließ, Ilse zum Standesamt zu führen.

      Viele Verwandte haben wir nicht und im Grunde genommen sind die Kollegen so eine Art Familie. Meine Schwester aus Hamburg konnte bedauerlicherweise nicht kommen, weil ihre Tochter die Masern bekommen hatte. Alles in allem sind wir eine Hochzeitsgesellschaft mit 36 Personen.

      Es ist gegen 16 Uhr und die meisten unserer Gäste sitzen mit uns vor dem Lokal auf den Stühlen, die dort am Bürgersteig aufgestellt sind. Es weht kaum ein kühlendes Lüftchen und das alkoholfreie Weißbier wird von den meisten Gästen bevorzugt bestellt.

      Herbert sitzt bei uns an dem kleinen runden Holztisch und legt gerade ein gefaltetes Bierfilz unter ein Stuhlbein, weil der Tisch ständig wackelt.

      »Na, ihr zwaa, wie wor etz des mit die Kinnerli, des hot der Standesmoo fei schön g’sacht!«

      »Mein bester Herbert, da lass mal noch viel Wasser die Pegnitz hinunterlaufen. Das Thema war bei uns noch nicht auf der Tagesordnung. Richtig Ilse, meine Ehefrau?«

      »Genau so ist das, Herbert. Und überhaupt, wer sollte dann auf dich aufpassen, wenn ich zu Hause bleiben müsste?«

      »Da hat die Frau Merkel aber vollständig recht, Herr Wagner. Erstens könnte ich eine solch gute Kommissarin gar nicht ersetzen und das mit dem Aufpassen, also wenn ich mir das genau überlege, da hat sie auch nicht unrecht. Wer außer Frau Merkel könnte Sie in den Griff bekommen!« Dr. Ruschka lacht in die Runde und alle anderen amüsieren sich köstlich. Er fährt mit seiner Rede fort.

      »Aber bevor ich das vergesse, Frau Merkel, ich habe da noch ein weiteres kleines Hochzeitsgeschenk – außer dem, das ich auf den Tisch da drinnen gelegt habe. Da Sie sich gegen eine gleich anschließende Hochzeitsreise entschieden haben, sind Sie ja beide am Montag wieder im Büro. Da liegen dann zwei kleine Umschläge für Sie, aber ich verrate den Inhalt jetzt schon in unserer kleinen Runde. Frau Merkel, es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie mit sofortiger Wirkung die Amtsbezeichnung Oberkommissarin tragen dürfen!«

      Ein lauter Applaus folgt von den Kollegen. Ilse sieht mich zufrieden an, aber ich bemerke, dass sie schon viel zu lange auf diesen Moment gewartet hatte.

      »Aber das ist noch nicht alles. Herr Schmitt, ab sofort sind sie Erster Hauptkommissar und leiten hier in Nürnberg die neue Abteilung für Sonderermittlungen der Mordkommission.«

      Ein anerkennendes Raunen geht durch die Runde und die Kollegen klatschen freudig, aber vor allem ehrlich, was in Beamtenkreisen nicht immer der Fall ist.

      »Also die Beförderung der Kollegin Ilse Merkel war schon überfällig, da hat mein lieber Vorgänger geschlafen.«

      Jetzt blickt meine Frau zufrieden in die Runde.

      »Das mit dem Ersten Hauptkommissar allerdings war jetzt nicht so leicht durchzusetzen, vor allem weil beim letzten Fall die Politik etwas an Ansehen verloren hat und von oben ständig gegen die Beförderung gearbeitet wurde. Aber die Leistungen des Kollegen Wolff Schmitt haben letztlich doch den Ausschlag gegeben. Und natürlich mein gewichtiges Wort!«

      »Und iich, iich geh widder leer aus«, Herbert ist fast schon zu bemitleiden.

      »Na, dann warten wir mal den Montag ab, Herr Wagner. So lange hat das noch Zeit.«

      Herbert ist mit seinen 59 Jahren immer noch Oberkommissar. Der Vorgänger von Dr. Ruschka hatte ihn nie richtig akzeptiert. Sicher, Herberts Art sich zu benehmen und auszudrücken ist gewöhnungsbedürftig. Aber ein Vorgesetzter sollte auch Menschenkenntnis haben. Herbert arbeitet unkonventionell, aber er ist verlässlich und loyal. Alle Kollegen schätzen das. Und wer macht schon keine Fehler.

      Im Kommissariat ist sehr viel Ruhe eingekehrt, seit Dr. Ruschka vor etwa zwei Jahren als Kriminaldirektor nach Nürnberg kam. Das war auch der Grund, warum Ilse unbedingt von der Wirtschaftsabteilung zur Mordkommission wechseln wollte.

      Wir werden in das Lokal gebeten, das Essen steht bereit. Ilse und ich hatten uns lange überlegt, was wir unseren Gästen servieren lassen wollten. Wir hatten auch die eine oder den anderen nach der Meinung gefragt. Die Antworten waren stets die gleichen. Wir seien hier mitten in Franken und wenn die Hochzeit in unserer Stammkneipe gefeiert wird, dann soll deftige fränkische Küche auf den Tisch.

      Am Nachmittag gleich nach der Trauung haben unsere Gäste »Drei im Weggla« auf die Hand genossen, um dem Hunger bis zum Abend keine Chance zu geben. Und zum Abendessen gibt es heute einen kleinen Vorspeisenteller mit Carpaccio vom einheimischen Weiderind, dann eine klassische fränkische Hochzeitssuppe mit kleinen Leberknödeln und Pfannkuchenstreifen. Die gedünstete Bachforelle mit Meerrettichdip und kleinen Salzkartoffeln mundet unseren Gästen ausgezeichnet. Der Fleischgang besteht aus einem ofenfrischen Schäuferla mit einer gnadenlos guten, knusprig gebackenen Kruste und einer richtig nach Hausfrauenart einreduzierten Soße. Natürlich fehlen die Klöß’ und das Sauerkraut nicht. Die Nachspeise mit Schokoladenmousse, Bayerisch Creme und einem Bällchen Vanilleeis rundet das Menü perfekt ab. Die meisten unserer Gäste lassen sich zu den Hauptgängen ein frisch gezapftes fränkisches Bier schmecken. Zum Nachtisch haben wir einen ausgezeichneten Sekt aus dem Würzburger Raum bestellt.

      Ich setze mich zu Harald und Cem an den anderen Tisch. Ilses Mutter musste jeden Gang des Menüs mehr oder weniger kritisieren und darauf hinweisen, wie man das hätte besser machen können. Dabei hat sie ihr Leben lang nichts gekocht.

      »Das ist aber ein Aufstieg, Wolff. Erster Hauptkommissar, in deinem Alter«, Harald meint das anerkennend und aufrichtig.

      »Ja, das war heute eine echte Überraschung, das hätte ich ganz und gar nicht erwartet. Der Chef hat mich gerade noch einmal zur Seite genommen. Ich habe freie Hand, wie ich mein Team zusammenstelle. Und da muss ich gar nicht lange überlegen. Ihr zwei seid doch dabei, oder?«

      »Da kannst du dich aber darauf verlassen, dass wir uns eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen. Richtig, Cem?«

      »Aber hoppla. Da sind wir auf jeden Fall dabei, Wolff!«

      »Das freut mich sehr, Kollegen. Ihr könnt euch natürlich denken, wer noch mitspielen wird.«

      »Logisch, die alte Truppe mit Ilse und Herbert.«

      »Richtig. Behaltet es bitte für euch, aber der Herbert wird am Montag zum Hauptkommissar befördert, endlich. Eigentlich zehn Jahre zu spät, aber besser als gar nicht.«

      »Er hat es verdient, der alte Knochen.«

      »Leute, wenn schon mal die Euphorie ausgebrochen ist, dann sollten wir das nutzen. Da gibt es doch so eine junge Kollegin bei der Sitte, so eine Dunkelhaarige mit Zopf, wie heißt die noch mal?«

      »Du meinst vielleicht diese Hannah de Fries?«

      »Ja, genau. Da habe ich nur Gutes gehört. Was meint ihr, soll ich mich für einen Wechsel von ihr in unsere neue Abteilung stark machen?«

      »Auf jeden Fall. Wir hätten schon bei der Scheiß Politiksache Verstärkung gebraucht.«

      »Und die sieht richtig gut aus!«

      »Cem, sie soll ermitteln. Lass da mal deine Finger weg, auch wenn dir das schwer fallen sollte.«

      Es

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