I L.I.K.E. my job. Reinhard Lindner

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vergessen Nachhaltigkeit sind nur ein kleiner Auszug aus dem breiten Wertekatalog, mit dem sich Unternehmen schmücken. Am Jahresende hingegen stehen die Betriebsergebnisse im Vordergrund: Was oder wie viel haben wir erreicht, lautet die Frage, aber nicht, wie haben wir es erreicht. Das ist nur allzu verständlich, denn es geht um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens, um den Fortbestand, oftmals ums Überleben. Dies beinhaltet nicht zuletzt die Sicherung der Arbeitsplätze und damit verbunden Tausende von Existenzen von Kollegen und deren Familien. Der Unternehmenszweck ist es, Gewinne zu erwirtschaften (ausgenommen NGOs). Menschlichkeit und hohe ethische Wertvorstellungen haben in der Vergangenheit den Unternehmensgewinn meist gedrückt. Muss auch in Zukunft Aufrichtigkeit und eine werteorientierte, ökologische Unternehmensstrategie auf Kosten des Profits gehen – oder hat dieser Gedanke endlich ausgedient?

      Ich bin fest davon überzeugt, dass das Thema Werte in sämtlichen Unternehmen und damit auch in der Gesellschaft sehr rasch eine neue Dimension an Bedeutung gewinnen wird. Was sind Gründe dafür? Um diese Frage zu beantworten, muss ich weiter ausholen und einen Blick in die Vergangenheit werfen.

      Vor mehr als 200 Jahren wurde die Dampfmaschine erfunden. Muskelkraft wurde zunehmend von Maschinen ersetzt. Für die damaligen Menschen war das ein einschneidendes Ereignis mit tiefgreifenden Folgen. Plötzlich gab es etwas, das schneller und gleichzeitig billiger arbeitete als der Mensch. Noch dazu konnte man eine Maschine, wenn sie kaputt war, ohne Gewissensbisse problemlos austauschen. Damals machten sich die Menschen Sorgen um ihre Daseinsberechtigung. – Wenn eine Maschine effizienter und kostengünstiger arbeiten konnte und darüber hinaus keine besonderen Ansprüche stellte, wozu würde die menschliche Arbeitskraft dann noch in diesem Umfang benötigt? Das machte den Menschen Angst. Diese Angst wurde aber bald aufgelöst von der Erkenntnis, dass Maschinen nicht denken können und der Mensch mit seiner Intelligenz dazu benötigt wird, die Maschinen zu bedienen und sie weiterzuentwickeln.

      Dieses Modell hat knapp 200 Jahre gut funktioniert, und jetzt stehen wir vor der nächsten großen Revolution. Wir sind heute an dem Punkt angelangt, wo Maschinen denken, und zwar in einer Qualität, die atemberaubend ist. Die künstliche Intelligenz macht Fortschritte in einer Geschwindigkeit, die viele Menschen überfordert. In Japan gab es kürzlich ein Ereignis, das für die gesamte asiatische Welt eine neue Ära einläutete. Das Brettspiel „Go“ ist dort sehr populär, es ist vergleichbar mit Schach, nur ist es wesentlich komplexer. Erstmals in der Geschichte war es gelungen, dass ein Computer den amtierenden Go-Weltmeister geschlagen hatte. Als der besiegte Weltmeister dann von einem Reporter interviewt wurde, was er zum Spiel zu sagen habe, erklärte er, dass er nicht nur das Spiel verloren habe: Der Computer habe während des gesamten Spiels seine Spielzüge analysiert und mittels Algorithmen seine nächsten Züge errechnet. So gesehen wurde er nicht besiegt, sondern vernichtet. Er hatte nicht einmal den Funken einer Chance, gegen diesen Computer zu gewinnen, weil der Computer, je länger das Spiel dauerte, immer besser wurde, sich quasi selbst weiterentwickelte. Dies ist der Punkt, wo sich künstliche Intelligenz verselbstständigt.

      Wenn also Maschinen unsere Muskelkraft ersetzen und Computer unser Denken übernehmen, wo bleibt dann der Mensch? Welchen Platz wird der Mensch künftig einnehmen? Dies sind ernstzunehmende Fragen, mit denen sich alle Branchen und sozialen Schichten beschäftigen müssen und die vielen Menschen schlaflose Nächte bereiten. Diesen Themen lässt sich folgendermaßen begegnen: Was Maschinen nicht können und auch die höchstentwickelte IT nicht vermag, ist, Gefühle zu vermitteln. In erster Linie Vertrauen und Wertschätzung und im weiteren Sinne natürlich auch Liebe. Hier sind wir beim Thema Werte angelangt. Gerade aus diesem Grund, da die Technisierung so immens voranschreitet, werden Werte mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Werte intelligent und nachvollziehbar in die Geschäftsmodelle der Unternehmen zu implementieren, ist der Schlüssel für künftigen nachhaltigen Erfolg. Werte dem Kunden spürbar zu machen und daraus einen echten Mehrwert abzuleiten, das ist die hohe Kunst, um die Gunst der Kunden für sich zu gewinnen.

      Gelebte Werte in Unternehmen, gepaart mit wirtschaftlichem Erfolg, ist genau das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen. Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, sagte in diesem Zusammenhang: „Es bedarf hier der sogenannten säkularen Ethik.“ Der Begriff wurde bereits vor 3.000 Jahren in Indien entwickelt und verweist auf den Stellenwert von Respekt. Respekt vor allen Religionen, aber auch Respekt vor Ungläubigen. Religionen haben viel Potenzial, um Werte zu vermitteln. Doch mit Religion allein erreichen wir nicht die ganze Welt und vor allem nicht die Führungsetagen systemrelevanter Unternehmen. Also benötigen wir etwas, das allgemein verbindet: die säkulare Ethik. Sie beruht auf der Tatsache, dass der Mensch aus Körper und Geist besteht. In der Erziehung, Bildung und Unternehmensführung muss dies künftig mehr denn je berücksichtigt werden. Die mentale Ebene entwickelt sich durch Werte. Unser Bildungswesen ist sehr materialistisch orientiert, jedoch kann nur unser Geist zwischen Recht und Unrecht unterscheiden, die Materie kann es nicht.

      Für den Dalai Lama ist Gelassenheit ein entscheidender Wert, insbesondere wenn man erfolgreich sein möchte oder Aufgaben zu erledigen hat, die einen fordern. So betont er in seiner Rede in der Wiener Stadthalle im Juni 2012: „Ich habe eine innere Ruhe, wenn ich vor Tausenden von Leuten spreche, obwohl mein Englisch sehr gebrochen ist und ich kein großer Redner bin. Der Grund dafür ist, weil mir bewusst ist, dass ich nicht mehr und nicht weniger als einer von dieser Gruppe meiner Zuhörer bin, jemand Gleichwertiger, und wir sind alle hier, um Erfahrungen auszutauschen. Und wenn mir jemand eine Frage stellt, die ich nicht weiß, dann sage ich: Ich weiß es nicht. So einfach ist das.

      Damit bin ich ehrlich, und Ehrlichkeit gibt Selbstvertrauen.“ Auf die Frage, was der wichtigste Wert im täglichen Leben sei, gibt uns das geistliche Oberhaupt von Tibet zur Antwort: „Als Ungläubiger: Ehrlichkeit – vertrauensvoll und offen wie ein Vogel zu sein, stärkt das Selbstvertrauen. Sie ermutigt dazu, anderen zu dienen und zu helfen, dies führt zu einem glücklichen Leben und einem entspannten Geist. Als Gläubiger: Tiefer gehen in dem, was man glaubt, und entschlossen sein in dem, was man tut. Erkunden, was hat Substanz und was hat Qualität.“

      „Alles, was zählt, ist Intuition.“ [Albert Einstein]

      Das renommierte Bildungs- und Forschungszentrum Harvard Business School zählt in einer kürzlich veröffentlichten Studie Meditation und Intuition zu den beiden wichtigsten Kompetenzen von Führungskräften. Meditation und Intuition, also relativ weichen Faktoren, eine so hohe Bedeutung für künftigen Unternehmenserfolg zuzuschreiben, überrascht vielleicht doch den einen oder anderen Leser. In einer von Zahlen und Fakten getriebenen Welt, die teilweise immer noch stark von Quartalsergebnissen dominiert ist, rücken plötzlich Soft Skills in den Mittelpunkt. Meditation und Intuition, fast ist man geneigt, sie dem Bereich der Esoterik zuzuordnen, rücken also ins Zentrum der Kompetenzen eines Leaders. Was sind die Gründe dafür und wie ist das Studienergebnis der Harvard Business School zu interpretieren?

      Warum die Intuition in der Führungskompetenz einen so hohen Stellenwert einnimmt, scheint eher nachvollziehbar zu sein als bei der Meditation. „Google“ wirft nach der Eingabe „Intuition“ mehr als 31 Millionen Ergebnisse aus. Der Begriff hat seinen Ursprung im lateinischen „intueor“, was so viel bedeutet wie „hineinsehen“ oder „erkennen“. Die Wissenschaft sagt, man sollte Intuition nicht definieren, es sei ein offener Begriff. „Mit Logik kann man Beweise führen, aber keine neuen Erkenntnisse gewinnen, dazu gehört Intuition“, wusste bereits der französische Physiker und Mathematiker Henri Poincaré.

      Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, ist die Intuition nicht die Antwort, sondern vielmehr das Finden einer Frage, und die Frage ist dann die antizipierte Antwort. So gesehen beginnt für die Wissenschaft jetzt erst die harte Arbeit. Nun gilt es, das Gesagte zu bestätigen oder noch besser: zu beweisen. Ab diesem Zeitpunkt sprechen wir nicht mehr von Intuition. Letztlich ist jeder kreative Wissenschaftler, auch wenn er noch so rational geprägt ist, auf seine Intuition angewiesen. Viele glauben, sie könnten nur mit dem Verstand etwas entwickeln, aber leider führt dies zu keinem befriedigenden Ergebnis. Im Max-Planck-Institut für

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