I L.I.K.E. my job. Reinhard Lindner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу I L.I.K.E. my job - Reinhard Lindner страница 5

I L.I.K.E. my job - Reinhard Lindner

Скачать книгу

hat bestätigt, dass viele Entscheidungen unbewusst getroffen werden. Das heißt, man weiß, was man möchte, aber nicht, warum es so ist oder was in der Wirtschaft künftig von durchschlagender Bedeutung sein wird.

      Götz Werner, der Gründer des Drogeriemarkt-Riesen DM, antwortete auf die Frage, wozu wir die Intuition brauchen, Folgendes: „Sie ist die Voraussetzung, dass man im richtigen Moment das Richtige tut.“

      Wenn nun die Intuition in allen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft, im Gesellschaftsleben und nicht zuletzt in der Kunst eine so entscheidende Rolle spielt, drängt sich die Frage auf: Warum haben wir uns so stark von der Ratio lenken lassen und die Intuition zurückgestellt? Eine plausible Antwort liefert uns der Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther: „Wir kommen aus dem Maschinenzeitalter, und eine Maschine, an der wir gearbeitet haben, die hat funktioniert, mit oder ohne unsere Gefühle, also müssen auch wir funktionieren, und Gefühle spielen dabei keine Rolle. Daraus resultiert eine große Gefahr für die Menschheit, denn Menschen, die wie Maschinen funktionieren, haben kein Gewissen und sind häufig bereit, alles zu tun.“

      Intuition bedeutet also, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun, ohne zu wissen, warum. Die Entscheidung war goldrichtig, sie ist einfach passiert. Wenn ich an mein persönliches Leben zurückdenke, habe ich viele Entscheidungen aus einer Intuition heraus getroffen. Und dort, wo das „Bauchgefühl“ richtig stark war, war die Entscheidung im Nachhinein betrachtet auch meist richtig. Wenn also ein Leader die Kompetenz entwickelt, intuitiv richtig zu entscheiden, und damit sein Unternehmen zum Erfolg bringt, ist dies zweifelsohne eine wertvolle Fähigkeit.

      Warum legt aber die Harvard Business School genauso viel Wert auf die Meditation? Welchen Mehrwert liefert das Meditieren für einen Entscheider? Bewahrheitet sich hier der Spruch: „In der Ruhe liegt die Kraft?“

      Meine Interpretation der Studie der Harvard Business School ist Folgende: Die Epoche, in der wir jetzt leben, ist unglaublich dynamisch und schnelllebig. Produktzyklen verkürzen sich zusehends. Die Zeit, die wir haben, um uns neuen Errungenschaften anzupassen, wird immer kürzer. Prognosen für die Zukunft sind sehr vage, und kaum jemand traut sich, längerfristig zu planen, weil sich die Parameter, von denen man in der Planung ausgeht, ständig verändern. Der Mainstream fordert von der Gesellschaft, hier mitzuhalten, ansonsten wird man schnell an den Rand gedrängt. Dies alles erfordert sehr viel Energie und löst in vielen von uns Stress aus. Wie also sollten Führungskräfte mit diesen Herausforderungen umgehen? Wie können sie unter diesen Bedingungen einen kühlen Kopf bewahren, den Überblick behalten und dennoch die richtigen Entscheidungen treffen?

      Um der Hektik und Dynamik entgegenzuwirken, braucht es etwas, das entschleunigt, Kraft und Ruhe spendet. Hier kommt die Meditation zum Tragen. Meditation im Sinne der Studie der Harvard Business School heißt aber nicht, stundenlang ins Leere, ins Nichts zu meditieren und nach der Erleuchtung zu suchen, so wie vielleicht ein buddhistischer Mönch es beabsichtigt, sondern über die Meditation diesen so wichtigen Ausgleich zu finden. In der Zen-Lehre bedeutet Meditation: dem Moment Qualität geben. Im Tao spricht man davon, die Unmittelbarkeit des Augenblicks zu erleben. Folgendes Beispiel veranschaulicht das Wesen von Tao: Leute sitzen in einem Bus und fotografieren ganz aufgeregt eine wunderschöne Landschaft. Ein Fahrgast bleibt sitzen und fotografiert nicht. Er wird gefragt, warum er denn nicht fotografieren möchte. Worauf der Gast antwortet, er schaue sich die Landschaft gleich hier und jetzt an und genieße den Augenblick. Die Masse der Menschen fotografiert lieber und geht dabei an der Schönheit des Augenblicks vorbei.

      Meditation heißt, dem Moment die volle Aufmerksamkeit zu schenken. In das Hier und das Jetzt gänzlich einzutauchen, mit maximaler Präsenz. Wenn es Ihnen beispielsweise gelingt, Ihren Espresso so zu trinken, dass Sie sich voll und ganz auf das Trinken oder noch besser das Genießen des Kaffees konzentrieren, ohne dass Sie ein Gedanke aus der Vergangenheit oder der Zukunft ablenkt oder belastet, meditieren Sie bereits. Fünf Minuten gedanklich beim Kaffee zu bleiben, wie er riecht, wie er schmeckt, was er bewirkt, wenn Sie ihn Schluck für Schluck genießen, vielleicht sogar schätzen und dafür dankbar sind, und Sie dürfen sich bereits als Meister der Meditation bezeichnen. Wenn Sie es schaffen, mit Ihrem Kind oder Enkelkind 15 Minuten zu spielen und dabei in die Welt des Kindes eintauchen, ihm Ihre ganze Aufmerksamkeit schenken, ohne dass Sie ein anderer Gedanke beschäftigt, meditieren Sie im Sinne von Zen bereits auf einem sehr hohen Niveau. Sie werden feststellen, es ist nicht so einfach, den Fokus auf eine Sache zu legen, in ein Thema ganz tief einzutauchen und maximale Präsenz zu zeigen. Während eines Mitarbeitergesprächs als Führungskraft Ihrem Gegenüber das Gefühl zu geben, diese Zeit widmen Sie voll und ganz Ihrem Mitarbeiter, ist pure Wertschätzung. So bekommt das Gespräch Qualität und es entsteht Vertrauen. Wenn Mitarbeiter ihrer Führungskraft vertrauen (und natürlich auch umgekehrt), trägt dies wesentlich zu einer guten Unternehmenskultur bei. Bringen Sie diese Fähigkeit der Präsenz auf die nächste Ebene, also von einem Einzelgespräch in ein Teammeeting oder in einen Strategieworkshop, wird der Hebel nochmals um einiges größer und Sie sind effektiv. Insofern ist es absolut berechtigt und nachvollziehbar, dass Intuition und Meditation so erfolgsentscheidende Fähigkeiten von Führungskräften sein werden und es in der Gegenwart bereits sind.

       Meditation schafft Resilienz

      „Er sagt – und ist stolz darauf – er geht in

       seinen Pflichten auf. Bald aber, und nicht ganz so munter,

       geht er in seinen Pflichten unter.“ [Eugen Roth]

      Resilienz ist im letzten Jahrzehnt zu einem der stärksten Kaufmotive geworden. Was macht uns stärker, stresssicherer, widerstandsfähiger, also resilienter? Der Wohlstand unserer Gesellschaft hat ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht. Pro erwachsenem Familienmitglied ein Auto, pro Zimmer ein Flat-Screen und pro Quartal ein Urlaub, zumindest ein Kurzurlaub oder ein Städtetrip, wenn auch nur zum Einkaufen, prägen unseren Lebensstil. Es geht uns also so gut wie noch nie. Und dennoch nimmt die Zahl der psychisch Erkrankten ständig zu. Burnout ist zur Volkskrankheit Nummer 1 geworden.

      Mit 308,3 Arbeitsunfähigkeitstagen je 1.000 Mitglieder entfielen laut Statista Deutschland im Jahr 2018 die meisten Burnout-Krankheitstage auf Führungskräfte im Verkauf. Zusammen mit Berufen im Dialogmarketing und in der Altenpflege gehören die Verkäufer zum wiederholten Male zu den „Burnout-anfälligsten“ Berufsgruppen. Der Wert liegt dabei zweieinhalb Mal höher als der Durchschnitt unter AOK-Mitgliedern. Auch die Diagnosehäufigkeit hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht: Wurde im Jahr 2005 durchschnittlich 1 Fall von Burnout je 1.000 Mitglieder diagnostiziert, waren es 2018 bereits 5,7 Fälle.

      Burnout, erstmals 1974 von dem Psychologen Herbert Freudenberger als „Zusammenbruch aufgrund von Überarbeitung oder Stress“ erwähnt, galt lange als Manager- und Workaholic-Krankheit: Es ist der große Zusammenbruch, das Feuer, das nach Jahren oder Jahrzehnten der Überarbeitung ausgeht, so zumindest wurde das Burnout-Syndrom in den Medien lange Zeit dargestellt und bekannt gemacht.

      Burnout ist in Deutschland keine eigenständige Diagnose, es wird von Ärzten unter dem Kürzel Z73 zusammengefasst. Z73 steht für „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Mittlerweile ist Burnout längst keine reine Managerkrankheit mehr, auch Berufseinsteiger leiden unter Überforderung und Stress. Sind Millennials wirklich mehr erschöpft als andere? Kann man überhaupt ausbrennen, bevor man richtig gebrannt hat?

      Anfang des Jahres löste die amerikanische Journalistin Anne Helen Petersen mit ihrem Essay „How Millennials Became the Burnout Generation“ eine Diskussion über das Burnout-Syndrom bei jungen Menschen aus. Sie beschreibt in ihrem Artikel eine Generation, die zwar ehrgeizig, perfektionistisch und beruflich erfolgreich ist, aber reihenweise an den einfachsten täglichen Aufgaben – Rechnungen bezahlen, Arzttermine ausmachen, Stiefel zum Schuster bringen und wieder abholen – scheitert. Sie nennt es „errand paralysis“, Erledigungslähmung. „Es (das Burnout) ist unser Leben“, schreibt sie in ihrem Artikel. Die Hintergrundmusik, vor der das Leben

Скачать книгу