I L.I.K.E. my job. Reinhard Lindner

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I L.I.K.E. my job - Reinhard Lindner

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Friedensnobelpreis. Gedanklich weitergesponnen, hat er sogar die ehemalige Sowjetunion (UDSSR) in die Knie gezwungen und zu Fall gebracht. Vielleicht klingt dies etwas weit hergeholt, aber wenn wir uns den Verlauf der Geschichte ansehen, kann man diesem Gedanken etwas abgewinnen. Die Aufstände in den Schiffswerften an der Ostsee und die anhaltenden Demonstrationen gegen das Regime waren so stark, dass dies auf andere Städte in Polen übergriff und letztlich einen Flächenbrand ausgelöst hat. Das Verlangen nach Freiheit und Demokratie fand immer mehr Anhänger und wurde auch vom damaligen – aus Polen stammenden – Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) stark unterstützt. 1989 wurden dann als Erstes die Grenzen in Ungarn geöffnet. Kurz darauf fiel die Berliner Mauer. Etwa zur selben Zeit kam Michail Sergejewitsch Gorbatschow an die Macht, und mit Glasnost und Perestroika begann der Zerfall der Sowjetunion. Ich hatte vor einigen Jahren die große Ehre, mit Lech Wałęsa in Danzig ein Interview zu führen. Auf die Frage, wie er als einfacher Elektriker einer Schiffswerft diesen gewaltigen Stein ins Rollen gebracht hat, gab er mir sehr bescheiden zur Antwort: „Die Zeit war reif, ich hatte ein gutes Timing. Fünf Jahre vorher hätte ich es nicht überlebt und ein paar Jahre später hätte es jemand statt mir gemacht.“ Ich bin heute noch tief beeindruckt von diesem Gespräch und von Wałęsas charismatischer Ausstrahlung.

      Ist eine jahrzehntelange Unternehmenszugehörigkeit das einzige Kriterium, welches die Loyalität von Mitarbeitern unter Beweis stellt? Dieser Frage ist das renommierte Jobportal Karrierebibel.de nachgegangen. Mit über vier Millionen Zugriffen ist es eine der größten Plattformen zum Thema Job, Karriere und Weiterbildung.

       Loyale Mitarbeiter …

      »teilen die Ziele des Unternehmens.

      »bringen sich aktiv ein, um diese zu erreichen.

      »reden nach außen nicht schlecht über ihren Arbeitgeber.

      »zeigen große Motivation.

      »vertreten ein positives Bild der Firma – auch nach außen.

      »tragen mit eigenen Ideen zur Entwicklung und Verbesserung bei.

      »sind bereit, mehr als das Nötigste zu tun.

      »teilen ihre Wechselpläne rechtzeitig mit.

      Umgekehrt gibt es aber auch ein paar Hinweise darauf, wie loyal ein Arbeitgeber zu seinen Mitarbeitern steht und wie ernst die Organisation die (langfristige) Mitarbeiterbindung nimmt.

      Loyale Unternehmer …

      »zeigen regelmäßig (!) Wertschätzung und Anerkennung für geleistete Arbeit.

      »bleiben auch bei Fehlverhalten oder Fehlleistungen fair.

      »geben ein ehrliches und konstruktives Feedback.

      »schaffen eine transparente Kommunikation und vermitteln klare Ziele.

      »erzeugen eine positive Atmosphäre auf Basis von Fairness und Vertrauen.

      »belohnen überdurchschnittliche Leistungen – auch monetär.

      »kümmern sich auch um schwächere Mitarbeiter und fördern deren Potenziale.

      »sorgen im Fall von Personalabbau für sozial gerechte Lösungen.

      Insbesondere der letzte Punkt ist ein Klassiker, an dem die (verbleibende) Belegschaft gut erkennen kann, ob ein Unternehmen in Schieflage sich auf Kosten der Mitarbeiter kuriert. Deshalb betonen Experten regelmäßig, wie wichtig eine sogenannte Trennungskultur ist.7

      Betrachten wir diese Frage aus der Sicht des Arbeitgebers an einem Beispiel, das ich in meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe. Im Zuge einer Firmenübernahme war ein Notariatsakt mit Eintragung im Firmenbuch etc. erforderlich. Der von mir beauftragte Notar erfüllte diese Aufgaben zu meiner vollsten Zufriedenheit. Jedoch bekam ich keine Rechnung für seine Leistung. Ich sagte zu meiner Buchhalterin, sie solle bei der Kanzlei nachfragen, was mit der Rechnung sei. Darauf gab sie mir zur Antwort: „Nein, da fragen wir nicht nach, vielleicht vergessen sie darauf!“ Worauf ich ihr erwiderte, sie möge doch dort anrufen, denn ich möchte für die erbrachte Leistung meine Schuld begleichen. Sie schaute mich mit großen Augen an und meinte, das habe noch kein Chef zu ihr gesagt. Wie können wir von unseren Mitarbeitern oder Lieferanten und natürlich auch Kunden Loyalität verlangen, wenn wir selbst nicht bereit sind, diese vorzuleben? Diese Buchhalterin wurde eine meiner loyalsten Mitarbeiterinnen.

      Andrerseits kann es auch immer wieder vorkommen, dass wir enttäuscht werden: In meinem Unternehmen ließ ich eine Psychologiestudentin auf Werksvertragsbasis zehn Stunden pro Woche arbeiten, weil sie den Job unbedingt haben wollte, da die Tätigkeit mit ihren Studien sehr gut vereinbar war. Während der Sommermonate hatten wir einen Monat Betriebsferien und demzufolge auch das Büro geschlossen. Ich teilte der Studentin mit, dass sie in dieser Zeit nicht zur Arbeit kommen brauche. Worauf sie nachfragte, ob sie dann auch nichts verdiene. Nachdem sie auf Werksvertragsbasis für mich arbeitete und nicht angestellt war und damit auch nicht arbeitete, hatte sie natürlich keinen Anspruch auf ein Gehalt oder Honorar. Sie betonte ihre Fixkosten, derenthalben sie auf das Geld angewiesen sei, und bat mich, doch irgendeine Tätigkeit zu finden, damit sie auch in dieser Zeit ein Einkommen hätte. Ich ließ mich erweichen und beauftragte sie mit der nicht notwendigen Überarbeitung der Datenbank. Froh über mein Entgegenkommen ersuchte sie mich überdies, statt der viermal zehn Stunden pro Woche einmal vierzig Stunden innerhalb einer Woche zu arbeiten, damit sie sich auch Urlaub nehmen könne. Dieser Bitte kam ich ebenso nach wie jener, das Honorar gleich nach dem Ableisten der vierzig Stunden zu begleichen und nicht wie üblich am Monatsende, in diesem Fall Ende August. All dies gestand ich ihr zu im Sinne einer guten Zusammenarbeit. Der September ist meist unser stärkster Umsatzmonat, also eine Zeit, in der wir die Studentin auch für das Tagesgeschäft im Unternehmen gut einsetzen konnten. Am 31 August erhielt ich eine Mail, dass sie ab September nicht mehr bei uns arbeiten möchte, da sie einen anderen Job gefunden habe, bei dem die Wegzeit etwas kürzer war. Sie können sich bestimmt vorstellen, was in diesem Moment in mir vorging. Zahlt sich Loyalität also wirklich aus? Ich behaupte immer noch, ja. Auch wenn ich in diesem Augenblick verärgert war, gelang es mir, gelassen zu bleiben. Nach dem Motto „no chicken fight“, also keine Energie verschwenden, wo es sich nicht lohnt, ignorierte ich dieses Erlebnis und konzentrierte mich auf Themen, die ich beeinflussen konnte und die mein Unternehmen vorantrieben.

      Solche Enttäuschungen sind allerdings eher Ausnahmen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass sich Menschen tendenziell loyal verhalten. Nicht zuletzt, weil Loyalität auch ein Gefühl der Sicherheit und der Zugehörigkeit gibt, und daraus wiederum resultiert Stabilität. Der Spruch: „Gemeinsam sind wir stärker“ ist keineswegs eine hohle Phrase. Es ist tatsächlich so, dass wir uns im Kollektiv stärker und auch mutiger fühlen. Persönliche Schwächen und Defizite werden im Team kompensiert, das Selbstbewusstsein steigt. Eigene Grenzen und Limits werden so leichter überwunden, Entwicklung und persönliches Wachstum vorangetrieben. Glücksforscher haben mehrfach festgestellt, dass loyale Menschen nachweislich glücklicher sind. Tun wir Dinge, zu denen wir auch stehen können, sind wir also unseren Gefühlen gegenüber loyal, werden vermehrt Endorphine freigesetzt. In umgekehrter Hinsicht ist dies noch deutlicher spürbar. Werden wir gezwungen, Dinge gegen unsere Überzeugung zu tun, setzt uns das zu. Hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, entsteht unweigerlich Frust. Manifestiert sich der Frust, werden wir krank. Loyalität ist vom Wesen her der Liebe relativ ähnlich. Sie ist bedingungslos, unabhängig und selbstlos.

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