Kampf der Welten. Adrian Plass

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Kampf der Welten - Adrian Plass

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helfen? Kannst du uns helfen, stärker und tapferer zu sein, wenn wir diese schwierigen Entscheidungen treffen müssen? Tief im Innern wissen wir ja, dass davon abhängen könnte, was für den Rest unseres Lebens aus uns wird. Danke, dass du uns zuerst liebst und an unserer Seite stehst und uns sagst, dass es okay ist, so zu sein, wie wir sind, statt schwach und nachgiebig zu sein und uns so zu verhalten, wie andere Leute offenbar denken, dass wir uns verhalten sollten. Vielen Dank, lieber Vater. Amen.

      Keine fröhlichen Gesellen?

      Wo wir gerade davon sprechen, uns in unser Zimmer zurückzuziehen und mit Gott zu reden – es ist meine feste Überzeugung, dass wir in dieser privaten, familiären Situation alles sagen können, was wir auf dem Herzen haben. Ich sage das, weil ich aus trauriger Erfahrung weiß, dass wir manchmal einfach nicht das Vertrauen aufbringen, dass Gott tatsächlich bereit sein könnte, Mülleimern wie uns zuzuhören.

      Zu glauben, dass es bei Gott für geschlagene Verlierer wie mich und unzählige andere Flüchtlinge aus dem Jammertal der Finsternis und der Probleme eine Million Neuanfänge gibt, gehört zu den Dingen, die für uns Menschen am notwendigsten und zugleich am schwersten sind. Ich schätze, eines der Probleme dabei ist, dass wir, wenn wir knietief durch irgendwelche exkrementellen Erfahrungen waten, es kaum schaffen, dem Gedanken Raum zu geben, dass ein eifriger Gärtner genau diese Exkremente vielleicht ganz anders betrachten und sie Dünger nennen würde. Ich bin kein Gärtner, aber ich habe gehört, dass man mit Dünger Dinge zum Wachsen bringen kann. Rosen zum Beispiel. Meine Lieblingsblumen.

      Die Wege Gottes sind geheimnisvoll, um nicht zu sagen äußerst merkwürdig, aber die Geschichte seines Umgangs mit leidenden, sündigen Menschen ergibt eine interessante Lektüre. Manchmal heilt er den Verstand oder den Körper oder den Geist – oder alle drei. Manchmal tut er es nicht. Woran liegt das? Ach, was könnte ich für einen unglaublichen Bestseller schreiben, wenn der Herr mir eine unwiderlegbare Antwort auf diese Frage gäbe. Ich habe dazu den einen oder anderen Gedanken, und vielleicht haben Sie auch ein paar, aber mit Sicherheit sagen kann ich in diesem Zusammenhang nur eines. Tief in meinem Herzen oder in meinem Geist oder wo auch immer man sich der Dinge am sichersten ist, bin ich davon überzeugt, dass dieser barmherzige, spielerische, hart­näckige, einfallsreiche, leidende, freundliche Gott nicht will, dass irgendjemand in einem Gefängnis der Vergangenheit festsitzt und dass er immer auf der Suche nach Wegen ist, um Freiheit möglich zu machen. Es könnte also sein, dass sich ein Versuch lohnt. Es könnte einen Versuch wert sein, mit ihm offen und ehrlich darüber zu reden, was passiert ist und was Sie nötig haben. Ja, natürlich weiß er es ohnehin schon, aber wir haben es doch alle gern, wenn die Leute, die wir lieben, mit uns reden. Und wenn bei Ihnen alles mehr oder weniger in Ordnung ist, warum halten Sie dann nicht Fürsprache für jemand anderen? Sie würden vielleicht staunen.

      Was wünschen Sie sich am meisten auf der Welt? Sagen Sie es Gott. Fällt es Ihnen sehr schwer, sich selbst zu vergeben? Willkommen im Club, und sagen Sie es Gott. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Gott sich manchmal nicht blicken lässt? Sagen Sie ihm, wie sehr Ihnen das zu schaffen macht, und fragen Sie ihn, was es zu bedeuten hat. Das wird ihm nichts ausmachen. Falls Sie unsicher sind, ob Sie so mit Gott reden dürfen, so lesen Sie die Psalmen. Fangen Sie mit Psalm 88 an. Dann wird es Ihnen gleich besser gehen. Wer immer dieses lustige Liedchen geschrieben hat, war nicht gerade ein fröhlicher Geselle …

      Noch eine letzte Bemerkung zu diesem Thema und allgemeiner zu den Welten, die im Kontext des christlichen Lebens einander bekämpfen. Kürzlich trafen Bridget und ich eine junge Frau von nicht ganz zwanzig Jahren. Sie sah aus wie jemand, der den Rest seines Lebens verschoben hat, bis irgendein großes Problem gelöst ist. Genauso war es auch, wie sich herausstellte. Rachels Vater war gestorben, als sie acht Jahre alt war. Dieses Ereignis und die Gefühle, die es in ihr hervorrief, waren bei ihr nie richtig verarbeitet worden. Sie kam aus einer kirchlichen Familie, die sicherlich sehr fürsorglich war, die aber ebenso sicherlich nicht der Versuchung widerstehen konnte, die negativen Auswirkungen von Rachels Verlust »reparieren« zu wollen.

      Rachels Innenwelt war dunkel und voller Zorn und Enttäuschung, aber vielleicht vor allem voller Verwirrung. Was war los? Dieser Gott, von dem man ihr erzählt hatte, der sie doch angeblich liebte und sich um sie kümmerte und sich für jedes kleine Detail ihres Lebens interessierte, hatte ihr, als sie noch klein war, ihren Vater weggenommen. Warum? Warum hatte er sie so sehr im Stich gelassen, als sie ihn am dringendsten brauchte? Das war nicht richtig, es war nicht fair, und sie hätte ihm gerne genau gesagt, was sie von seinem verpfuschten, gedankenlosen Akt der Vernachlässigung hielt. Sie brauchte ihren Vater, hier und jetzt, damit sie mit ihm reden und ihn um seinen Rat bitten und sich in schwierigen Zeiten auf ihn stützen könnte.

      Die Welt, die jene wohlmeinenden Leute präsentierten, die Rachel im Lauf der Jahre Ratschläge erteilt hatten, sah ganz anders aus.

      Gott hat immer einen Plan, und obwohl wir es jetzt nicht verstehen können, wird das auch beim Tod von Rachels Vater so gewesen sein.

      Aus solchen Tragödien kann Gutes entstehen, Dinge, die die Liebe zunehmen lassen. Du wirst schon sehen.

      Gott hat ebenso gelitten wie sie selbst. Dieses Wissen wird ihr helfen, ihre Trauer zu verarbeiten.

      Jesus ist unser Fels, und sie sollte auf ihm und in ihm ruhen.

      Was mich wahnsinnig macht, ist, dass ich jedem dieser Gedanken zustimme und jedem, der bereit ist, sie zu hören, dasselbe sagen würde. Aber das ist genau der Punkt. Wenn etwas so Schlimmes passiert, muss erst einmal Zeit sein, damit der Leidende fühlen darf, was er fühlt, denken darf, was er denkt, sagen darf, was immer er zu Gott sagen möchte. So hatte ich es empfunden, als meine Großmutter starb. Dabei spielt es nicht die geringste Geige, ob der Schrei, den wir loslassen, theologisch fehlerhaft oder respektlos oder unlogisch oder einfach nur ein tränenreiches Gestammel ist. Das ist die Welt, in der wir uns befinden, und das ist die Welt, in der wir abgeholt werden müssen. Gott kommt damit klar. Ja, wie jedem guten Vater ist es ihm sogar lieber, wenn alles herauskommt, weil das für den Menschen, den er liebt, besser ist. Den Menschen da zu begegnen, wo sie sind, ist sozusagen seine Spezialität, wie Jesus bezeugen kann. Dieser Drang, Menschen zu »reparieren«, ist eine Krankheit der modernen Kirche. Wir können das nicht. Nur Gott kann es. Aber fällt uns das nicht unendlich schwer?

      Die Balance halten

      Die Balance zwischen ungeschminkter Ehrlichkeit und Vertrauen zu Gott zu halten kann eine trickreiche Sache sein. Aber »die Wahrheit wird euch frei machen«, wie Jesus so hilfreich sagte. Christliche Lieder sind häufig mit einem unverbrüchlichen Optimismus gesättigt, was eigentlich komisch ist, wenn man an die gegensätzlichen Stimmungen denkt, die in der Bibel zu finden sind. Aber es muss doch möglich sein, Verwundbarkeit mit Hoffnung und vorsichtigem Vertrauen zu verbinden. Mit dem folgenden Text habe ich es versucht. Er ist eine Ergänzung zu einer der schönsten Bitten im alten anglikanischen Gebetbuch. Was halten Sie davon?

      Erhelle unsere Dunkelheit

      Erhelle unsere Dunkelheit, so bitten wir dich, oh Herr,

       im Namen deines Sohnes Jesus Christus,

       denn wir wissen, es wird Nöte geben,

       ehe wir das Licht des Morgens sehen.

       Darum schütze uns, Herr, schütze uns, oh schütze uns

       vor den Gefahren der Nacht.

      Denn dass sie kommt, die Gefahr,

       das war von jeher klar,

       er hat es gesagt.

       Des Sohnes Leiden und

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